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Ärger mit dem Borstenvieh

Ärger mit dem Borstenvieh

Titel: Ärger mit dem Borstenvieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holgate John
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unsere inzwischen bereits recht zerlesenen Handbücher. Nach Ansicht der Experten war die Haltung eines Ebers dann gerechtfertigt, wenn man acht Sauen hatte. Nun, wenn man die Bachen mit einbezog, die bald soweit sein würden, hatten wir die erforderliche Anzahl.
    Unsere Freunde und andere unbezahlte Ratgeber diskutierten hin und her über das Für und Wider dieser Angelegenheit.
    »Mach Schinken aus ihnen, hab’n jetzt so ungefähr die richtige Größe dafür«, riet uns Billy, als er auf Besuch kam und die vier Bachen begutachtete.
    Das war natürlich eine Möglichkeit; wir aber hatten Mutterschaftspläne für dieses Quartett mit den hellen Äuglein.
    Das Thema wurde eines Abends in der >Schmiede< durchleuchtet, als Aaron, ein dicker jovialer Typ, der ziemlich hoch oben am Berg seinen Bauernhof hatte, hereingeschnauft kam. Es war recht kühl draußen, er aber trug nur einen abgewetzten blauen Anzug aus Serge; unter der lose hängenden Jacke sah man aus dem offenen Hemdkragen schwarzes krauses Brusthaar hervorquellen.
    »Da bist du ja, Howard«, rief er beim Anblick seines untersetzten, kämpferischen Freundes aus. »Ich hab’ dich gesucht. Deine Frau sagte, daß du wahrscheinlich hier bist und mir sicher ein bis zwei Biere bezahlst. Wirklich ‘ne prima Frau, die genau weiß, wie schlecht es uns da oben aufm Berg geht.«
    »So was hat sie bestimmt nicht gesagt«, gab Howard heftig zurück; er wußte zwar, daß er auf den Arm genommen wurde, aber er konnte dem hingehaltenen Köder nicht widerstehen. »Wir alle wissen, daß du’n Haufen Geld hast, was in deinem Sparstrumpf unterm Bett rostet.«
    Aaron schüttelte den Kopf mit einer solch traurigen Miene, daß dabei sein Doppelkinn wackelte. »Howard, du bist zwar ein Mann harter Worte, aber ich weiß ja, daß du im Grunde ein gutes Herz hast.«
    »Kauf dir dein Bier selber«, unterbrach ihn sein Freund heftig.
    Der dicke Mann seufzte und vergrub seine Hand tief in seiner Hosentasche. »Nun ja«, sagte er listig, »wenn du mir also kein Bier ausgeben willst, darf ich dann für dich eins mitbestellen?«
    Das war der Gnadenstoß. Howard fluchte und stand auf. »Gut, du Halunke. Ich wollte sowieso gerade welches holen.«
    »Mit jedem Tag wirst du großzügiger«, entgegnete Aaron bescheiden. Er versuchte, sein Grinsen zu verbergen und setzte sich prompt auf den Stuhl neben dem Kamin, den der Ex-Unteroffizier soeben freigemacht hatte.
    Diese Kabbeleien waren ein Teil der Freundschaft zwischen den beiden Männern. Seit etlichen Jahren piesakten sie sich bereits gegenseitig. Was Howard am meisten wurmte, war die Tatsache, daß ‘Aarons Hof hoch genug über dem Meeresspiegel lag, um Zuschüsse vom Staat als Bergbauer zu erhalten, während er nichts bekam. Das war ein nützlicher Pfeil in des anderen Köcher, und er zögerte nie, ihn abzuschießen.
    Alle freuten sich, den dicken Mann zu sehen. Wie die meisten von ihnen, erzählte er sehr gern aus der Vergangenheit. »Als wir noch Kinder waren, schenkte meinem Bruder einmal jemand ein winziges Ferkel, das er großzog. Überall lief es hinter ihm her. Raus und rein ins Haus wie ein Hund. Nur, als es dann größer wurde, machte meine Mutter, Gott hab sie selig, die Tür vor seiner Nase zu. Doch das Schwein konnte einfach nicht begreifen, warum der Hund und die Katzen rein durften, aber es nicht. Daher stellte es sich hoch auf seine Hinterbeine und sah durchs Fenster in die Stube. Besucher, und besonders Damen, bekamen einen furchtbaren Schreck, wenn sie plötzlich eine Schweineschnauze gegen die Fensterscheiben gedrückt sahen und das Schwein neugierig reinschaute.«
    »War das ein Eber?« fragte ich.
    »Nee, nee«, antwortete er, »mein alter Herr hatte es beschnitten, als es so klein wie ‘ne Kaulquappe war. Mit unserer alten Sau sind wir immer den Berg runtergelaufen bis zu Neville Cadds Hof. Der hatte einen prima Eber. Das heißt, nur die ersten beiden Male sind wir mit ihr hingegangen, so zweieinhalb Kilometer weit. Danach, wenn später das gewisse Bedürfnis über sie kam, rannte sie ganz allein hin und wir jachterten hinterher.«
    »Und was ist aus dem Schwein geworden?« fragte ich ihn.
    »Is’ doch klar, wir haben es selbstverständlich gegessen«, antwortete Aaron und sah mich erstaunt an.
    »Hat es euch nichts ausgemacht, weil es doch ein Lieblingstier war?«
    »Tja, wir waren in der Schule, als sie dem armen Kerl den Garaus machten«, sagte er. »Als wir nach Hause kamen, war schon alles vorbei. »Mein Bruder

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