Achtung, Gutmenschen!: Warum sie uns nerven. Womit sie uns quälen. Wie wir sie loswerden.
hättest du tausend Goldstücke haben und eine ganze Herde Pferde kaufen können! Jetzt hast du gar keins mehr. Was für ein Unglück!» – «Ob das ein Unglück ist oder ein Glück, wer weiß das jetzt schon?», sagte der Bauer. «Es ist, wie es ist.»
Wieder eine Woche später war das Pferd wieder da. Aber nicht allein – es hatte eine ganze Herde Wildpferde mitgebracht. «Was für ein gesegneter Mann du bist!», riefen die Leute im Dorf. «Das Schicksal meint es gut mit dir! Sieh doch, was für ein Glück du hast!» – «Ob das ein Glück oder Unglück ist», sagte der Bauer, «wer weiß das jetzt schon?»
Sein Sohn musste die Pferde zureiten. Das ging auch gut – bis ein wilder Rappe ihn abwarf. Der Sohn brach sich das Bein. «Du bemitleidenswerter Mann!», riefen die Leute. «Dein einziger Sohn ist ein Krüppel. Was für ein Unglück du hast!» – «Ob das ein Unglück ist oder ein Glück», sagte der Bauer. «Wer weiß das jetzt schon? Es ist, wie es ist.»
Krieg brach aus gegen Österreich. Friedrich der Große brauchte Soldaten. Jeder Sohn des Dorfes in der Lausitz wurde eingezogen. Nur der Sohn des Bauern nicht. Der hatte ja ein gebrochenes Bein. «Du beneidenswerter Mann!», riefen die Leute. «Als Einziger behältst du deinen Sohn! Was für ein Glück du hast!» – «Ob das ein Glück oder Unglück ist», sagte der Bauer, «wer weiß das jetzt schon? Es ist, wie es ist.»
Friedrich der Große gewann den Krieg. Die Söhne kehrten mit Schätzen heim. «Armer Mann!», riefen die Leute im Dorf. «Du gehst leer aus! Was für ein Unglück für dich!» Der Bauer sagte: «Glück oder Unglück, wer weiß? Es ist, wie es ist.»
Ein Bote kam. Denn die Söhne des Dorfes hatten im Feld von dem weisen Bauern erzählt. Nun wurde er nach Berlin berufen: als Berater Friedrichs des Großen. «Glücklicher, auserwählter Mann!», riefen die Leute im Dorf. «Der König ruft dich!»
Der Bauer zog an den Hof nach Potsdam. Ob das ein Glück oder Unglück war? Nun, dort stellte sich rasch heraus, dass der Bauer nur zwei Sätze beherrschte: «Ob das ein Unglück ist oder ein Glück, wer weiß das jetzt schon?» Und: «Es ist, wie es ist.»
Weil er diese Phrase unablässig wiederholte, waren die Nerven am preußischen Hof bald überstrapaziert, und Friedrich der Große ließ ihn köpfen. Das wurde allgemein als große Erleichterung empfunden. Und nun war es wirklich ein Glück.
Spuren im Sand
Aus Neuseeland
Eine fromme, arme Frau hatte eines Nachts einen Traum. Sie träumte, sie ginge am Strand spazieren. Und während sie durch den Sand ging und das Meer rauschte, sah sie die Szenen ihres Lebens vorbeiziehen. Ja, es schien ihr, als durchschritte sie noch einmal ihr ganzes Dasein.
Und als sie nun zurückblickte, da sah sie zwei Spuren im Sand: Die eine war ihre eigene Spur, und die andere? War das womöglich die Spur des Schutzengels, der sie begleitet hatte? Die Frau sah genauer hin: Nanu! Da waren ja nicht immer zwei Spuren! Manchmal hatte sich nur eine einzige Spur in den Sand gedrückt! Und ihr fiel auf, dass dies stets zu Zeiten von Angst und Verzweiflung in ihrem Leben so war.
Nun rief sie ihren Schutzengel herbei und fragte: «Du, mein Schutzengel, ich sehe gerade, dass in den trübsinnigsten Zeiten nur eine einzige Fußspur zu sehen ist! Als mein Schutzengel hättest du aber stets bei mir sein sollen! Warum hast du mich alleingelassen, wenn ich dich am nötigsten brauchte!»
Da antwortete ihr der Engel: «Du warst nie völlig allein. Wenn du nur eine Spur im Sand siehst, dann deshalb, weil du in dieser Zeit getragen wurdest!»
«Oh, danke!», hauchte die Frau beschämt.
«Danke nicht mir», sprach der Engel. «Denn in den düsteren Zeiten hat dich ein Kräftigerer getragen als ich. Der, der dich auch in diesem Augenblick in seinen Armen hält: der Teufel. Er nimmt dich mit in seine Heimat. Von mir alles Gute für deinen weiteren Weg, und toi, toi, toi!»
Der Professor und der Mönch
Chinesisches Gleichnis
Ein Professor wanderte weit in die Berge, um einen berühmten Zen-Mönch zu besuchen. Als er ihn gefunden hatte, stellte er sich höflich vor, nannte seine akademischen Titel und bat um Belehrung.
«Möchten Sie Tee?», fragte der Mönch.
«Sehr gern», sagte der Professor.
Der alte Mönch schenkte Tee ein. Die Tasse war voll, doch der Mönch schenkte immer weiter ein, bis der Tee überfloss und über den Tisch auf den Boden tropfte.
«Genug!», rief der Professor. «Sehen Sie denn nicht, dass
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