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Ärger mit dem Borstenvieh

Ärger mit dem Borstenvieh

Titel: Ärger mit dem Borstenvieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holgate John
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meinerseits spürte nicht die geringsten Gewissensbisse, wenn ich ihr hin und wieder eins überzog, um sie ein wenig auf Trab zu bringen. Gelinde gesagt, war ich ganz schön aufgebracht.
    Bereits nach kurzer Zeit waren ihre Füße, die nicht an die harte Oberfläche gewöhnt waren, wund. Wie eine fette Dame, deren Schuhe zwei Nummern zu klein waren, humpelte sie vor mir her. Ich hielt sie in Bewegung, indem ich ihr ab und zu einen kräftigen Hieb auf den Hintern versetzte.
    Doch das Glück verabschiedete sich nun vollends von mir: Matthew, Old Jonathons Bruder, kam mit einem schäbigen alten Auto angerattert, das er irgendwo günstig erstanden hatte. Sein breites, offenes Gesicht war eine einzige Lachfalte.
    »Na, Jacky, gehst du mit deinem Schwein ein bißchen spazieren?«
    Ich gab ihm klipp und klar zu verstehen, daß er sich irrte und ging weiter. Er grinste erfreut, fuhr ganz langsam auf der falschen Straßenseite weiter und hielt mit mir Schritt.
    »Falls du öfter mit ihr Spazierengehen willst, solltest du ihr besser ‘n Halsband und ‘ne Leine umlegen.«
    Mit Nachdruck sagte ich ihm, daß er abhauen solle. Umsonst.
    Wir gingen an dem Straßenarbeiter vorbei, der ein verdutztes Gesicht machte, aber schwieg. Auf der Höhe der >Schmiede,< hupte Matthew. Und ich hatte gehofft, mich unbemerkt daran vorbeischleichen zu können. Durch den Lärm wurden Griff, der Gastwirt mit den buschigen Augenbrauen, sowie zwei oder drei Gäste herausgelockt um nachzusehen, was draußen los war.
    »Ach, ist das schön, wenn man Tiere sieht, um die sich die Menschen so fürsorglich kümmern«, sagte Griff mit Pathos in der Stimme.
    »Da gibt es nämlich Leute, die sie einfach in Ställe sperren und nicht daran denken, daß auch Schweine ‘n bißchen was von der Welt sehen möchten. Ich bin froh, daß du nicht zu denen gehörst.«
    Einer der Männer hinter ihm fragte: »Ist das der Bursche, der aus London hierherkam, um unten auf Egerton als Bauer zu leben?«
    »Genau der ist es«, gab Griff Auskunft. »Die Leute aus der Stadt wissen, wie man Tiere richtig behandeln muß.«
    »Der muß mehr freie Zeit haben als ich, wenn er mit Schweinen Spazierengehen kann«, sagte der Mann.
    Griff lachte und rief hinter mir her (wegen dieser Hänselei war ich nicht stehengeblieben): »Ich ruf’ deine Frau an und werd’ ihr sagen, sie soll schon mal den Kessel aufstellen, weil du mit ‘nem Freund nach Hause kommst, Jacky!«
    Genau das tat er; Shirley kam mir auf dem Weg bereits entgegen, um zu helfen. Ein Blick in mein Gesicht genügte, damit sie in schallendes Gelächter ausbrach. »Die glauben, du hast mit ihr einen Nachmittagsspaziergang unternommen.«
    In Wirklichkeit glaubten sie das natürlich nicht, sondern wußten genau, was passiert war. Ich würde mit dieser Geschichte und ihrem Gelächter wohl lange leben müssen.
    Als Dorfie Pig in ihrem Stall ankam, war sie müde, und bei jedem Schritt, mit dem ihre Füße den Boden berührten, gab sie einen klagenden Laut von sich. Ich gab ihr noch einen letzten herzhaften Klaps, verriegelte die Tür hinter ihr und fuhr mit Shirley los, um den Kleinlaster abzuholen.
    Auf dem Rückweg hielten wir vor der >Schmiede<, um uns einen Trostschluck zu genehmigen. Matthew war noch da; er hatte sich auf seinen Stock gestützt, den er als Hilfe für seinen arthritischen Rücken brauchte. Ich widerstand der Versuchung, mit einem Fußtritt die Krücke unter ihm rauszukicken.
    »Schweinchen schön nach Hause gebracht?« fragte er und gab dem grinsenden Griff ein Zeichen, uns etwas zum Trinken zu bringen.
    »Macht wirklich Freude, Menschen zu sehen, die ein Herz für Tiere haben«, sagte er Gastgeber. »Es tut einem Schwein wahnsinnig gut, mal rauszukommen, neue Leute kennenzulernen und die Landschaft zu betrachten.«
    Shirley kicherte und gab mir schnell ein Bier, bevor ich explodieren konnte.

    Nach der lustigen Einlage mit Dorfie Pig mußten wir uns tatsächlich ernsthaft Gedanken darüber machen, ob wir uns einen eigenen Eber anschaffen wollten. Abgesehen von der Bequemlichkeit brachte die Haltung eines eigenen Ebers den großen Vorteil, daß man genau den Augenblick abfangen konnte, wenn die Sau gedeckt werden mußte. Das Abenteuer mit den lockeren Autotüren hatte zur Folge, daß wir nun drei Wochen lang unsere fußkranke Sau mit sieben Pfund Futter täglich zu versorgen hatten, bis sie das nächste Mal so weit war, daß wir sie zum Eber bringen konnten.
    Wir setzten uns also wieder hin und studierten

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