Adamas Entscheidung (Nicht von hier) (German Edition)
wenn er sich vorstellte, wie Adama und Jean Luc sich im Dog-Style paarten, wurde ihm schlecht. Das war doch nicht normal, das war einfach abartig, pervers. Daheim wurde hinter vorgehaltener Hand über solche Leute geredet und auf der Straße wurden sie offen angefeindet. Sicher kam Adama bei seinem Lover gut über die Runden und notfalls konnte er auf den Strich gehen. Das machte ihm sicher Spaß. Modibo trat vor den Stuhl und verließ die Küche. Im Salon stellte er den Fernseher an und setzte sich. Er stand wieder auf, ging einige Schritte hin und her, bevor er sich den Kopf kratzte und sich wieder auf dem Sofa niederließ. Heute Nacht konnte er wieder im Bett schlafen. Igitt, wer weiß, was alles in den Laken noch zu finden war. Wieder stand er auf, um sofort nach einer sauberen Wäschegarnitur zu suchen, vielleicht hatte er noch eine im Schrank. Nur nicht untätig sein, lieber ablenken und etwas tun. Er riss die Schranktür auf, wühlte in der Wäsche herum und fand ein Laken, jedoch keinen Bettbezug. Aber er konnte ja seine eigene Decke vom Sofa holen. Mit spitzen Fingern löste er das alte Laken von der Matratze. Adama war fort. Die Miete! Plötzlich richtete er sich auf. Er musste einen neuen Untermieter finden. Auch das noch! Auf ganzer Linie verarscht und verlassen. In neu aufflammender Wut warf er das alte Laken in den Flur.
Als Modibo am nächsten Morgen seine Ware auffüllte, fielen ihm aus einem Karton einige kleine Eiffeltürme entgegen. Er ignorierte den Stich, den der Anblick ihm versetzte, und schob die Türme in den Karton zurück. Mit seinem Verkaufssack machte er sich auf den Weg zum Sacre Coeur und hoffte, dass Adama ihm nicht dort auflauern und herumjammern würde. Wahrscheinlicher war, dass er noch in einem warmen Bett lag und an seinem Freund herumwichste, dachte er. In der Metro fragte er sich, warum er eigentlich immer noch verärgert war. Das Kapitel schwuler Untermieter war abgeschlossen und nicht mehr interessant. Als er die Treppen zur Kirche hinaufstieg, lauschte er unwillkürlich nach Schritten hinter ihm und nach fröhlichem Geplauder. Doch nur das Kauderwelsch der Touristen war zu vernehmen und das Surren der Funiculaire. Er arrangierte die Ware so gefällig wie möglich und verkaufte ein Stück nach dem anderen. Erfreut tastete er immer wieder nach seiner Bauchtasche, in der die Münzen klimperten. Plötzlich tauchte ein Schatten vor ihm auf und ein Paar hellbraune, glänzende Schuhe. Modibo zuckte zusammen, als er Jean Luc erkannte, doch dann rief er seine Wut wach und würdigte ihn keines Blickes mehr.
„Salut, Modibo, wo ist Adama?“, fragte Jean Luc.
Der Typ kommt ja schnell zur Sache, dachte Modibo und hob missgelaunt die Achseln.
„Weiß ich doch nicht“, gab er zurück und rieb sich die Fingerspitzen. Wenn er Jean Luc verärgerte, würde dieser das Schmiergeld erhöhen oder ihn gleich verhaften.
„Wohnt er nicht bei dir?“
„Nicht mehr. Ist gegangen. Gestern Abend“, brummte Modibo.
Da trat der Polizist einen Schritt näher an ihn heran und schaute ihm in die Augen. Modibo versuchte, in diesem Gesicht ein Anzeichen von Schwulsein zu erkennen, doch es verriet ihm nichts außer einer gewissen Neugier.
„Hat er es dir gesagt?“
Jean Luc hing an seinen Lippen, doch Modibo bekam den Mund kaum auf. Erst, als er sich die Umstände des ersten Hotelbesuchs in Erinnerung rief, kam er zu sich.
„Ja, das hat er. Er hat gesagt, dass du ihn verführt hast. Wenn du nicht gewesen wärst, dann wäre er normal. Er hat sich bitter über dich beschwert!“
Jean Luc zog spöttisch eine Augenbraue empor.
„Netter Versuch, mon ami. Du wirst ihn mir nicht schlechtreden.“
„Ich bin nicht dein Freund. Lass mich jetzt arbeiten.“
Modibo spürte eine zwickende Irritation. Was genau verband diese beiden Schwulen außer ekelerregender Sex? Es konnte doch nicht sein, dass es da so etwas wie - Liebe oder Verständnis gab.
„Wenn er seit gestern Abend weg ist, wo ist er dann?“
Modibo zwang sich, mit keiner Miene zu zucken. „Ist er nicht bei dir?“
„Nein. Ich habe ihm noch nicht gesagt, wo ich wohne.“
„Das war aber ziemlich ungeschickt“, spottete Modibo.
„Machst du dir keine Sorgen?“, fragte Jean Luc mit scharfer Stimme. Sein Adamsapfel zuckte auf und ab.
„Er wird wohl schon ein warmes Bett gefunden haben.“
Da packte Jean Luc ihn fest am Kragen und schob ihn rückwärts, bis er den Stamm eines Baumes im Rücken spürte. Die Passanten schauten
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