Achtzehnprozentiges Grau: Die Flucht (German Edition)
sexy Engel lächelte. Jetzt sah er wie ein Dämon aus. Er hatte wirklich schöne Augen. Sie hatten die Farbe von Vollmilch-Schokolade. War das überhaupt eine Farbe? Jedenfalls war es der beste Vergleich, der ihm einfiel. Vollmilch-Schokolade mit langen Wimpern. Logan hob eine Hand und strich mit einem Finger über die Lippen des sexy Engels. Er zog die untere leicht herunter und ließ sie dann mit einem „Plop“ zurückschnellen, als sein Finger zu tief hineinrutschte. „Wunderbar“, hauchte er.
„Du bist nicht tot”, sagte der Engel.
Logan spürte wieder das Zusammenziehen seiner Brauen. Moment mal. Bedeutete das etwa … „Also bist du gar kein Engel?”
Der andere Engel, den er gerade noch aus dem Augenwinkel erkennen konnte, begann zu lachen. Der sexy Engel lächelte. „Nein, ich bin kein Engel.“ Er drehte sich zu seinem Nicht-Engel-Assistenten um und sagte: „Gib mir mal dein Notverbandszeug.“
J AMES fand einfach nicht wieder in die Realität zurück. Seit er gesehen hatte, wie Kandy Melore auf Matt geschossen hatte – auch wenn sie ihn nur am Bein getroffen hatte – kam es ihm so vor, als hätte er die Verbindung zu allem verloren, was außerhalb seines eigenen Kopfes passierte. Und Matts Kopf. Er konnte ihn immer noch in sich spüren. Bewusstlos, aber am Leben, trieb Matt einfach so dahin.
James wollte am liebsten die Realität hinter sich lassen und es den Soldaten um sie herum aufbürden, sich um Matts Sicherheit zu kümmern – er spürte wie besorgt sie waren und wie kompetent –während er einfach nur versuchte, die Ereignisse zu verarbeiten. Matt war fast gestorben. Seinetwegen. Wie in einem schlechten Liebesroman (die er natürlich nicht las), konnte James nicht anders, als sich zu fragen, ob Matt ohne ihn nicht besser dran wäre. Im Moment kam es ihm so vor, als wäre Matts Lebenserwartung wesentlich höher, wenn James nicht mehr da wäre. Matts Lebenserwartung war ihm plötzlich wesentlich wichtiger als seine eigene.
Es war still im Skimmer. Der Sanitäter (Bollinger?) hatte für Matt getan, was er konnte und hatte ihn dann mit James allein gelassen, um nach dem anderen Mann, Van, zu sehen. Van und der Sanitäter unterhielten sich leise, aber die Soldaten, die die geöffnete Luke des Skimmers überwachten und die Soldatin, die ihre Ausrüstung überprüfte, waren still und wachsam. James konnte von dort, wo er saß, weder den Piloten noch den Copiloten sehen. Er saß auf dem Boden, lehnte am hinteren Lagerabteil und Matts Kopf lag in seinem Schoß. In einem Skimmer gab es nicht viel Komfort; nur nutzbaren Raum. Wenigstens konnte Matt auf einer Trage liegen.
Wieder einmal hatte Matt einen Medikamentencocktail bekommen, von dem er auch nach dem Aufwachen noch groggy sein würde. Diesmal hatte wenigstens jemand den Sanitäter vorher auf Matts Überempfindlichkeit gegen Medikamente hingewiesen. James betrachtet Matts Gesicht und strich ihm mit den Fingern die hellen Haarsträhnen aus der Stirn.
Ach verdammt. Sie würden darüber sprechen müssen. James konnte so nicht weitermachen. Wenn er sich schon mit dem Gefühl herumschlug, für Matt eine Gefahr und eine Belastung zu sein, dann wollte er sich wenigstens sicher sein, dass Matt in auch wollte. Er wusste nicht einmal, ob er damit fertig werden konnte, wenn Matt ihn wollte. Aber er wusste, dass er ohne Matt so ziemlich gar nichts tun konnte.
Er wünschte sich, dass Matt bei Bewusstsein war, lebte und redete. Er wünschte es sich mehr als alles andere.
D ER große, dusselige Miliz-Soldat kam langsam wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Vielleicht. Wie war noch mal sein Name? Logan.
„Logan?”
„Sir?”
Laslo verdrehte die Augen. Hallo. Hier spricht der Feind . Nun, theoretisch waren sie Feinde, praktisch wahrscheinlich nicht. „Fühlen Sie sich besser?”
„Ähhh. Ja?”
Nicht sehr überzeugend. Laslos Nacken juckte mit jeder Sekunde mehr. „Was halten Sie davon, nach Oregon umzuziehen?”
„Bin dabei.”
Das klang ein wenig vorschnell. Aber er hatte keine Lust, darüber zu diskutieren, solange sie sich auf feindlichem Gebiet befanden und auch noch das Flugverbot verletzten. Sie konnten jeden Moment Besuch von Leuten bekommen, die die Armbinde der RIA trugen.
Und zur Hölle mit der Anweisung, sparsam mit Medikamenten und Verbandszeug umzugehen. Er behandelte einen feindlichen Soldaten, weil er im Gefecht zu ihnen gehalten hatte. Und weil Laslo eben manchmal die Regeln zur Hölle schickte. Meistens wurde
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