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Achtzig Gedichte

Achtzig Gedichte

Titel: Achtzig Gedichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Trankl
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Herzen.
    Dunkler umfließen die Wasser die schönen Spiele der Fische.
Stunde der Trauer, schweigender Anblick der Sonne;
Es ist die Seele ein Fremdes auf Erden. Geistlich dämmert
Bläue über dem verhauenen Wald und es läutet
Lange eine dunkle Glocke im Dorf; friedlich Geleit.
Stille blüht die Myrthe über den weißen Lidern des Toten.
    Leise tönen die Wasser im sinkenden Nachmittag
    Und es grünet dunkler die Wildnis am Ufer, Freude im rosigen Wind;
    Der sanfte Gesang des Bruders am Abendhügel.
    Â 
GESANG DES ABGESCHIEDENEN
    Voll Harmonien ist der Flug der Vögel. Es haben die grünen Wälder
    Am Abend sich zu stilleren Hütten versammelt;
    Die kristallenen Weiden des Rehs.
    Dunkles besänftigt das Plätschern des Bachs, die feuchten Schatten
    Und die Blumen des Sommers, die schön im Winde läuten.
    Schon dämmert die Stirne dem sinnenden Menschen.
    Und es leuchtet ein Lämpchen, das Gute, in seinem Herzen
    Und der Frieden des Mahls; denn geheiligt ist Brot und Wein
    Von Gottes Händen, und es schaut aus nächtigen Augen
    Stille dich der Bruder an, daß er ruhe von dorniger
    Wanderschaft.
    O das Wohnen in der beseelten Bläue der Nacht.
    Liebend auch umfängt das Schweigen im Zimmer die Schatten der Alten,
    Die purpurnen Martern, Klage eines großen Geschlechts,
    Das fromm nun hingeht im einsamen Enkel.
    Denn strahlender immer erwacht aus schwarzen Minuten des Wahnsinns
    Der Duldende an versteinerter Schwelle
    Und es umfängt ihn gewaltig die kühle Bläue und die
    leuchtende Neige des Herbstes,
    Das stille Haus und die Sagen des Waldes,
    Maß und Gesetz und die mondenen Pfade der Abgeschiedenen.
    Â 
SIEBENGESANG DES TODES
    Bläulich dämmert der Frühling; unter saugenden Bäumen
Wandert ein Dunkles in Abend und Untergang,
Lauschend der sanften Klage der Amsel.
Schweigend erscheint die Nacht, ein blutendes Wild,
Das langsam hinsinkt am Hügel.
    In feuchter Luft schwankt blühendes Apfelgezweig,
Löst silbern sich Verschlungenes,
Hinsterbend aus nächtigen Augen; fallende Sterne;
Sanfter Gesang der Kindheit.
    Erscheinender stieg der Schläfer den schwarzen Wald hinab,
Und es rauschte ein blauer Quell im Grund,
Daß jener leise die bleichen Lider aufhob
Über sein schneeiges Antlitz;
    Und es jagte der Mond ein rotes Tier
Aus seiner Höhle;
Und es starb in Seufzern die dunkle Klage der Frauen.
    Strahlender hob die Hände zu seinem Stern
Der weiße Fremdling;
Schweigend verläßt ein Totes das verfallene Haus.
    O des Menschen verweste Gestalt: gefügt aus kalten Metallen,
Nacht und Schrecken versunkener Wälder
Und der sengenden Wildnis des Tiers;
Windesstille der Seele.
    Auf schwärzlichem Kahn fuhr jener schimmernde Ströme hinab,
    Purpurner Sterne voll, und es sank
    Friedlich das ergrünte Gezweig auf ihn,
    Mohn aus silberner Wolke.
    Â 
OFFENBARUNG UND UNTERGANG
    Seltsam sind die nächtigen Pfade des Menschen. Da ich nachtwandelnd an steinernen Zimmern hinging und es brannte in jedem ein stilles Lämpchen, ein kupferner Leuchter, und da ich frierend aufs Lager hinsank, stand zu Häupten wieder der schwarze Schatten der Fremdlingin und schweigend verbarg ich das Antlitz in den langsamen Händen. Auch war am Fenster blau die Hyazinthe aufgeblüht und es trat auf die purpurne Lippe des Odmenden das alte Gebet, sanken von den Lidern kristallne Tränen geweint um die bittere Welt. In dieser Stunde war ich im Tod meines Vaters der weiße Sohn. In blauen Schauern kam vom Hügel der Nachtwind, die dunkle Klage der Mutter, hinsterbend wieder und ich sah die schwarze Hölle in meinem Herzen; Minute schimmernder Stille. Leise trat aus kalkiger Mauer ein unsägliches Antlitz – ein sterbender Jüngling – die Schönheit eines heimkehrenden Geschlechts. Mondesweiß umfing die Kühle des Steins die wachende Schläfe, verklangen die Schritte der Schatten auf verfallenen Stufen, ein rosiger Reigen im Gärtchen.
    Schweigend saß ich in verlassener Schenke unter verrauchtem Holzgebälk und einsam beim Wein; ein strahlender Leichnam über ein Dunkles geneigt und es lag ein totes Lamm zu meinen Füßen. Aus verwesender Bläue trat die bleiche Gestalt der Schwester und also sprach ihr blutender Mund: Stich schwarzer Dorn. Ach noch tönen von wilden Gewittern die silbernen Arme mir. Fließe Blut von den mondenen Füßen, blühend auf nächtigen Pfaden,

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