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Adieu, Sir Merivel

Adieu, Sir Merivel

Titel: Adieu, Sir Merivel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Tremain
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bewiesen, und der Wein und das Rosenwasser wirken reinigend, aber …«
    »Limonengras«, sagte ich. »Nicht mehr als ein paar gekochte Blätter, und Sie hätten eine haltbarere Tinktur.«
    »Ach«, sagte Louise. »Limonengras. Daran habe ich noch nicht gedacht. Welch ein Vergnügen, einen so fähigen Hilfslaboranten an der Seite zu haben.«
    Es war ein sehr freundlicher, wenn auch kalter Dezembermorgen, und als wir das Laboratorium verließen und den Jardin du Roi betraten, hatte die Sonne den Glanz winterlicher Schönheit über die gepflegten Wege und Irrgärten gelegt.
    Ich war mit Louise fast allein in dem Garten, da er nur wenigen auserwählten Personen zugänglich ist.
    »Die königlichen Chemiker erlauben es mir, von Zeit zu Zeit ein paar Blätter oder Zweige für meine eigenen kleinen Experimente mitzunehmen«, sagte Louise, und als wir zu einem Beet mit Limonengras kamen, dessen Frische jetzt, zu Beginn der dunklen Jahreszeit, längst vergangen war, bückte sie sich, pflückte einige zerzauste Stängel und reichte sie mir.
    Dabei sagte sie: »Von den wenigen Abhandlungen Newtons, die in Frankreich zirkulieren, verstehe ich kaum etwas. Aber seine Zerlegung von Licht mittels eines Prismas in ein Spektrum wurde mir erklärt, und sie ist, finde ich, wirklich erstaunlich. Auch seine Differenzierung zwischen einer Hypothese, die, wie er sagt, ›reine Spekulation‹ sei, und der Theorie, die auf Beweisen beruht, scheint mir verlockend. Sobald ich sie begriffen hatte, wusste ich, dass ich seinem Beispiel folgen muss und keine Behauptungen über irgendwelche meiner Präparate aufstellen darf, ehe ich nicht – ganz sicher – weiß, dass sie wirksam sind. Mein Beweis kann nur die Heilung sein.«
    »Ganz recht«, erklärte ich. »Mein Freund, John Pearce, war in dieser Frage sehr, sehr unnachgiebig und folgte darin seinem Helden, William Harvey, der sich nur an eigene Beobachtung und ans Sezieren hielt und nicht an die alten Autoritäten. Pearce sagte einmal, meine Neigung zu Hypothesen mache ihn ganz elend.«
    »Oh! Ihre ›Neigung zu Hypothesen‹. Haben Sie die immer noch?«
    »Viel weniger als früher. Doch gelegentlich erhitzt mein Verstand sich noch immer an gewissen Vermutungen und Spekulationen; ohne sie würde allerdings auch niemals irgendetwas Neues versucht. Aber ich glaube, ich werde immer mehr wie Harvey, in jeder Hinsicht.«
    »Tatsächlich? Und in welcher Hinsicht, zum Beispiel?«
    »Nun«, sagte ich, »um nur eine zu nennen: Harvey liebte die Dunkelheit. In der Nähe seines Hauses in Surrey ließ er sich Höhlen bauen, in denen er gerne saß und meditierte. Ich bin nicht so weit gegangen, Höhlen zu graben, weil mich die Geschöpfe, die darin leben – Fledermäuse und Schlangen und so weiter – nicht sonderlich begeistern. Aber wenn ich allein in meinem Haus in Norfolk bin, kann ich die Dunkelheit gut aushalten, ohne gleich eine Öllampe oder ein Talglicht anzuzünden. In dieser Fastdunkelheit spüre ich dann manchmal, wie mein Verstand sehr ruhig wird und ich Dinge, die mir bis dahin undeutlich erschienen, sehr klar sehen kann.«
    Louise legte mir noch mehr Limonengras in die Hand und betrachtete mich aufmerksam. Das winterliche Sonnenlicht beschien ihre Wangen, die von einem sehr blassen Olivgrünwaren und trotz ihrer fünfundvierzig Jahre sehr glatt, und ich musste an mich halten, um mich nicht vorzubeugen und sie mit meinen Lippen zu berühren. Stattdessen hielt ich mir das Bündel Grasstängel unter die Nase und sog ihr nachhaltiges Parfüm ein.
    »Sie enthalten immer noch ein wenig Limonenfrische«, sagte ich.
    »Schön. Wir werden die Stängel kochen und schauen, wie die Reduktion meine Tinktur verändert. Sind Sie denn allein in Ihrem Haus in Norfolk, Sir Robert, wenn Ihre Tochter bei ihren Freunden weilt, oder haben Sie eine Ehefrau?«
    Ich verstummte. So angenehm war mir die Gesellschaft von Louise de Flamanville, dass ich versucht war, ihr hier und jetzt, im kühlen Licht des Jardin du Roi , alles zu erzählen, die Geschichte meiner Ehe mit Celia mitsamt deren Annullierung einige Jahre später, als der König mir erneut seine Gunst schenkte. Doch ich wusste, dass dieser Teil meiner Lebensgeschichte nur dazu dienen würde, mich aufdringlich und töricht erscheinen zu lassen, und so sah ich davon ab.
    »Ich habe keine Ehefrau«, sagte ich. »Sie verließ diese Welt schon vor langer Zeit. Hin und wieder erscheint der König mit einem Teil seines Gefolges und sehr vielen Hunden, und dann

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