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Aelita

Aelita

Titel: Aelita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexej Tolstoi
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Reiseeindrücke. Vorschuß für sechs Feuilletons von je zweihundert Zeilen, den Scheck können Sie in Stockholm einlösen. Einverstanden?« Losj lachte und nickte; er war einverstanden. Skyles setzte sich an die Ecke des Tisches und schrieb den Scheck aus. »Schade, schade, daß Sie nicht mit mir fliegen wollen; das ist doch im Grunde genommen so nahe – näher als zum Beispiel zu Fuß nach Stockholm«, sagte Losj und blies den Rauch aus der Pfeife.

Der Reisegefährte
    Losj stand mit der Schulter an den Pfosten des offenen Tores gelehnt. Seine Pfeife war ausgegangen.
    Hinter dem Tor zog sich bis zum Shdanow-Kai ein weiter öder Platz hin. Auf der anderen Seite des Flusses waren die undeutlichen Umrisse der Bäume auf der Petrowskij-Insel zu sehen. Dahinter verglomm langsam, als könne es nicht erlöschen, ein trauriges Abendrot. Sein Licht tönte die Ränder der langgestreckten Wolken, die gleich Inseln in den grünen Wassern des Himmels schwammen. Und auch über ihnen war der Himmel grün. Einige Sterne hatten sich bereits entzündet Es war still auf der alten Erde.
    Der Arbeiter Kusmin, der neulich in einem Eimerchen Mennige verrührt hatte, kam und blieb ebenfalls am Tor stehen; er warf den glimmenden Zigarettenstummel in die Dunkelheit und sagte mit gedämpfter Stimme: »Es ist doch schwer, sich von der Erde zu trennen. Sogar von Hause wegzugehen ist schwer. Auf dem Wege vom Dorf zur Eisenbahn da schaut man sich wohl zehnmal um. Die Hütte ist ja nur mit Stroh gedeckt, aber sie ist das Eigene, der Ort, wo man sich heimisch fühlt. Die Erde verlassen – oje.«
    »Das Teewasser kocht«, sagte Chochlow, der andere Arbeiter, »komm Tee trinken, Kusmin.«
    Kusmin seufzte: »Ja, so ist das«, und begab sich zur Schmiedeesse. Chochlow – ein mürrischer Mann – und Kusmin setzten sich neben der Esse auf eine Kiste und tranken Tee; behutsam brachen sie das Brot, rissen das Fleisch von den Gräten des Dörrfisches, kauten bedächtig. Kusmin schüttelte seinen Bart und sagte halblaut: »Er tut mir leid. Solche Menschen gibt es heute so gut wie gar nicht mehr.«
    »Wart’s ab, den brauchst du noch nicht abzuschreiben.« »Ein Flieger hat mir erzählt: er ist acht Werst hoch geflogen – im Sommer, mußt du wissen –, und da ist ihm schon das Öl im Apparat gefroren. Aber noch höher fliegen? Dort ist nichts als Kälte und Dunkelheit.«
»Und ich sage dir: warte ab – den brauchst du noch nicht abzuschreiben«, wiederholte Chochlow düster.
»Niemand will mit ihm fliegen, keiner glaubt ihm. Der Anschlag hängt schon die zweite Woche vergebens da.«
»Und ich glaube ihm.«
»Du meinst, er kommt hin?«
»Das ist es ja, daß er hinkommt. Was meinst du, wie die in Europa dann zetern werden.«
»Wer wird zetern?«
»Wer zetern wird? Na, und wem wird dann der Mars gehören? Schluck das mal! Sowjetisch wird er sein.«
»Ja, das wäre großartig!«
Kusmin rückte auf seiner Kiste zur Seite. Losj trat herzu, setzte sich und nahm den Krug mit dem dampfenden Tee. »Chochlow, wollen Sie nicht mit mir fliegen?«
»Nein, Mstislaw Sergejewitsch«, erwiderte Chochlow, »ich will nicht, ich fürchte mich.«
Losj lächelte, trank einen Schluck Tee und blickte von der Seite auf Kusmin. »Und Sie, lieber Freund?«
»Mstislaw Sergejewitsch, ich würde ja mit Freuden mit Ihnen fliegen, aber ich habe eine kranke Frau, und da sind auch die Kinder, wie soll ich sie verlassen?«
»Ja, offenbar werde ich allein fliegen müssen«, sagte Losj, stellte den leeren Krug hin und wischte sich die Lippen mit der Hand ab, »es findet sich so leicht keiner, der die Erde verlassen möchte.« Er lächelte wieder, schüttelte den Kopf. »Gestern kam ein Fräulein auf die Annonce hin! ›Gut‹, sagte sie, ›ich will mit Ihnen fliegen, ich bin neunzehn Jahre alt, kann singen, tanzen, auf der Gitarre spielen, ich habe keine Lust mehr, auf der Erde zu leben – die Revolution habe ich satt. Brauche ich zur Ausreise ein Visum?‹ Aber als unsere Unterredung zu Ende war, setzte sich das Fräulein hin und fing an zu weinen. ›Sie haben mich betrogen, ich habe damit gerechnet, daß es viel näher sei.‹ Dann erschien ein junger Mann mit schweißigen Händen und Baßstimme. Er sagte: ›Sie halten mich für einen Idioten. Auf den Mars fliegen ist unmöglich. Wie kommen Sie dazu, derartige Anschläge auszuhängen?‹ Mit Mühe habe ich ihn beruhigen können.«
Losj stützte die Ellbogen auf die Knie und blickte in die Glut. Sein Gesicht erschien in diesem

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