Aeon
wirken und somit vor ihrer Auslösung ankommen. Das bedeutet aber meines Erachtens gleichzeitig: Damit die fundamentale Regel unseres Universums, wonach eine Wirkung nicht vor ihrer Ursache liegen kann, nicht verletzt wird, muss die Wirkung in einem anderen Universum erfolgen. Kam der Stein also in unsere Welt, um nicht die Naturgesetze seiner eigenen zu brechen? Der Sprung in unsere eigene Vergangenheit wäre insofern theoretisch mög lich, wenn (!) es mehrere Universen gibt.
Das alles ist sehr spekulativ, doch der beste Ansatz für eine derartige Zeitmaschine ist noch immer ein » Wurmloch «, also ein heute noch hypothetisches Gebilde, welches einen extrem verkrümmten Bereich der Raumzeit mit einem Tunnel verbindet, durch den sich – schneller als das Licht – andere Universen und Zeiten erreichen lassen. Der Schlüssel zu seiner Stabilisierung ist negative Energie, wie US-Physiker Kip Thorne beschrieb: Gemäß Quantenphysik ist das Vakuum erfüllt von virtuellen Teilchen, die entstehen und sofort wieder vergehen. Gelänge es, die Quantenfluktuation lokal zu unterdrücken, entstünde ein Zustand, dessen Energie unterhalb der Null-Energie des Vakuums läge – negative Energie . Hierfür bräuchte man als erstes zwei metallische Kammern, die durch einen winzigen Abstand von einander getrennt sind. In dem Vakuum dazwischen käme es zu einem » Casimir-Effekt «: Pausenlos entstehen und verschwinden dort Billio nen von Teilchen und Antiteilchen, die eine schwache aber messbare Anziehungskraft zwischen den Platten erzeugen, einen »Energiefluss aus dem Nichts« – negative Energie, mit welcher das Wurmloch stabilisiert werden könnte. Schickte man nun eine Kammer mit annähernder Lichtgeschwindigkeit in den Weltraum, würde die Zeit in ihr langsamer verlaufen und wir könnten später durch das Wurmloch von der ersten Kammer jederzeit in die zweite und damit in die Vergangenheit überwechseln. Aber erstens bräuchte man zur Aufrechterhaltung eines Wurmlochs von 1 m Durchmesser so viel Energie, wie 10 Milliarden Sonnen in einem Jahr abstrahlen (dies werden wir, wenn überhaupt, erst in sehr ferner Zukunft bewerkstelligen). Zweitens könnten wir mit dieser Zeitmaschine keine Reisen in die Zeit vor Erschaffung der beiden Kammern unternehmen. Und da in unserem Jahr 2005 noch keine derartige Zeitmaschine existierte, könnte ein zukünftiger Asteroid wie in Äon nicht in unserer Zeit landen.
Bleibt als einzige Möglichkeit also die Option, dass wir uns in einem Multiversum mit unterschiedlichen Zeiten befinden, und der »Stein« – als er durch einen Riss in der Raumzeit geschleudert wurde – zufällig in unsere Welt und Zeit gelangte. Doch kann es Multiversen geben – und was ist der Unterschied zu Paralleluniversen?
Paralleluniversen und Multiversen
Neben unseren bekannten drei Dimensionen könnte es, wie erstmals Theodor Kaluza 1919 beschrieb, zwei weitere geben, die wir nicht sehen, deren Hypothese aber sowohl Einsteins Relativitätstheorie als auch Maxwells Theorie des Lichts zufriedenstellend erklären würden, somit also eine Vereinigung von Gravitation und Licht erlaubten. Wenn zudem stimmt, was der US-Physiker Hugh Everett III in seiner Viele-Welten-Interpretation der Quantenmechanik 1957 postulierte, entsteht bei jeder Messung in unserem Universum (also wann immer aus mehreren Wahrscheinlichkeiten eine ausgewählt und eine quantenphysikalische Potenzialität zu Realität wird) für jede der anderen Wahrscheinlichkeiten ein Paralleluniversum , in dem diese realisiert ist. Es gibt laut Stephen Hawking eine kleine, nicht zu vernachlässigende Wahrscheinlichkeit, dass die Wellenfunktion benachbarte, parallele Universen vorziehen könnte – also könnte es theoretisch zu Übergängen (Wurmlöchern) zwischen Universen kommen.
Einen weiteren Akzent setzte Ende des 20. Jahrhunderts die Stringtheorie : Demnach entstünden alle Teilchen, die wir kennen, aus den Schwingungen winziger »Fäden«. Diese durchziehen unser Universum und schwingen nicht nur in 3, sondern in 10 Dimensionen (zählt man die Zeit als Dimension hinzu, wären es sogar 11). Dies ließe sich im Prinzip sogar beweisen, indem man nach Abweichungen der Gravitation im Weltall sucht. Wie wir aus der Schule wissen, wird die Gravitation immer schwächer, je weiter wir uns von der Erde entfernen, genauer gesagt: Sie nimmt mit dem Quadrat der Entfernung ab. Dies jedoch nur, wenn es tatsächlich nur 3 räumliche Dimensionen gibt. Sollten es 4 sein,
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