Achtzehnprozentiges Grau: Die Flucht (German Edition)
sehr gut in Abrissmaßnahmen.
Einmal auf dem Boden, konnte Laslo sehen, dass Dyson mit Lieutenant Ayala keine nennenswerten Fortschritte machte. Der Kerl hatte seinen Kopf immer noch in Matts Nacken vergraben, was Bollinger daran hinderte, Matt ordentlich durchzuchecken. Laslo grinste. Ein Med-Bot wäre mit dieser Situation niemals zurechtgekommen.
„Lieutenant Ayala!”, bellte Laslo.
Ayala sah auf. Dann seufzte er, legte Matt vorsichtig auf den Boden und stand auf. Während Bollinger sich um Matt kümmerte, überwachte Ayala jeden seiner Handgriffe. Ayala selbst hatte eine oberflächliche Schnittwunde auf der Stirn und eine etwas tiefere am Arm. Laslo streckte die Hand aus und zog einen Granatsplitter heraus. Ayala sah unbewegt auf seinen Arm hinunter und dann wieder zu Matt.
„Er ist okay, ich weiß. Es ist nur ...“
„Wollen Sie nicht salutieren?“, fragte Laslo, mehr aus Neugierde als aus Verärgerung. Die SOUF war ein ziemlich informeller Zweig des Militärs. Und er war ein besonders informeller Offizier.
„Sind Sie nicht auch ein Cousin von Matt?“, fragte James verwirrt. Seine Augen flogen sofort zu Matt zurück.
„Ja.“
„Dann nicht.“ James war so sehr auf Matt fixiert, dass er Laslo kaum beachtete.
„Oh, noch ein Cousin“, sagte die Nonne in angewidertem Tonfall. Laslo sah zu ihr hinüber. Sie hielt Matts Hand und sah auf ihn hinunter.
Was zum Teufel? Er wandte sich Dyson zu, der in Habachtstellung da stand.
„Sir, die RIA –“
„Du bist noch kein Soldat.“
„Ich übe, Sir.“
„Halt den Mund, Dyson. Lass den Blödsinn und sag mir einfach, was hier passiert ist.“
Dyson sah enttäuscht aus. Aber er ließ das Militär-Gehabe sein. Abgesehen davon, dass er es nicht über sich brachte, bequem zu stehen.
„Sie haben uns überrascht – Van liegt wahrscheinlich irgendwo am Ufer. Sie haben ihn ausgeschaltet.“
„Leondri erkundet die Gegend. Sie wird ihn finden. Ist er tot?”
„James sagt nein.“
„Ist er nicht“, warf James geistesabwesend ein. Laslo starrte ihn kurz an, aber James hatte seinen Blick schon wieder auf Bollinger gerichtet, der Matt gerade einen Verband anlegte.
Laslo sah Dyson an und hob eine Augenbraue. Dyson hob zur Antwort beide Augenbrauen.
Dyson hielt den Mann also für vertrauenswürdig. „Weiter”, seufzte Laslo. Dyson erstattete ihm Bericht, mit allen Details, die Laslo nicht unbedingt interessierten, aber Laslo ließ ihn fortfahren, bis er zu der Stelle mit dem rothaarigen RIA Soldaten kam.
„Er hat die Granate eingesetzt?“
„Ja.“ Dyson klang genauso verwirrt wie Laslo sich fühlte.
„Er hat um Extraktion gebeten“, warf James ein. Er hatte sich nach vorn gebeugt, um Bollinger dabei zu helfen, Matt in den Transportkorb zu legen. „Er ist schwul. Wir sind ihm in der Nähe von Cambridge begegnet. Ich vertraue ihm“, fügte James hinzu und sah Laslo schließlich doch an.
„Ich wahrscheinlich auch, unter diesen Umständen. Wo ist er?“
James sah ihn ausdruckslos an. Dann drehte er sich wieder zu Bollinger, der gerade mit der Fernbedienung den Transporthaken aus dem Skimmer herabließ.
„Ihr meint Logan, oder?“ Die Nonne sah James an. Er nickte abwesend, während er den Transportkorb mit Matt am Haken befestigte. Bollinger sah ihm gleichermaßen gelangweilt und genervt zu. „Mehr weiß ich nicht. Nur seinen Vornamen. Und er ist auch schwul, glaube ich.“ Klang sie etwa resigniert?
„Er ist drüben in der südöstlichen Ecke des Lagers“, unterbrach Dyson Laslos Gedanken. „Die Explosion hat ihn umgehauen. Er ist bewusstlos. Mehr konnte ich nicht herausfinden, bevor der andere Kerl mich angefallen hat.“
Das war auch noch so eine Sache. „Du hast gesagt, es war eine Störgranate. Eine Stör-Splittergranate?“ Dyson nickte. Das erklärte James’ oberflächliche Wunden. Die Splitter waren unangenehm, aber nicht gefährlich. Der meiste Schaden wurde durch die Zerstörung der Waffen angerichtet. „Warum gab es so eine enorme Explosion?“
„Die Frau – Kandy Melore – hat genau in dem Moment auf Matt geschossen, als die Granate losging.“ Dyson schluckte und sah leicht grünlich aus, aber er hielt Laslos Blick stand.
„Das hat wohl ihren Laser explodieren lassen?“ Laslo versuchte, nicht über die Leichenblässe seines kleinen Bruders zu lachen. Es war sicher schrecklich anzusehen gewesen. Obwohl er natürlich gar nicht hätte hinsehen dürfen. „Hast du zugesehen? Warum hast du deine Augen nicht
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