Achterbahn ins Abenteuer - Labyrinth der Geheimnisse ; 1
geschlagen!“
Die Menschen lachten und zückten ihre Handys.
Darauf reagierte der Alte offenbar allergisch. „Sackzement, Schluss mit dem dämlichen Geknipse! Holen Sie lieber Ihre Karten für die Führung raus – aber heute noch, wenn’s geht!“
Führung? , wunderte sich Phil. Dann begriff er mit einem Mal. Aber natürlich! Er ist ein Touristenführer! Das ist alles nur Verkleidung, ein Nachtwächterkostüm. Klar, deshalb auch diese Waffe – eine Hellebarde!
[ Lösung ]
„Na warte“, murmelte Phil, „jetzt kitzle ich es aus dir heraus!“
Als die Touristen loszogen, heftete er sich an ihre Fersen.
Lunte führte sie zu einem Platz mit einem alten Galgen. Von dort tauchten sie in ein Gewirr aus düsteren Gassen ein.
Seltsame Gerüche schlugen Phil entgegen. Manche Häuser waren so schief gebaut, dass sich ihre Dächer berührten und man kein Stück Himmel sah.
„Du liebe Güte, ist das eng!“, schnaufte eine kugelrunde Touristin, die kaum zwischen den Hauswänden hindurchpasste. „Und wie verwinkelt das alles ist. Das reinste Labyrinth!“
Phil ergriff die Gelegenheit beim Schopf. „Herr Lunte, ich habe gehört, dass es hier irgendwo ein richtiges Labyrinth geben soll. Stimmt das?“
Der Alte wirbelte herum. Seine Narbe zuckte wie verrückt. „Du! Immer noch nicht im Bett?“
„Ein Labyrinth?“, hakte die rundliche Frau mit glänzenden Augen nach. „Wie geheimnisvoll! Erzählen Sie uns davon!“
„Ach, das sind doch alles nur Legenden“, sagte Herr Lunte.
„Erzählen Sie trotzdem. Bitte!“ Die Frau klimperte mit den Wimpern.
„Sie wollen es wirklich wissen, hm?“ Der Alte grinste schief. „Aber das ist alles nicht bewiesen …“
„Nun mal Butter bei die Fische“, forderte ein Tourist, der nebenher eine Schale Pommes mampfte.
Herr Lunte verzog verächtlich das Gesicht. Trotzdem begann er im Weitergehen zu raunen: „Wie ich am Galgen erwähnte, brach im dreizehnten Jahrhundert eine Schreckensherrschaft über Witterstein herein. Eine Zeit der Ausbeutung, Folter und nackter Gewalt.“
In der Ferne schrie ein Käuzchen. Phil spürte, wie sich ihm die Nackenhaare aufstellten.
„Die Menschen lebten in entsetzlicher Angst, bis eine Gruppe von Rittern beschloss, den Tyrannen zu trotzen. Sie gründeten einen Geheimbund: den Bund der Löwenritter. So die Legende.“
„Und das Labyrinth?“, fragte Phil begierig.
„Ja …“ Herr Lunte senkte die Stimme, bis sie einem Windhauch glich. Alle hingen an seinen Lippen, als er sagte: „Man munkelt, dass die Löwenritter ein gewaltiges, weitverzweigtes Labyrinth aus Geheimgängen schufen.“
„Wie? Unter Witterstein?“, rief Phil erstaunt.
„Auch oben in den Mauern. Überall um uns herum sollen sich Türen verstecken, die zu den Gängen führen. Und zu Räumen, die mysteriösen Zwecken dienten …“
Mit angehaltenem Atem verfolgte Phil, wie das Licht der Laterne über eine dunkle Mauer huschte. Konnte das wirklich wahr sein?
„Wollen Sie etwa sagen, dass Witterstein wie ein riesengroßer Adventskalender ist?“, fragte die rundliche Frau mit funkelnden Augen. „Mit lauter Türchen, hinter denen sich eine Überraschung verbirgt?“
Suchend watschelte sie die Hauswände entlang, dann blieb sie plötzlich stehen. „Oh, schauen Sie doch! Hier ist schon so ein Türchen! Nein, wie aufregend!“
Mit Blick auf die kleine Tür fügte sie beschwörend hinzu: „Sesam, öffne dich!“
Und wirklich: Die Klappe flog auf und ein Schatten schoss heraus. Mit einem Fauchen stob er davon.
Alle lachten. Die Frau war auf eine Katzenklappe gestoßen. Erschrocken rang sie nach Luft.
Herr Lunte grinste. „Vielleicht lagen Sie gar nicht mal so daneben. Sehen Sie …“ Er deutete auf einen grimmig dreinblickenden Löwenkopf über einem Torbogen.
„Laut meiner Theorie, ähm, ich meine natürlich, laut der Legende haben die Löwenritter die Geheimtüren mit Löwenfiguren versehen. Mit Wächtern aus Stein.“
Die Räder in Phils Kopf begannen zu rattern. Er hörte kaum noch, wie der Typ mit den Pommes sagte: „Ach, kommen Sie! An jedem dritten alten Haus auf der Welt hängt so ein Löwenkopp.“
„Richtig!“, entfuhr es Phil. „Das ist es!“
[ Lösung ]
„Muss nach Hause!“, rief er noch, dann sauste er davon.
Doch er rannte nur vier Ecken weiter. Dort duckte er sich in einen Hauseingang, zog sein Handy aus der Jackentasche und wählte mit bebenden Fingern Jagos Nummer. „Nun geh schon ran …“
„Sí?“, grüßte Jago
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