Adios Alltag, hola Abenteuer - Teil 2
Geschäft, das gut laufen sollte. Vielleicht ist es auch gar nicht seine Finca, vielleicht müssen wir nur über das Grundstück fahren und dann kommt seine schöne weiße Villa. Doch er bremste scharf auf diesem tristen Gelände und öffnete mir die Tür.
„ Da sind wir!“, sagte er stolz. Wie konnte man auf diese Bruchbude stolz sein?
„ Schön!“, sagte ich dumm, obwohl es alles andere als schön war.
„ Du, ich hatte heute keine Zeit zum Einkaufen, aber ich entführe dich in eines der besten Lokale auf Mallorca. Da haben wir auch einen tollen Blick aufs Meer!“, sagte er etwas aufgeregt. Der Blick aufs Meer fehlte hier ja auch noch, dachte ich traurig und war froh, dass ich hier nicht schlafen musste. Er führte mich in das Haus, das von innen besser ausschaute als von außen. Es gab ein großes Wohnzimmer, mit einer offenen Küche und einem Kamin. Es war ganz geschmackvoll, aber schlicht, eingerichtet. Zudem war es kühl, was mir sehr entgegen kam. Wir schritten durch das Wohnzimmer und er führte mich auf die überdachte Terrasse. Man hatte einen schönen Blick auf Olivenbäume, aber es sah alles etwas trocken aus. Vor uns lag ein Plastikpool, zwar recht groß, aber nicht einladend. Er zeigte auf einen Stuhl und wir setzten uns.
„ Ist es nicht schön hier?“, fragte er ernsthaft und ich musste es wohl bestätigen. Kaum hatte er gesessen, sprang er schon wieder auf und rannte in die Küche. Er war ziemlich nervös, das konnte keiner übersehen. Fin hatte sich auch nicht für seine Verspätung entschuldigt, was ich nicht sehr höflich fand. Komisch, hier auf der Insel hatte ich einen ganz anderen Eindruck von ihm. Ich war fast enttäuscht von meinem treuen Brieffreund. Wenn er nicht so gut ausgesehen hätte, wäre ich gleich wieder nach Hause geflogen. Er kam mit Ikea Gläsern aus dem Haus, die waren mit einer trüben Flüssigkeit gefüllt. „Ich habe ein paar Säfte gemischt. Ich hoffe, es schmeckt dir?“, sagte er noch immer verspannt und ließ sich stöhnend auf seinem Stuhl nieder, auf dem sich das Geflecht auflöste.
„ Lecker!“, sagte ich, obwohl es nicht lecker war. Es waren wohl diese ekligen Nektare, in denen keine Vitamine mehr schwammen, sondern nur viel Zucker und ein paar „E‘s“. Fin kannte sich in der Ernährungslehre wohl nicht besonders gut aus. Ich wollte ihm ja auch noch mitteilen, dass ich kein Fleisch esse, aber das passte immer so schlecht. Fisch aß ich nur mit großen Ausnahmen, wenn ich wusste, dass es ein wilder, freier Fisch gewesen war, der ein schönes Leben hinter sich gehabt hatte. Fisch aus Aquakultur kaufte ich gar nicht mehr. Haben Sie mal die Zuchtbecken gesehen? Was darin herum schwimmt ist nur noch pervers; die Fische sind krank und erleiden Qualen. Auf jeder Packung sollte ein Bild von den Haltungsbedingungen klaffen und man sollte die Verbraucher vor Gesundheitsschäden warnen. Naja, Hauptsache der Fisch und das Fleisch kosten nicht so viel, da ist mir die Qualität doch egal, denken sich die Konsumenten. Augen zu und durch!
So sa ßen Fin und ich auf der Terrasse, in der warmen Sommerluft und schwiegen. In Hamburg waren wir lockerer und ausgelassener gewesen. Ich war enttäuscht von Fins Leben; hatte einen Dämpfer bekommen. Er führte hier so ein kleines, bescheidenes Leben, mit Plastikpool und Schrottkarre, das passte nicht zu ihm und meinem Bild von ihm.
Als k önnte er meine Gedanken lesen, sagte er: „Nächstes Jahr werden wir uns einen richtigen Pool bauen. Zehn mal fünf Meter!“, erklärte er stolz und zeigte mit seinen Händen wo das Teil hin gebaut werden sollte.
„ Aha!“, sagte ich nur und kippte mir das süße Zeug in die Kehle. Ich bekam Hunger, denn zuletzt hatte ich ein zähes Baguette im Flieger verdrückt und es war schon spät; mein Magen begann zu Grummeln.
„ Wollen wir dann mal essen gehen?“, fragte ich vorsichtig an.
„ Ja, klar! Ich habe uns einen Tisch reserviert. Den schönsten Platz im Lokal. Man hat von dort einen fantastischen Meerblick. Und es gibt den besten Fisch weit und breit, “ schwärmte er und ich stellte mir nichts Großartiges dabei vor, da ich Fins Ansprüche nun neu einstufte.
Wir begaben uns in das stickige, alte Auto und holperten die langen Schotterpisten bis zur K üste. Fin erzählte mir, wer hier alles auf der Insel leben würde und das hier und dort ein Freund von ihm wohnen würde. Seine Freunde hatten weitaus nettere Häuser. Wir erreichten einen kleinen Fischerort, der wirklich
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