Adams Pech, die Welt zu retten
entwickelt, doch noch immer sind sie zu schwer im Vergleich zur darin gespeicherten Energiemenge, das Aufladen dauert lange und die Produktion ist teuer.«
Aatami öffnete die Metalltüren eines Schrankes, der in der Ecke stand, und holte zwei selbst gebaute Akkus heraus. Sie waren tatsächlich um ein Vielfaches kleiner als die industriell gefertigten, die er im Lager aufbewahr-te. Ihre Oberfläche war freilich auch unebener, denn Versuchsexemplare wurden natürlich nicht extra abge-schliffen.
»Bei diesen Exemplaren habe ich Wasserstoff als Katalysator für die Elektrolyse verwendet. Die Wasserstoff-versuche sind allerdings ein bisschen gefährlich. Es knallt immer mal.«
Der Gerichtsvollzieher kannte die Struktur von Akkus nicht. Er wollte wissen, wie in aller Welt es gelang, den elektrischen Strom im Akku zu halten und zu verhindern, dass er entwich.
»Befindet sich in diesen Kästen eine Art Presse oder etwas Ähnliches, womit der Strom quasi zu einem kleinen Klumpen zusammengedrückt wird, bis er sich dann bei der Entnahme wieder ausdehnen und durch die Leitung in die Lampe oder den Elektromotor fließen kann?«
Aatami staunte. Wie war es möglich, dass in einem zivilisierten Land Menschen lebten, noch dazu Männer, die nicht mal die primitivsten Kenntnisse von Elektrochemie besaßen? Von einem Pfändungsbeamten wurde natürlich kein tieferes technisches Verständnis verlangt, doch zumindest die Grundlagen sollte eigentlich jedermann kennen. Geduldig erklärte Aatami, was es mit der Speicherung von Elektroenergie auf sich hatte. Er belehrte seinen Gast, dass der Akku ein Gerät ist, in dem die Energie in chemischer Form gespeichert wird, und dass man diesen Prozess Polarisation nennt.
»Wenn an den Polen des Akkus, hier also, ein Elektrokabel angeschlossen wird, erfolgt die Akkumulation, das heißt, er lädt sich auf. Im Inneren dieses Kastens befin-den sich Flüssigkeiten und Bleiplatten. Wenn der elektrische Strom auf sie einwirkt, setzt er die Blei-Ionen in Bewegung, und bei der chemischen Reaktion entstehen Schwefeldioxyd und Wasserstoff.«
»Wie interessant«, sagte der Gerichtsvollzieher gelang-weilt.
»Man könnte es kurz gefasst so erklären, dass das Bleisulfat der minusgeladenen Platte des Akkus zu Blei wird, das Sulfat der Plusplatte wiederum zu Bleioxyd, und gleichzeitig verringert sich die Wasserkonzentration in der Elektrolytflüssigkeit, die Konzentration von Schwefelsäure wiederum erhöht sich.«
»Klingt glaubhaft, dennoch muss ich anmerken, dass die Entwicklung von Akkus noch nicht ausreicht, Ihre Schulden zu bezahlen. Nach meinen Berechnungen belaufen sich allein Ihre Steuerschulden, das sind ein-mal die Lohnsteuer, ferner die kommunalen und staatli-chen Steuern sowie Sozialversicherungsbeiträge und Umsatzsteuer, auf insgesamt dreihunderttausend Mark.«
Aatami erklärte, wie wichtig es sei, in der Akkuindustrie auf den Einsatz von Blei zu verzichten: Dadurch würden die Geräte leichter, der Produktionsprozess würde billiger und umweltfreundlicher.
Der Gerichtsvollzieher seinerseits wies darauf hin, dass nicht nur der Staat Aatamis Gläubiger war.
»Ich möchte Sie daran erinnern, dass Sie auch bei zahlreichen Firmen Schulden haben. Sie haben allein Hunderte von Akkus bestellt, ohne dass Sie Ihre Bestel-lungen innerhalb der vereinbarten Frist hätten bezahlen können. Auch über Laborgeräte gibt es stapelweise Rechnungen, deren Begleichung ich anmahnen muss …«
»In Amerika wurde bereits ein moderner Kohleakku entwickelt, der viermal leistungsfähiger als ein gewöhnlicher Bleiakku ist. Bei ihm besteht die Anode, also der Pluspol, aus Zinkteilchen, und der Minuspol, also die Katode, aus poröser Kohle, die mit Luft in Verbindung steht. Recht einfallsreich, oder? Wenn der Zink durch die Anode fließt, fließen die Elektronen in die Katode, und der dabei entstehende Elektrostrom treibt den Motor an. Hunderte von Elektrochemikern haben jahrelang daran getüftelt, in den USA wird ein Haufen Geld für solche Zwecke ausgegeben.«
Der Gerichtsvollzieher bestätigte, dass die elektrochemische Produktentwicklung durchaus sehr wichtig und volkswirtschaftlich nützlich sein mochte, doch das würde nichts an der Tatsache ändern, dass Aatami Rymättylä seine Schulden bezahlen musste. »Sie sind außerdem auch mit den Unterhaltszahlungen an verschiedene Parteien im Rückstand … da sind Ihre drei ehelichen Kinder, dann die Drillingsmädchen und schließlich noch Pekka, der ebenfalls
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