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Ärger mit dem Borstenvieh

Ärger mit dem Borstenvieh

Titel: Ärger mit dem Borstenvieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holgate John
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    Tatsächlich hatte dieser Apfelmost einen angenehmen, trockenen Geschmack — irgendwie schmeckte er nach >mehr<. Aber ich hatte bereits eine Lektion gelernt, wie man mit selbstgemachtem Apfelmost und wie man mit Schafen umzugehen hat: nach zwei großzügigen Schlucken lehnte ich ab. Bis zum Ende des Tages würde noch sehr viel Arbeit auf mich warten.
    Die Unterbrechung — oder auch der Apfelmost — hatten uns gutgetan. Ohne Zwischenfälle war der Rest der Herde schnell durchgeschleust worden, und zum Schluß kletterte ein plumpes, sich wehrendes Lamm heraus und lief unter Bäh-Rufen zu seiner Mutter zurück.
    »Das wär’s dann«, sagte Old Jonathon. »Willst du die kleinen auch durchjagen?«
    Aber von Vicky und Nick war bereits nichts mehr zu sehen. Sie waren schon auf dem Heimweg, hatten eine Abkürzung über die Felder genommen und naschten unterwegs die Schokolade auf.
    Jetzt brauchten wir nur noch die Anzahl der getauchten Schafe festzustellen und zu kontrollieren, ob sie mit unserer Zahl übereinstimmte. Die beiden Brüder und Billy trieben die Herde von einem Gehege durch einen engen Gang in ein anderes.
    »Einhundertundfünfunddreißig?«
    Wir waren uns einig.
    Dann gingen wir hinüber zu Old Jonathons Treibhaus, das er ebenso als Büro und Arbeitszimmer benutzte, um das Geschäftliche abzuwickeln. Ich schrieb einen Scheck über die runde Summe von vier Pfund aus und reichte ihn Old Jonathon.
    »Du solltest sie jetzt auf’n Markt bringen und zu Geld machen«, riet er. »Wart nicht zu lange damit. Bring sie rechtzeitig hin, bevor die mit dem Preis dafür runtergehen.«
    Er führte uns in seinen Gemüsegarten und schnitt zwei große runde Kohlköpfe für Shirley ab. »Gib ihr dieses mit einem schönen Gruß von mir«, sagte er und legte, damit das Ganze sich noch besser machte, ein Usambaraveilchen dazu.
    Wir verabschiedeten uns und machten uns auf den Heimweg. Der Hirtenhund sorgte dafür, daß die Schafherde vorankam; er trieb sie in einer derartigen Geschwindigkeit den Weg nach Egerton hinunter, daß ich kaum folgen konnte. Shirley blickte aus dem Küchenfenster, als die Herde, die noch braun und feucht von dem Tauchbad, am Haus vorbeitrippelte und auf die acht Hektar große Weide durch das offene Tor strömte.
    »Du riechst nach dem Schafsbad», sagte sie und rümpfte die Nase, als ich ihr Old Jonathons Geschenke überreichte.
    Sie hatte recht. Das Zeug hatte einen deutlichen, ätzenden Geruch. Ich kostete von einem Spritzer auf meinem Unterarm. »Der Apfelmost ist unbedingt vorzuziehen«, sagte ich zu ihr. Worauf sie mit einem Finger gegen ihre Stirn tippte und mir durch eine Drehbewegung einen Vogel zeigte.

16

Ein wolliger Rasenmäher

    D ie Robbies, Freunde von uns aus London, riefen eines Tages an und fragten, ob sie den kommenden Samstag in zwei Tagen mit uns verbringen dürften. Von Herzen waren sie uns willkommen, aber aus irgendwelchen weiblichen Gründen brachte der Gedanke an ihren Besuch Shirley völlig aus dem Gleichgewicht.
    Wie wahnsinnig rannte sie im Haus umher, putzte und wischte, stellte die Möbel um und nahm sogar die Gardinen im hinteren Schlafzimmer, in welchem die Gäste schlafen sollten, zum Waschen ab, obgleich diese so gut wie neu waren.
    »Warum diese Panik?« fragte ich sie. »Dorothy ist, soviel ich weiß, deine älteste Freundin.«
    »Genau das ist der Grund«, sagte sie rätselhaft.
    Es tat mir leid, diese Frage gestellt zu haben, denn danach wurde es noch schlimmer.
    Glücklicherweise war der Zustand unseres Rasens ihr bis zu dem Zeitpunkt entgangen, bis es bereits zu spät war. Eigentlich bildete er eine hübsche viereckige Rasenfläche, aber seit vielen Jahren völlig verwahrlost, klumpig und uneben. Einige Grashalme waren bereits so dick wie kleine Bambusstiele.
    Es war ein Alptraum, ihn mit unserem leichten Rasenmäher mit Benzinmotor zu schneiden, der nur noch von einem Versuch mit dem von Hand betriebenen Gerät übertroffen werden konnte. Hin und wieder boten sich unsere eher muskulösen Besucher an, sich für unsere Gastfreundschaft durch das Bemühen erkenntlich zu zeigen, diese Aufgabe in Angriff zu nehmen. Doch immer gaben sie bald auf und begnügten sich mit leichteren und angenehmeren Aufgaben, wie zum Beispiel dem Ausmisten der Kalbsboxen oder dem Reinigen der Schweineställe.
    Wahrscheinlich entdeckte Shirley den Zustand der Dinge beim Wiederaufhängen der Vorhänge. Sie kam derart schnell die Treppe heruntergerast, daß ich glaubte, sie

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