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Achtzig Gedichte

Achtzig Gedichte

Titel: Achtzig Gedichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Trankl
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Mund. In der Stille
    Erstirbt der bangen Seele einsames Saitenspiel.
    Laß, wenn trunken von Wein das Haupt in die Gosse sinkt.
    Â 
LANDSCHAFT
    Septemberabend; traurig tönen die dunklen Rufe der Hirten
    Durch das dämmernde Dorf; Feuer sprüht in der Schmiede.
    Gewaltig bäumt sich ein schwarzes Pferd; die hyazinthenen Locken der Magd
    Haschen nach der Inbrunst seiner purpurnen Nüstern.
    Leise erstarrt am Saum des Waldes der Schrei der Hirschkuh
    Und die gelben Blumen des Herbstes
    Neigen sich sprachlos über das blaue Antlitz des Teichs.
    In roter Flamme verbrannte ein Baum; aufflattern mit dunklen Gesichtern die Fledermäuse.
    Â 
AN DEN KNABEN ELIS
    Elis, wenn die Amsel im schwarzen Wald ruft,
Dieses ist dein Untergang.
Deine Lippen trinken die Kühle des blauen Felsenquells.
    Laß, wenn deine Stirne leise blutet
Uralte Legenden
Und dunkle Deutung des Vogelflugs.
    Du aber gehst mit weichen Schritten in die Nacht,
Die voll purpurner Trauben hängt,
Und du regst die Arme schöner im Blau.
    Ein Dornenbusch tönt,
Wo deine mondenen Augen sind.
O, wie lange bist, Elis, du verstorben.
    Dein Leib ist eine Hyazinthe,
In die ein Mönch die wächsernen Finger taucht.
Eine schwarze Höhle ist unser Schweigen,
    Daraus bisweilen ein sanftes Tier tritt
Und langsam die schweren Lider senkt.
Auf deine Schläfen tropft schwarzer Tau,
    Das letzte Gold verfallener Sterne.
    Â 
ELIS
    1
Vollkommen ist die Stille dieses goldenen Tags.
Unter alten Eichen
Erscheinst du, Elis, ein Ruhender mit runden Augen.
    Ihre Bläue spiegelt den Schlummer der Liebenden.
An deinem Mund
Verstummten ihre rosigen Seufzer.
    Am Abend zog der Fischer die schweren Netze ein.
Ein guter Hirt
Führt seine Herde am Waldsaum hin.
O! wie gerecht sind, Elis, alle deine Tage.
    Leise sinkt
An kahlen Mauern des Ölbaums blaue Stille,
Erstirbt eines Greisen dunkler Gesang.
    Ein goldener Kahn
Schaukelt, Elis, dein Herz am einsamen Himmel.
    2
Ein sanftes Glockenspiel tönt in Elis’ Brust
Am Abend,
Da sein Haupt ins schwarze Kissen sinkt.
    Ein blaues Wild
Blutet leise im Dornengestrüpp.
    Ein brauner Baum steht abgeschieden da;
Seine blauen Früchte fielen von ihm.
    Zeichen und Sterne
Versinken leise im Abendweiher.
    Hinter dem Hügel ist es Winter geworden.
    Blaue Tauben
Trinken nachts den eisigen Schweiß,
Der von Elis’ kristallener Stirne rinnt.
    Immer tönt
An schwarzen Mauern Gottes einsamer Wind.
    Â 
HOHENBURG
    Es ist niemand im Haus. Herbst in Zimmern;
Mondeshelle Sonate
Und das Erwachen am Saum des dämmernden Walds.
    Immer denkst du das weiße Antlitz des Menschen
Ferne dem Getümmel der Zeit;
Über ein Träumendes neigt sich gerne grünes Gezweig,
    Kreuz und Abend;
Umfängt den Tönenden mit purpurnen Armen sein Stern,
Der zu unbewohnten Fenstern hinaufsteigt.
    Also zittert im Dunkel der Fremdling,
Da er leise die Lider über ein Menschliches aufhebt,
Das ferne ist; die Silberstimme des Windes im Hausflur.
    Â 
AM MOOR
    Wanderer im schwarzen Wind; leise flüstert das dürre Rohr
In der Stille des Moors. Am grauen Himmel
Ein Zug von wilden Vögeln folgt;
Quere über finsteren Wassern.
    Aufruhr. In verfallener Hütte
Aufflattert mit schwarzen Flügeln die Fäulnis;
Verkrüppelte Birken seufzen im Wind.
    Abend in verlassener Schenke. Den Heimweg umwittert
Die sanfte Schwermut grasender Herden,
Erscheinung der Nacht: Kröten tauchen aus silbernen Wassern.
    Â 
KASPAR HAUSER LIED
    Er wahrlich liebte die Sonne, die purpurn den Hügel hinabstieg,
Die Wege des Walds, den singenden Schwarzvogel
Und die Freude des Grüns.
    Ernsthaft war sein Wohnen im Schatten des Baums
Und rein sein Antlitz.
Gott sprach eine sanfte Flamme zu seinem Herzen:
O Mensch!
    Stille fand sein Schritt die Stadt am Abend;
Die dunkle Klage seines Munds:
Ich will ein Reiter werden.
    Ihm aber folgten Busch und Tier,
Haus und Dämmergarten weißer Menschen
Und sein Mörder suchte nach ihm.
    Frühling und Sommer und schön der Herbst
Des Gerechten, sein leiser Schritt
An den dunklen Zimmern Träumender hin.
Nachts blieb er mit seinem Stern allein;
    Sah, daß Schnee fiel in kahles Gezweig
Und im dämmernden Hausflur den Schatten des Mörders.
    Silbern sank des Ungebornen Haupt hin.
    Â 
SEBASTIAN IM TRAUM
    1
Mutter trug das Kindlein im weißen Mond,
Im Schatten des Nußbaums, uralten Hollunders,
Trunken vom Safte des Mohns, der Klage der Drossel;
Und stille
Neigte in

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