Acht cropped
Notruf zu wählen, holte Manuel gezielt mit seiner Faust aus und schlug mitten in das Gesicht von Andreas, der ohnmächtig zur Seite sackte.
Zehn Minuten später hatte sich die Situation merklich entspannt.
„Siehst du, Mutter, jetzt hat es sich endlich bezahlt gemacht, dass du mir jahrelang das Kickboxtraining finanziert hast .« Mit einem gezielten Schnitt durchtrennte Manuel die letzte Fessel von Daniel, sodass er sich endlich von seinem Stuhl erheben konnte und sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Armgelenke rieb.
»Gott sei Dank! «, sagte er leise und klopfte Manuel dankbar auf die Schulter. »Du warst unsere Rettung .«
Angelika Kellermann hatte Sonja in den Arm genommen und versuchte, sie zu trösten, als sie das Martinshorn in der Straße hörten. »Da kommt die Polizei, endlich .«
Marc hörte, wie ein Schlüssel in das Schloss der Tür gesteckt und umgedreht wurde. »Verdammt !« , sagte er zu sich selber, weil er sich darüber im Klaren war, dass es sich um Andreas handeln musste.
In den vergangenen Minuten hatte er sich immer wieder ausgemalt, dass über kurz oder lang die Polizei kommen würde, um ihn zu befreien. Sie würden die Tür aufbrechen, zu ihm eilen und eine bestürzte Polizistin würde ihn mit den Worten ~ Mein Gott, was mussten Sie alles ertragen !« trösten. Die Hoffnung, es könnte so oder ähnlich ausgehen, baute ihn auf und gab ihm Kraft, auch wenn ihm bewusst war, dass diese Vorstellung ziemlich albern war.
Die andere Möglichkeit wollte er sich gar nicht vorstellen. Wenn Andreas derjenige wäre, der als Nächster durch die Tür trat, dann war er verloren. Egal, was er mit ihm anstellte, es würde die Hölle für ihn werden.
Doch es war nicht Andreas, der durch die Tür des Desinfektionsraumes eilte.
Es war Daniel, gefolgt von vier Polizisten.
„Ach, du Scheiße! ", entfuhr es Daniel, als er den gefesselten, misshandelten Marc vor sich liegen sah. ~ Ist mit dir alles in Ordnung ?«
„Ich habe schon bessere Zeiten erlebt, das muss ich wohl zugeben. Aber bitte schnallt mich jetzt so schnell wie möglich los. Diese Fesseln haben sich in meine Haut eingeschnitten und tun höllisch weh .«
Zwei Polizisten durchtrennten die Leine, während Daniel seinem Freund erleichtert um den Hals fiel. »Du glaubst gar nicht, was in der letzten Stunde alles passiert ist!"
Marc warf die letzten Seilreste von sich, und ein Polizist stützte ihn, sodass er sich erheben und erleichtert seine Handgelenke reiben konnte. »Ich kann mir vorstellen, dass es ganz schön zur Sache gegangen ist, wenn ich mir dein Gesicht so ansehe. Alles okay mit dir ?« , fragte er besorgt, während er über seine geschwollene Wange strich.
„Na klar. Außer, dass ich einen Schneidezahn verschluckt habe."
Er grinste und zeigte dabei eine Zahnlücke.
Einer der umstehenden Polizisten lachte und sagte: „Einen schönen Menschen entstellt nichts. Trotz allem müssen wir uns jetzt auf dem Weg ins Krankenhaus machen. Dort haben sie bestimmt schon Nadel und Faden bereit, um Sie beide wieder zusammenzuflicken .« Marc und Daniel überhörten den leicht ironischen Unterton des Polizisten. Sie konnte sich vorstellen, wie befremdend es für einen Kommissar sein musste, mit einem derart heftigen schwulen Kriminalfall konfrontiert zu werden.
»Und dann müssen wir sie leider auch noch beide ausführlich befragen. Selbst wenn Andreas Neumann ein Geständnis ablegt, ist es notwendig, auch noch die Aussagen von ihnen beiden und Frau Neumann zu Protokoll zu nehmen .«
„Frau Neumann? Was ist denn mit Sonja ?«
Daniel beruhigte Marc. „Ihr geht es gut. Sie hat zwar einen gehörigen Schock bekommen, aber sie ist nicht verletzt."
Auf dem Weg ins Krankenhaus nutzten sie die Zeit, um sich gegenseitig von ihren Erlebnissen in den letzten Stunden zu berichten.
„Andreas hat euch doch bestimmt nicht freiwillig den Schlüssel zum Desinfektionsraum gegeben, oder ?« , wollte Marc wissen.
„Ehrlich gesagt, doch !« , antwortete Daniel. »Ich glaube, er war so verdattert, dass er von Manuel und Frau Kellermann überrumpelt worden ist und seine ganze Planung über den Haufen geworfen wurde, dass er einfach nur noch resignierte und das tat, was wir von ihm wollten. Die Polizei hatte ihn längst ruhiggestellt und Handschellen angelegt. Als er dann vor mir auf seinem eigenen Küchenstuhl saß und heulte, da tat er mir beinahe schon leid. Mit einem Mal brach sein ganzes Leben in sich zusammen, und ihm wurde klar, was er
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