Achtung, Gutmenschen!: Warum sie uns nerven. Womit sie uns quälen. Wie wir sie loswerden.
für den Frieden. Sie glauben an das alte Tibet als Land des liebevollen Miteinanders, als Reich der Reinheit und der glücklichen Einfachheit, der goldenen Weisheit und der Harmonie zwischen Mensch und Natur.
Allerdings hatte Tibet bis zum Einmarsch der Chinesen ein antidemokratisches mittelalterliches Rechtssystem; es litt immer noch unter dem jahrhundertealten Glaubensstreit zwischen Rotmützen und Gelbmützen, zwischen Orthodoxen und Liberalen. Es blickte zurück auf eine Tradition der Priesterkönige («Dalai Lamas»), die es an Korruption und Dekadenz, an Unterdrückung und blutigen Machtkämpfen mühelos mit der Geschichte der Päpste aufnehmen könnte.
Davon ist allenfalls das Luftgewehr geblieben, mit dem der Dalai Lama auf Habichte schießt, denn andere Vögel hat er lieber. Vielleicht ist davon auch sein rigoroses Vorgehen geblieben gegen die Verehrung der Schutzgottheit Dorje Shugden, deren Verbot er Mitte der neunziger Jahre mit Hausdurchsuchungen und Entlassungen durchsetzen ließ. Er kann ja nicht immer friedlich sein.
«Mir reißt ziemlich schnell der Geduldsfaden», gesteht der Dalai Lama, «das habe ich von meinem Vater geerbt.» Er hält es für nötig, Terroristen mit Gewalt zu bekämpfen; er hält Kriege für gerechtfertigt, wenn sie, wie in Kambodscha oder gegen Hitler, mehr Übel vernichten als anrichten.
Sonderbar! Das müssen Gutmenschen erst mal verdauen. Oder gleich wieder vergessen. Denn sie haben ihre Sehnsüchte. Und die projizieren sie gern auf ein fernes Land, auf eine ferne Zeit, auf eine ferne Figur. Wenn der Dalai Lama ihnen zuwinkt oder sie ihm, dann dürfen sie, ebenso wie seine Groupies, die reiferen Damen, gern mal so richtig in Verzückung geraten.
Wenn er dann zu einer seiner langatmigen Belehrungen ansetzt, nicken sie sanft ein. Sie atmen den Frieden des Dalai Lama. Dieser Friede soll mit ihnen sein, wenigstens bis sie draußen entdecken, dass jemand ihren Wagen zugeparkt hat.
Bosheiten für Gutmenschen
Eigentlich sind alle folgenden Bekenntnisse liebenswert. Und doch, in ihrer Fülle und geistigen Durchdringung wirken sie sonderbar abschreckend. Es sind Bekenntnisse von Filmstars. Vorher wollen wir aber daran erinnern, dass Michael Schumacher im Jahre 2001 als erster Formel-1-Weltmeister im winzigen Schweizer Weinberg des Dalai Lama (zwei Quadratmeter, vier Rebstöcke) bei der Traubenlese half. Eine edel-faule Art, den Frieden zu fördern.
Auch die folgenden Stars engagieren sich in vergleichbarem Maß für die friedlichste Religion der Welt. Kurt Russell: «Buddhismus ist erotisch», Robert Downey Jr.: «Der Dalai Lama hilft gegen Alkohol», Leonardo diCaprio: «Ich liebe buddhistische Klöster», Tina Turner: «Der Buddhismus gab mir neue Kraft», Richard Gere: «Ich liebe die feine Ironie des Dalai Lama», Goldie Hawn: «Ich habe einen eigenen buddhistischen Altar», Harrison Ford: «Der Dalai Lama ist einfach nett», Bernardo Bertolucci: «Auch ich wurde wiedergeboren», Oliver Stone: «Der Dalai Lama ist ein Freund unserer Filmindustrie», Don Johnson: «Buddhismus ist gut gegen Sucht», Brad Pitt: «In Hollywood hilft überhaupt nur noch Buddha», Sharon Stone: «Das ist noch besser als Scientology.»
Das gemeine Geschenk
Wir überreichen das T-Shirt mit zwei sich gegenüberstehenden Panzern und dem Schriftzug «Bis einer heult», Neupreis rund dreißig Euro. Gebraucht extrem günstig in allen Größen bei eBay, allerdings leicht verwaschen. Bei kleinen Größen erklären wir: «Das hat der Dalai Lama getragen.» Bei Übergrößen: «Das trug Michael Moore bei seiner letzten Deutschland-Tournee.»
Das Buch Die Geschichte der Dalai-Lamas von Roland Barraux. Der Historiker Barraux hatte als französischer Botschafter in Nepal ausgiebig Zeit für Geschichtsstudien. Er entdeckte den im Westen weniger bekannten machtpolitischen Aspekt der Institution des Dalai Lama – samt einer reichen Tradition von Korruption, Dekadenz und Kämpfen um das Amt des Priesterkönigs. Selbst romantische Gutmenschen hegen nach der Lektüre ein wenig Verständnis für die Haltung Chinas zum besetzten Land.
Böse Sprüche für gute Menschen
«Kriege wird es geben, solange das Nebennierenmark Adrenalin produziert.» Henry Louis Mencken, Autor
«Seit ich weiß, dass Wölfe Vegetarier sind, bin ich Pazifist.» Yves Montand, Chansonnier
«Die militärischen Kriege sind nur die Erweiterung dessen, was die ganze Zeit in Ihnen vorgeht. Warum tobt in Ihnen ein Krieg? Weil Sie nach Frieden
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