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Ärger mit dem Borstenvieh

Ärger mit dem Borstenvieh

Titel: Ärger mit dem Borstenvieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holgate John
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freizügiges Angebot, ein Schaf herbeizuholen oder ein Vlies zu rollen, lehnte sie entschieden ab, obgleich ich ihr versicherte, daß das Fett, das so langsam unsere Hände und Unterarme bedeckte, nichts anderes als Lanolin sei, was doch angeblich so hervorragend für die Haut wäre.
    Sie lud Jones zum Mittagessen ein, aber er lehnte ab. Bei seiner Arbeit mußte er sich zu sehr bücken, um sich mit einem vollen Magen hinterher wohl fühlen zu können. Erst abends würde er warm essen. »Es ist besser, ‘n leeres Gefühl im Magen zu haben, als Krämpfe«, erklärte er uns. Während der Schurzeit verlor er meistens sieben Kilo seines Gewichts oder noch mehr.
    Zwei Heimsuchungen von Maden wurden entdeckt: Das erste Mal, als die Schere die Wolle um den Schwanzansatz eines Schafes abtrennte und das gärende Gewimmel freilegte. Man konnte den spezifischen Geruch faulenden Fleisches wahrnehmen.
    Den zweiten Madenbefall entdeckten wir, als hinten am Bein eines älteren Mutterschafes beim Scheren eine tiefe aber zum Teil bereits abgeheilte Wunde zum Vorschein kam. Die widerlichen weißen Würmer wanden sich in und ernährten sich von dem rohen Fleisch.
    »Hunde«, meinte Jones, nachdem er die klaffende Wunde untersucht hatte. »Irgend etwas muß es gejagt haben. Wie’s aussieht, wahrscheinlich so’n verfluchter streunender Hund. Das Schaf hat ihn wahrscheinlich abschütteln können.«
    Aus einer Dose sprühte er ein bläuliches antiseptisches Mittel auf die befallenen Stellen beider Schafe. Durch die Farbe würde man später zur Kontrolle beide Schafe leicht herausfinden.
    »In der Gegend gibt’s dieses Jahr viel Madenbefall«, sagte Jones. »Ich hab’ von einem Mann in Sollars gehört, der zwei Wochen lang krank gewesen war. Niemand kümmerte sich in der Zeit um die Schafe; so verlor er fünf gute Lämmer durch Fliegen — die Maden hatten sich bis zu den Eingeweiden durchgefressen«.
    Da wir zu dritt arbeiteten, war die Schur bis zum Mittag fertig. Unter der Aufsicht unseres Gastes hatte John die letzten beiden Schafe geschoren. Er stellte sich wirklich sehr geschickt an, so daß Jones zu ihm sagte: »Im nächsten Jahr kannst du mit mir und meinem Freund Ned vielleicht mitkommen. Dir fehlt noch ‘n bißchen Erfahrung, aber dann wird man dich ganz gut gebrauchen können.«
    Für ein Jahr lang hatten wir davor Ruhe. Dankbar rannte das letzte Schaf zur Herde zurück. Unser Scherer nahm seine Werkzeuge und Gerätschaften herunter und packte alles zusammen. In heißem Wasser aus dem Melkstallboiler reinigten wir uns und gingen dann in die Küche, um beim Tee die Rechnung zu bezahlen.
    Ich schrieb ihm einen Scheck über acht Pfund zwölf Pence aus. Er legte ihn in seine Brieftasche und trug die Summe in ein kleines schwarzes Notizbuch ein.
    »Ich muß Buchhaltung machen«, erklärte er. »Ich und Ned schmeißen unseren Verdienst zusammen und teilen ihn am Schluß genau zur Hälfte. Ist gerechter so.«
    Kurz darauf fuhr er bereits wieder den Weg hinauf zu seinem nächsten Kunden, einem alten Mann, der als ehemaliger Butler aus London nun einen kleinen Farmbetrieb hatte. Dort warteten bereits zwanzig Mutterschafe auf Jones.
    Doch John und ich waren mit der Herde noch nicht ganz fertig. Wir markierten sie mit unserem Zeichen, einem großen roten >E< für Egerton, verpaßten allen ein Medikament gegen Wurm- und anderen Parasitenbefall und ließen sie dann endlich, zu ihrer großen Erleichterung, frei. Hinunter zu den tiefer gelegenen Weiden liefen sie und waren ganz offensichtlich froh, unserer Behandlung entkommen zu sein. Die geschorenen Schafe sahen wie nackt aus, aber das Wetter war warm, obgleich feucht, so daß keines trotz der Schur frieren würde.
    Am Ende des Tages hatten wir zwei >Bettbezüge< mit den Vliesen vollgepfropft. Sie wurden ganz fest verschnürt, etikettiert und in den Lagerraum geschleppt, wo sie auf den Laster warteten, der sie einsammelte. Abends gingen Shirley und ich hinauf zur >Schmiede< und steckten die Postkarte in den Briefkasten, der dort draußen hing. Eine Woche später tauchten bei uns zwei muntere Typen auf, luden die Säcke auf ihren Laster und fuhren mit der Wolle zum Taxieren und Festlegen des Preises davon.
    Es wurde Oktober, bis das kleine Postauto unseren Weg heruntergeflitzt kam und der Fahrer beim Überreichen der Post erklärte: »Meistens Rechnungen, aber das hier sieht ganz interessant aus.«
    Er wartete so lange, bis ich den Umschlag geöffnet hatte. Es war der Scheck für die

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