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Aelter werden ist viel schoener als Sie vorhin in der Umkleidekabine noch dachten - Neues aus der Lebensmitte

Aelter werden ist viel schoener als Sie vorhin in der Umkleidekabine noch dachten - Neues aus der Lebensmitte

Titel: Aelter werden ist viel schoener als Sie vorhin in der Umkleidekabine noch dachten - Neues aus der Lebensmitte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Dribbusch
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das möchte. d) Ich kümmere mich nicht stundenlang um mein Outfit. Hauptsache, es ist bequem.«
    »Eigentlich trifft nichts davon auf mich zu«, meint Doris. »Mich interessiert vor allem, wer da so kommt auf die Party.« Aber dieser Satz ist bei den Antwortvorgaben nicht dabei. Doris muss irgendwas ankreuzen, sonst kommt sie nicht weiter. Vielleicht das mit dem Wein und den Pralinen. Obwohl Frauen um die 50 eigentlich grundsätzlich keine Pralinen mehr zu Einladungen mitbringen, wegen der Kalorien. Welcher Psychologe denkt sich solche Fragen eigentlich aus?
    Mir fällt die Männersuche von Marlene ein, einer Bekannten meiner Freundin Britt. Marlene, 45 Jahre alt, von Beruf Hundetrainerin und mit wilden Locken gesegnet, hätte gar nicht die Geduld gehabt für solche psychologisch ausgefeilten Fragen zu Wein und Pralinen. Marlene hat ihren eigenen, gewissermaßen unakademischen Stil der Männersuche. Sie besaß doch tatsächlich die Chuzpe und gab in einer Berliner Stadtzeitung folgende Anzeige auf: »Powerfrau, 44 , sucht Mann.« Dazu nannte sie ihre Körpermaße, an deren genaue Werte ich mich nicht mehr erinnere.
    Obwohl sie der Anzeige keine weiteren Persönlichkeitsmerkmale hinzufügte, erhielt sie 30 Zuschriften von Männern und war eine Zeitlang gut beschäftigt, diese in verschiedenen Varianten abzuarbeiten. Übrig blieb ein leidenschaftliches Verhältnis mit einem verheirateten spanischen Familienvater, das inzwischen aber schon wieder beendet ist. Marlene hat im Leben schon immer die Abkürzung genommen. Das kann gut sein oder auch nicht.
    Frauen, die in bildungsbürgerlichen Zeitungen Suchtexte dichten wie: »Sensible Akademikerin, attraktiv in Jeans und im Abendkleid, jünger aussehend, sucht männliches Pendant für Kunst und Kultur.« erzeugten auf Marlenes Lippen nur ein verächtliches Lächeln. »Die benutzen nur Klischees, obwohl sie so gebildet tun«, sagte sie einmal. »Das sind Verliererinnen.«
    Doris reißt mich aus meinen Gedanken. »Sind das hier Fangfragen oder was?«, fragt sie ratlos. Ich nippe am Zimttee und rücke etwas näher an den PC heran. Doris ist im Fragebogen beim nächsten Punkt angekommen: »Warum, glauben Sie, haben Sie bislang den richtigen Partner noch nicht gefunden? Antworten: a) Ich habe feste Vorstellungen von meinem künftigen Partner. b) Ich war innerlich noch nicht bereit für eine feste Beziehung. c) Ich tue mich schwer, mit Menschen ein Gespräch anzufangen. d) Es mangelte bei meinem Lebensstil bisher an Gelegenheiten, engere Kontakte zu knüpfen.
    Die alte Rechnung vom Männermangel
    »Mangelnde Gelegenheiten«, höhnt Suse. »Damit verhohnepipelt man nur die Frauen. Es ist doch keine Frage der Gelegenheiten. Es ist eine Frage des Marktes!« Suse ist heute düster gestimmt. Sie futtert schon das dritte Lebkuchenherz aus der Süßigkeitenschale, die uns Doris hingestellt hat.
    Suse betreibt in ihrer Freizeit, also meistens nachts, im Internet unter dem Pseudonym »Bad Girl« einen persönlichen Blog. Der Blog hat den Anspruch »den Finger in die Wunden unserer Gesellschaft zu legen«, aber ich bin mir nicht sicher, ob das zutrifft. Suse machte in ihrem Blog eines Nachts die schon oft gehörte Rechnung vom Männermangel auf.
    Die Rechnung geht so: In den Metropolen ballen sich die hochgebildeten älteren Frauen und finden keine Männer, weil die hochgebildeten, älteren Herren vor Ort eher junge Damen bevorzugen. Deshalb bleiben auf dem Partnerschaftsmarkt am oberen Ende die älteren Akademikerfrauen übrig. Am unteren Ende finden die Männer mit eher geringer Bildung aus der Provinz keine Partnerinnen mehr. Denn die jungen Frauen ziehen lieber in die Metropolen, um dort mit den hochgebildeten, wohlhabenden, älteren Herrn ein Verhältnis anzufangen, und so weiter und so fort.
    Für diese Rechnungen gibt es Belege. So haben Forscher an der Universität Bamberg herausgefunden, dass gebildete Frauen möglichst gleich oder höher gebildete Männer wollen. Dieses Beuteschema ist ein Riesenproblem für die Damen und überhaupt mit schuld an dem ganzen Singletum, weil es nun mal nicht genug ältere Akademiker gibt, die auf gleichaltrige Frauen stehen. Soweit die Theorie.
    Nach dieser Theorie sitzt die geschiedene Ärztin Mitte 50 , die zweimal die Woche ins Fitnessstudio geht, genauso allein in ihrer Luxusdachgeschosswohnung in Hamburg wie der 40 -jährige von Arbeitslosigkeit bedrohte Forstarbeiter mit Bandscheibenproblemen in seiner Mietwohnung in Angermünde. Sie bleiben

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