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Achtzehn: Horror-Novelle

Achtzehn: Horror-Novelle

Titel: Achtzehn: Horror-Novelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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hatte den Vogel scheinbar fasziniert betrachtet, während sie ihre Strickjacke ausgezogen hatte. Dabei Herrn König anzuschauen, hatte sie nicht gewagt.
     
     

6
     
    In den kommenden Wochen war Martina Kreisig häufiger krank gewesen, in immer kürzeren Abständen und für immer längere Zeiträume. Der Stress, natürlich, deutlicher konnten die Anzeichen ja wohl kaum sein. Darauf, dass es ganz einfach ungesund war, fett und faul zu sein, kam natürlich niemand. Und darauf, dass Nora jedes Mal, wenn sie Martina ihren Kaffee brachte, ein wenig Abflussreiniger aus dem Spülschrank hineinkippte, selbstverständlich auch nicht.
    Nora: Zwei, Fette Wachtel: Null.
     
    Seit sie wusste, dass Herr König sie ebenfalls liebte, ging sie fünf Mal die Woche ins Fitnessstudio. Ein perfekter, straffer Körper war schließlich das Mindeste, was sie ihm bieten konnte. Und sie war glücklich wie ein Goldgräber, der in einem alten Bergwerk doch endlich den legendären Schatz findet, nachdem er achtzehn Jahre lang vergeblich im Dreck geschürft hat. An manchen Tagen war sie so außer sich, dass sie Mühe hatte, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren, die, ganz nebenbei bemerkt, wesentlich schneller vonstatten ging, seit Martina nicht mehr da war und sie das Ablagesystem der Wachtel komplett durch ihr eigenes, funktionierendes ersetzt hatte.
     
    Herr König rief sie nun häufiger zu sich, und obwohl sie ganz sicher hervorragende Arbeit leistete, wusste sie doch dass der eigentliche Grund dafür ein anderer war. Das Jäckchen trug sie nun im Büro gar nicht mehr, obwohl es langsam kühler wurde. Stattdessen trug sie Tops, vorzugsweise solche mit Spaghettiträgern, welche ihre Schultern und die schlanken Arme jederzeit seinen Blicken preisgaben.
     
    Doch Herr König war geduldig - er genoss es sichtlich, sie quälend lange hinzuhalten. Er tat nun so, als ignoriere er ihre bloßen Schultern und schlanken Arme, und den ganzen wundervollen Rest, doch aus den Augenwinkeln bemerkte sie, dass er sie beobachtete, taxierte, einschätzte. Sich höchstwahrscheinlich die Dinge ausmalte, die er sie tun lassen würde, langsam und gemächlich, während er zusah. Mit sich selbst, und vielleicht auch mit einem anderen Mädchen?
     
    Er ließ sie warten. Endlose, stickige Tage, während der Herbst ging und der Winter kam. Nie überschritt er die Grenze, sagte den Satz, den sie herbei flehte, in diesem beiläufigen Plauderton, der dennoch befehlend war und keinen Widerspruch duldete. Er würde mit ihrem Top anfangen.
    “ Ziehen Sie das aus.” würde er sagen. Keine Bitte, sondern eine Anweisung. Und sie würde dem Befehl auf der Stelle nachkommen, würde fühlen, wie die kühle Luft über die kleinen Härchen ihrer Arme und ihres nackten, flachen Bauchs strich. Dann würde sie nach und nach den Rest ausziehen und reglos dastehen, einer bebenden Statue gleich, nur für ihn. Dann, nach einer Weile, würde er sich abwenden und sagen:
    “ Sie können gehen.”, denn das sagte er immer, wenn sie in seinem Zimmer fertig waren.
     
    Doch er überschritt diese Grenze nicht. Wochenlang ließ er sie
    zappeln, ließ die Intimität, die sie genossen hatten an jenem Vormittag des Achtzehnten Juni zurückgleiten ins Nichts einer vagen Vermutung. Doch sie bewahrte die Erinnerung an das Jäckchen über der Lehne des Stuhls am Konferenztisch. Hätte sie Tagebuch geführt, hätte sie ihre Gefühle in feurigen Worten auf dem Papier festgehalten und sie jeden Tag aufs Neue abgeschrieben, bis sie sie auswendig konnte. Doch sie befürchtete, dass Worte nicht ausreichen und eines Tages ebenfalls zu schalen Hülsen verblassen würden.
     
    Sie masturbierte nun mehrmals täglich, mit der Regelmäßigkeit einer trainierenden Leistungssportlerin. Für sie war es jedes mal eine Art keusche Huldigung an ihn , während der sie sich vorstellte, was hätte passieren können , in diesem Zimmer, und was ganz sicher eines Tages auch passieren würde . Nur wann?
     
    An den meisten Tagen im Büro hielt sie es kaum bis zur Mittagspause aus und verschwand oft schon am Vormittag für ein paar Minuten auf der Damentoilette. Ihre vorherrschende Fantasie blieb die mit dem Boot, auf welchem sie hilflos gefesselt auf die stürmische See hinaustrieb, doch manchmal, besonders wenn sie abends in ihrem Bett lag (an Büchern oder Fernsehen hatte sie längst jegliches Interesse verloren - was gab es auch zu lesen oder anzuschauen, was dem wunderbaren Film in ihrem Kopf auch nur ansatzweise etwas

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