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Achtung, Gutmenschen!: Warum sie uns nerven. Womit sie uns quälen. Wie wir sie loswerden.

Achtung, Gutmenschen!: Warum sie uns nerven. Womit sie uns quälen. Wie wir sie loswerden.

Titel: Achtung, Gutmenschen!: Warum sie uns nerven. Womit sie uns quälen. Wie wir sie loswerden. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Bittrich
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Schriftsteller

7. Sie läuten die Glocken
    Genau wie die Forscher wünschen die Kirchen den Frieden. Bischöfinnen und Bischöfe, Pfarrerinnen und Pfarrer, Päpste, Priester und Pröbste ersehnen den Frieden von ganzem Herzen. Jedenfalls offiziell. Inoffiziell fällt es schwer zu leugnen, dass nur ein Krieg noch die Kirchenbänke zu füllen vermag.
    Egal, was für Fürbitten, Glockenläuten und Andachten veranstaltet werden: Im Frieden bleiben die Gläubigen aus. Nach dem 11. September hingegen konnten Kirchen jeglicher Couleur ungeahnte Besucherrekorde verbuchen. Erst mit verblassendem Schrecken verloren die Gläubigen wieder ihren Glauben.
    Einen erneuten, vielversprechenden Aufschwung brachte erst der Beginn des Irakkrieges. Nach der Gefangennahme Husseins jedoch war es bald nicht mehr nötig, die Kirchen für Menschrechtsfreunde und Friedensbeter offen zu halten. Es gab sie nicht mehr, oder sie beteten zu Hause. Das ist das Missliche: Das Gute braucht das Schlechte, um zu existieren.
    Ohne Krieg oder aktuellen Terroranschlag mangelt es den Predigten, Appellen und Friedensgebeten an Zugkraft. Das tägliche Glockenläuten (um 18 Uhr) für den Frieden musste bald nach dem offiziellen Ende des Irakkrieges wieder eingestellt werden, wenngleich die Zahl der Toten erst danach stieg und in Afrika weit blutigere Kämpfe ausbrachen.
    Friedensgebete ziehen nur, wenn ein Krieg mit amerikanischer Beteiligung und Liveübertragung stattfindet. Andere Waffengänge sind zu unklar, um Pazifisten zu mobilisieren oder Pfarrer zu animieren, ihr geliebtes «Zeichen zu setzen».
    Oder geht es auch anders, geht es auch leiser? Aber ja. «Der Mut zum Frieden kann sich auch darin zeigen, dass Menschen sich unermüdlich zur Versöhnung verpflichtet sehen», erklärt Bischöfin Jepsen.
    Na, bitte. Wir, Sie und ich, wollen auch gute Menschen sein. Dann haben wir also mal den Mut und fühlen uns unermüdlich der Versöhnung verpflichtet! Das tut gut!
    Bosheiten für Gutmenschen
Wir verlinken unseren Gutmenschen mit bessereweltlinks.de. Dort muss er seinesgleichen gegenübertreten, Dialogbereitschaft vortäuschen und sich über Themen austauschen wie Antifaschismus, Eine Welt, Frauen, Frieden, Globalisierung, Konfliktregionen, Kultur, Menschenrechte, Militär, Nachhaltigkeit.
Von UNICEF, den mundmalenden Blinden und dem SOS-Kinderdorf bekommt unser Gutmensch schon regelmäßig Post. Jetzt bitten wir in seinem Namen noch um die regelmäßige Übersendung von Informationsmaterial und Spendenaufforderungen von Amnesty International, Terre des Hommes, Human Rights Watch und der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte. Man kann niemals gut genug sein!
    Das gemeine Geschenk
Wir bemalen ein altes Bettlaken mit Tauben und Friedenssymbolen sowie den Aufschriften «Pax, Pace, Peace» und so weiter und schenken es unserem guten Menschen. «Es wäre ein tolles Signal, wenn du es vom Balkon oder aus dem Fenster hängst.»
Niemand erträgt mehr als zehn Friedensgedichte hintereinander. Wir spenden gleich fünfzehntausend davon, Resultat eines aus dem Ruder gelaufenen Internet-Wettbewerbs. Zu Beginn des Irakkrieges überreichten Vertreter der Künstlerinitiative «Poets Against the War» die CD mit 15   000 Anti-Kriegs-Gedichten an verschiedene Regierungsvertreter, in Deutschland an die damalige Kulturstaatsministerin Christina Weiß, die bald darauf amtsmüde wurde und ein Jahr später abgelöst werden musste.
    Böse Sprüche für gute Menschen
    «Das Sonderbare ist die absolute Sicherheit, mit der Menschen über Dinge urteilen, von denen sie wenig verstehen, und der Grad der Aggression, der dabei zum Vorschein kommt.» Walter Laqueur, Publizist
    «Die Anti-Kriegs-Märsche gehorchen demselben Muster, das mit der schalen Trauer für Lady Diana entstand. Dass es ihnen an Inhalt fehlt, ist vielleicht das Beste, was man über diese Ereignisse sagen kann.» Lawrence Norfolk, Schriftsteller
    «Das erste Ziel der Masse ist ihr eigenes Wachstum. Der Protestzug ist sich Ziel genug, er demonstriert Macht, ohne sie zu haben.» Wolfgang Sofsky, Soziologe

8. Sie fürchten Kriegerdenkmale
    Es stehen noch Kriegerdenkmale in Deutschland, schwer abreißbare Klötze, von denen einige zurückgehen bis zu den napoleonischen Feldzügen oder gar bis zum Dreißigjährigen Krieg. Auf den wenigsten werden soldatische Tugenden gepriesen. Falls es so ist, haben Gutmenschen daneben erläuternde Schilder aufgestellt, die mahnen, warnen und zum Frieden aufrufen. Meist

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