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Ärger mit dem Borstenvieh

Ärger mit dem Borstenvieh

Titel: Ärger mit dem Borstenvieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holgate John
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sich durchs Tor, um endlich gemolken zu werden. Das Wetter war schön, das Gras üppig und grün, und ihre geschwollenen Euter sagten ihnen, genauer als jede Uhr, daß ich zu spät dran war.
    Sobald die schweren Eisentore auf dem Hof hinter ihnen zugeschmissen waren, raste ich so schnell ich konnte umher, um die verlorene Zeit wieder aufzuholen. Allerdings schienen meine Finger plötzlich nur noch aus ungeschickten Daumen zu bestehen und ich hatte zwei linke Hände bei Handgriffen, die mir sonst keine Schwierigkeiten machten.
    Nachdem die Kühe in der richtigen Position standen, drückte ich auf den Knopf für den elektrischen Motor, der die Vakuumpumpe antrieb. Man konnte ein lautes surrendes Geräusch vernehmen, aber der Zeiger auf dem Druckmesser schlug nicht aus. Der Keilriemen war runtergerutscht! Das war zwar früher schon mal passiert, aber diesmal schien es eine Ewigkeit zu dauern, bis ich ihn wieder drauf hatte. Ich versuchte mich zu beeilen, daher dauerte es doppelt so lange.
    Als die Maschine endlich wieder lief, sah die Sachlage gleich besser aus: Die Milch floß munter in die Kannen, ich hob die vollen auf meinen kleinen Rollwagen, wuchtete sie in den Milchraum und setzte die kühlende Wasseranlage in Betrieb, um die Wärme aus der dampfenden Flüssigkeit zu entfernen.
    Sechs volle Kannen standen bereits fertig da, eine siebte wurde gefüllt und ich wollte mich gerade zu dem hervorragenden Wiedereinholen des Zeitverlusts beglückwünschen, als Ermintrudes langer, schlanker Kopf im Türrahmen erschien; normalerweise ein sehr willkommener Anblick, weil unsere Ermintrude ständig die letzte Kuh zum Melken war. Sie war eine sehr zivilisierte Kreatur, die an Ordnung und Frieden glaubte. Das Gewühle und Geschubse ihrer ungestümeren Herdengefährtinnen entsprach gar nicht ihrer Natur. Sie zog es vor, als letzte dranzukommen, wenn es kein Gedränge mehr gab, und eine ruhige Seele sich ihre Zeit nehmen konnte. Ermintrude war ganz unten am Ende der Hackordnung, glücklich darüber und ohne jegliche Aufstiegsambition.
    Sobald sie in der richtigen Position stand, erledigte ich die übliche Routine, wusch das Euter und drückte jede Zitze kurz, um zu prüfen, ob auch nichts im Argen lag. Sie wurde etwas unruhig und hob ein Hinterbein, aber dann senkte sie es wieder.
    Das Theater fing an, als ich ihr die Melkstutzen überstülpte. Ganz gleichmäßig tuckerte die Vakuumpumpe vor sich hin, die Stutzen saugten sich fester und gaben wieder nach im gleichen Rhythmus, und die Milch begann aus den Zitzen zu fließen.
    Aber nicht für sehr lange! Mit einem Mal wurde die arme Ermintrude ganz steif, wie eine respektierliche alte Jungfer, der man gerade in den Po gekniffen hatte. Und dann folgte ihre Reaktion! Mit einem Hinterhuf befreite sie sich von den irritierenden Melkstutzen, und während des anschließenden Hin- und Hergeschiebes trampelte sie diese gründlich in den matschigen Kuhmist.
    Nun ist ja das Melken ein ausgezeichnetes Training für Selbstkontrolle. Die Erfahrung hatte es mich gelehrt, nicht in die Luft zu gehen, wenn dergleichen Dinge passierten. Denn nichts versetzt Kühe so schnell und intensiv in Panikstimmung, wie die polterige und laute Stimme des Melkers, wenn er in Wut gerät. Wenn man eine von ihnen anbrüllt, brüllt man alle mit an, und die ganze Bande wird entsprechend reagieren.
    Daher schluckte ich nur trocken, holte die verdreckten Melkstutzen aus dem Schmutz, besänftigte die unglückliche Kuh und ging mit den Gerätschaften in den Milchraum, um sie unter fließendem Wasser abzuwaschen.
    Äußerlich schien das Euter völlig in Ordnung zu sein. Es waren weder Schnitte, Stacheldrahtwunden noch Kratzer von Dornensträuchern zu erkennen. Ich legte also die Stutzen wieder an und wagte nicht zu atmen. Ermintrude wich etwas zurück und hielt die Stutzen etwa eine halbe Minute lang aus, aber dann flogen sie wieder runter!
    Die Zeit raste davon. Pünktlich um acht Uhr mußte die Milch oben an der Straße zum Abholen bereit stehen. So blieb mir nichts anderes übrig, als die Kuh zunächst in der Box zu lassen und mich später um sie zu kümmern.
    Als ich zurückkam und den Traktor abstellte, war John bereits im Stall gewesen. »Warum hast du Ermintrude zurückbehalten?« fragte er.
    »Irgend etwas stimmt mit ihr nicht. Hat zweimal die Melkstutzen weggekickt.«
    Er zog die Augenbrauen hoch und sagte: »Ich kann nichts entdecken.«
    Ganz behutsam inspizierten wir alle beide nochmals die Zitzen der Kuh.

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