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Ärger mit dem Borstenvieh

Ärger mit dem Borstenvieh

Titel: Ärger mit dem Borstenvieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holgate John
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jedes Schaf, das er besprang, markiert wurde. Das war schnell gemacht. Und genau wie im letzten Jahr fuhren wir hinterher den Kleinlaster auf die Weide, wo die Herde auf uns wartete. Die brünstigen Schafe witterten den Bock und rotteten sich zusammen. Aufgeregt schubsten sie sich gegenseitig, bis wir die hintere Tür öffneten und sie den Bock drinnen sehen konnten, der stehend auf sie herabblickte. Für einige Augenblicke standen alle wie versteinert. Dann sprang er ins Gras herab, die Herde nahm ihn in ihre Mitte und führte ihn mit sich fort.

28

Die Geschichte von Annie Pig

    G leich von Anfang an machte sich Shirley Sorgen um den Zustand von Annie Pig. Irgend etwas war mit der jungen trächtigen Sau — wir hatten sie günstig eingehandelt —, das tief in Shirlys Empfinden ein Alarmsignal auslöste. Vielleicht war es auch weibliche Eingebung, ein Thema, mit dem die Familie sie oft auf die Schippe nahm. Aber am wahrscheinlichsten schien, daß es ganz einfach der Beweis ihres Mitgefühls war, das Shirley für jedes Tier aufbrachte, welches kurz vor dem Werfen stand.
    Natürlich hatten wir auch gelegentlich Schwierigkeiten mit unseren Säuen und deren Ferkeln durchgemacht. Aber wir konnten uns bisher darin sonnen, daß alles recht gut gelaufen war und wir erfolgreich einen ziemlich hohen Prozentsatz durchgebracht hatten. Doch wie es nun mal mit allen Dingen ist, auch wir mußten die Ausnahme erleben: für uns war es Annie.
    John und ich kamen an einem frischen Oktobermorgen von den unteren Weiden zurück, wo wir nach den Schafen gesehen hatten, als wir Shirley trafen, die in Jeans und Pullover gegen die Stallwand lehnte und die Sau beobachtete, die sie gerade gefüttert hatte.
    »Sie hat irgend etwas an sich, was mich beunruhigt«, sagte sie zu uns, aber sie konnte nicht präzisieren, was sie zu dieser Meinung kommen ließ. »Sie ist zu ruhig... zu gefügig.«
    Doch nichts schien absonderlich an der Art, wie die Sau sich übers Futter hermachte.
    Erfahrung hatte uns die Notwendigkeit gelehrt, ganz sorgfältig über alles Buch zu führen. Wir schrieben auf, wann die Säue gedeckt worden waren, wann der Wurf stattfinden würde und wann die trächtigen Schweine in das für die Geburt vorgesehene Gehege — die Kinder nannten es Entbindungsklinik — gesteckt werden mußten.
    Vier Tage vor dem Werfen trieben wir sie in den engen Verschlag aus Stahlrohren, der so gebaut war, daß die Säue sich nicht auf die neugeborenen Ferkel legen konnten. Die Säue vermochten zwar in den Verschlägen bequem zu stehen, aber sie konnten sich nicht umdrehen; durch diese Tatsache war es ferner einfacher, sie während des Geburtsvorgangs genau zu beobachten.
    Annie sollte am zwanzigsten dieses Monats werfen. Doch obgleich wir bis dahin noch acht Tage Zeit hatten, bemerkte John, daß ihre Zitzen durch die Milch schon ganz fest waren, was normalerweise als ein Zeichen für die unmittelbar bevorstehenden Geburt galt. Er kletterte zu ihr ins Gehege, um die Sache genauer zu untersuchen, während das Schwein durch Futter abgelenkt wurde. Und tatsächlich kam am Ende der Zitze ein wenig Feuchtigkeit heraus — eine wäßrige Milchsubstanz. Wenn es sich wirklich um Milch handelte, konnten wir damit rechnen, daß die kleinen Ferkel innerhalb der nächsten zwölf Stunden ihren Einzug in unseren Bauernhof halten würden.
    »Du hast bei deinen Berechnungen sicher einen Fehler gemacht«, sagte John zu mir etwas vorwurfsvoll, während wir die unförmige zukünftige Mutter mit Überredungskünsten und Anschnauzen ins Gehege beförderten.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß das der Fall ist«, verteidigte ich mich. »Die Daten wurden mehrmals überprüft.«
    Doch John war nicht überzeugt davon. Nachdem dann das Schwein gut untergebracht war, warfen wir einen flüchtigen Blick auf die Kalendereintragungen. Die angegebenen Daten schienen korrekt zu sein.
    Shirley war nicht überrascht. »Hab’ ich nicht schon lange gesagt, daß irgend etwas nicht so ist wie sonst?« fragte sie. »Ich finde, sie sieht irgendwie krank aus.«
    John und ich verspürten gleiche unangenehm zittrige Empfindungen.
    Als nächstes mußte der Holgate-Hebammendienst rund um die Uhr aufgestellt werden. Wegen ihres besonderen Interesses an Annie übernahm Shirley freiwillig die erste schlimme Wache. Sie brauchte ihr Angebot nicht zweimal zu machen. Denn das bedeutete, daß man so gegen zwei Uhr morgens aus dem Bett klettern und hinunter zu dem kalten dunklen Viehhof gehen

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