Achtung, Gutmenschen!: Warum sie uns nerven. Womit sie uns quälen. Wie wir sie loswerden.
werden mit den Denkmalen ohnehin nicht Krieger verherrlicht, sondern Gefallene betrauert.
Doch selbst das kann guten Menschen nicht behagen. Für einen guten Menschen haftet jedem Grabstein eines heimischen Soldaten etwas Beschämendes an. Das verhält sich in Deutschland so, denn hier bleibt Krieg mit Niederlage, Zerstörung und Schuld verbunden. In den benachbarten Ländern ist es anders. Da bedeutet Krieg Befreiung und Sieg. In Frankreich und in der angelsächsischen Welt gedenkt man der Siege mit volksfestartigen Militärparaden. Krieg gilt als gelegentlich notwendig und wird verbunden mit dem Triumph der gerechten Sache.
In Deutschland ist guten Menschen bereits der diskrete «Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge» verdächtig, weil er die Gräber von Gefallenen pflegt. In den Nachbarländern hingegen besucht man zu den Jahrestagen unverhohlen Heldenhaine und Totenburgen und legt in rituellen Feiern Kränze nieder, am liebsten an den Monumenten verehrter Generäle. In England zum Beispiel pilgert man zum Denkmal von «Bomber-Harris», unter dessen Kommando Dresden zerstört wurde.
Was sollen Gutmenschen, die als friedlich gelten wollen, von der Verehrung dergleicher Helden halten? Am besten signalisieren sie gedämpftes Verständnis und verhalten sich neutral. In Deutschland umfahren sie vergleichbare Denkmale weiträumig; schon in ihrer Nähe gesehen zu werden könnte peinlich sein. In den Ländern der Alliierten, auf dem Friedhof von Arlington oder im Dome des Invalides, studieren Gutmenschen mit stummem Unverständnis, welche soldatischen Heldentaten verehrt werden.
In London entdecken sie am Hyde Park das Monument für die im Zweiten Weltkrieg gestorbenen tierischen Helden: Hunde, Pferde oder Brieftauben, die für Britannien Kriegsdienst leisteten. All das kommt ihnen ein bisschen rückständig vor. Irgendwie sind sie weiter. Fortgeschrittener. Friedlicher. Die anderen Völker müssen noch etwas lernen von den deutschen Gutmenschen.
Bosheiten für Gutmenschen
Wir gründen eine Initiative zum Abriss eines Soldatendenkmals. Initiative gründen heißt immer: einen Brief an die zuständige Behörde aufsetzen und hundert Unterschriften erfinden. Unser guter Mensch soll als Hauptinitiator die Verantwortung übernehmen. Wir überreichen ihm schon mal eine selbstgefertigte Urkunde sowie die bei eBay günstig erworbene Doppel-LP Künstler für den Frieden mit Franz Josef Degenhardt, Klaus Hofmann, André Heller, Ludwig Hirsch, Udo Lindenberg und Erika Pluhar, von denen die meisten den Frieden schon erreicht haben.
Das gemeine Geschenk
Wir erwerben ein Autogramm des Friedensliebhabers Franz Alt, überreichen es aber besser nicht persönlich, sondern schicken es per Post. Unseren Absender schreiben wir nur dann auf den Brief, wenn wir weit genug weg wohnen. Schließlich möchten wir für direkte Racheakte des Beschenkten unerreichbar sein.
Wir bestellen ein Plakat bei shop.friedenspaedagogik.de. Besonders hübsch das Poster «Versöhnung», das «Fragen auf dem Weg zu Neuanfang und Versöhnung visualisiert», oder die günstigen Restposten «Globale Gefährdungen; Problemfelder und Auswege» und «Sicherheitspolitik im neuen Europa».
Böse Sprüche für gute Menschen
«Soldaten werden gebraucht. Wenn sich 1939 die Pazifisten durchgesetzt hätten, hätte Hitler die ganze Welt erobert.» Louis Begley, Autor
«Wie kann eine Position der Gewaltfreiheit den Sieg der nackten Gewalt einfach hinnehmen?» Joschka Fischer, Politiker
«Ich warne vor der Feigheit der präventiven Kapitulation. Wir alten Europäer, die den Krieg verabscheuen, müssen selbst gefährlich werden, um den Frieden zu wahren.» Manès Sperber, Autor
9. Sie pilgern zum Dalai Lama
Der Dalai Lama weiß selbst nicht, ob er wirklich die Reinkarnation des dreizehnten Dalai Lama ist. Doch dass er die Inkarnation des idealen Gutmenschen ist, wird außer ihm niemand bezweifeln. Er ist ein fernöstlicher Mönch und zugleich ein Typ zum Knuddeln. Er hat den tibetischen Buddhismus bis in die tiefsinnigsten Untiefen studiert und lacht doch so übermütig über schlichte Scherze, dass der ganze Saal kichert. Unter all den zwielichtigen Friedensnobelpreisträgern ist er der Einzige, der so etwas wie inneren Frieden ausstrahlt.
Er ist die Identifikationsfigur für den Frieden schlechthin. Wenn ihm zehntausend Zuschauer bei einem Kongress in München zujubeln oder zwanzigtausend im Hamburger Center Court, dann sind all diese Menschen uneingeschränkt
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