Achtzehnprozentiges Grau: Die Flucht (German Edition)
Privatunternehmen, das Agenten in die Rote Zone schickte, um ethische Flüchtlinge zu extrahieren. Die meisten Leute mussten eine Petition an die Blaue Untergrundorganisation für Assistierte Extraktion stellen, bevor der Bundesgerichtshof der Blauen Staaten von Amerika der Mission zustimmte, aber bei Mitgliedern des Militärs war das etwas anderes. Da James sich nicht länger in einem Gefangenenlager oder einem Umerziehungslager befand, musste die QESA ihn extrahieren, oder er musste es alleine schaffen. Aber da er zum Militär gehörte, konnten die Blauen Staaten von Amerika auch ohne die Zustimmung des Bundesgerichtshofes seine Extraktion in Auftrag geben.
„Du willst wirklich unbedingt hier weg, oder?“
„Es verändert sich, Matt.“ James starrte in den Himmel und kratzte sich wieder mit der Hand über die Wange.
Gott, er konnte ganz schön verwirrend sein. „James! Komm mal wieder auf den Boden. Was verändert sich?“
„Das Implantat. Es hat sich nicht nur verändert, als sie mit der Umerziehung und Stabilisierung angefangen haben. Es ändert sich immer noch. Du bist ziemlich gut darin, unbemerkt zu bleiben, Matt. Ich habe nur gemerkt, dass du mich beschattet hast, weil ich dich spüren konnte.“
„Ich dachte, das ist normal –“
„Es ist nicht normal, dass ich spüren konnte, dass du es auf mich abgesehen hattest. Früher hätte ich nur gespürt, dass du irgendwen beschattest. Solche Kleinigkeiten haben sich kontinuierlich entwickelt. Ich weiß nicht, was dieses verdammte Ding in meinem Kopf überhaupt ist oder was es am Ende mit mir anstellen wird. Ich will nur zurück und dieses verdammte Ding loswerden.“
„Mann!“ Matts Frustration erreichte schlagartig die nächste Stufe. „Okay, wir haben keine Zeit zu verlieren. Geh nach Hause, pack deine Sachen und sobald man dich überprüft hat, gibst du mir ein sichtbares Signal. Gibt es ein Versteck, von dem aus ich ein solches Signal sehen könnte?“
„Ich wohne in einem älteren Teil der Stadt, in einer Gegend mit vielen Allzweck-Gebäuden. In dem Ziegelbau auf der anderen Straßenseite gibt es im dritten Stock an der nordöstlichen Ecke einen leeren Lagerraum. Du solltest über das Dach einsteigen können – ich habe es zumindest schon Mal gemacht. Du kannst an den Abwasserleitungen des angrenzenden Gebäudes hochklettern und dann über die gemeinsame Mauer auf das andere Dach steigen. Sobald sie mich überprüft haben, schalte ich das Licht im dritten Fenster ausgehend von der südöstlichen Seite meines Gebäudes ein.“
„Du hast wohl voraus geplant?“
„Hättest du nicht auch jede Fluchtmöglichkeit im Voraus abgecheckt?“
„Zur Hölle, ja. Okay, du gehst zuerst, ich komme in dreißig Minuten nach. Ich muss noch schnell jemanden kontaktieren.“
„Ich nehme an, meine Adresse war in meiner Akte?“ Matt nickte. James starrte ihn kurz an, bevor er aufstand. „Danke, Matt“, sagte er leise und klopfte mit den Knöcheln auf den Tisch. Dann ging er.
Oh verdammt, das würde eine ganz schön haarige Angelegenheit werden.
Kapitel 4
J AMES hatte gewusst, dass sie ihn rausholen würden. Er hatte gewusst, dass jemand kommen würde und sogar, dass es vielleicht ein privates Unternehmen sein würde. Mit dem Gesetz der Erzwungenen Emigration kannte er sich nicht gut aus und er war sich nicht sicher, ob es erlaubt war, ein Team zu seiner Rettung zu schicken. Aber dass es Matt Tennimore sein würde? Das hatte er nicht kommen sehen.
Nicht, dass er einen Groll gegen Matt gehegt hätte. Schließlich war James es gewesen, der sich damals wie ein Arschloch verhalten hatte, nicht Matt. Außerdem war er so dankbar, dass es ihm völlig egal gewesen wäre. Er wollte einfach nur raus.
In letzter Zeit reagierte er immer sensibler auf das Implantat. Es gab Zeiten, da fühlte er sich, als würde sein Gehirn ihm den Schädel sprengen. In Menschenmengen drängten die Absichten der anderen Menschen so sehr auf ihn ein, dass es sich anfühlte, als würde seine Schädeldecke darunter zerbrechen. Er hätte sich am liebsten von Menschenmengen ferngehalten. Aber die Arbeit, die ihm als umerzogenem, früherem Kriegsgefangenen zugewiesen worden war, machte das unmöglich. James war dafür zuständig, bei religiösen Kundgebungen die Menge unter Kontrolle zu halten. Kein Witz.
Zum Glück musste er nicht besonders viel arbeiten. Vielleicht drei oder vier Veranstaltungen, insgesamt weniger als zwanzig Stunden, pro Woche. Er wusste nicht, warum er so
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