Ärger mit dem Borstenvieh
hingen dicke Büschel roten Fuchsfells, und auf dem staubigen Boden konnte man Spuren eines Kampfes ausmachen.
Doch wir waren nicht allzu sehr überrascht. Wir hatten selbst beobachtet, wie dieser autoritäre Hahn unsere eigenen Hunde und Katzen in die Flucht geschlagen hatte. Es muß in seinem Blut gelegen haben. Vielleicht war durch den kämpferischen Mut des Hahns, auch wenn dieser dabei sein eigenes Leben ließ, die Ausbeute des Fuchses viel geringer gewesen. Und wahrscheinlich war durch das Auftauchen Peters weiterer Schaden verhindert worden.
Neugierig kamen die Jungstiere hinzu, um nachzusehen, was passiert war. Wir trieben sie von dem Feld herunter und schlossen das Tor. Aus ihren Verstecken in Hecken und Gräben wagten sich einige Hühner wieder hervor. Andere waren einfach aufs offene Feld gerannt und kamen jetzt verängstigt zurück.
Es gelang uns, neunzehn von ihnen wieder in den Stall zu sperren. Als zusätzliche Sicherheit klemmten wir einen Balken davor. Falls noch weitere Hühner draußen verstreut waren, mußten sie ihr Glück versuchen, bis zum Tagesanbruch dort auszuharren. Tatsächlich überlebten sie die wenigen Stunden, die von der Nacht noch übrig geblieben waren.
Von Peter war weit und breit nichts zu sehen und zu hören. Daher ließen wir ihn allein, brachten die Hündin zurück in den Zwinger und krabbelten wieder ins Bett. Es blieben uns nur noch drei Stunden, bis der Wecker erneut rappeln würde.
Als ich im Melkstall arbeitete, stellte sich der Terrier wieder ein. Sein Stummelschwänzchen sowie der ganze Hinterleib wackelten hin und her als Zeichen, daß er gelobt werden wollte. Von oben bis unten war er voller Schlamm, was vermuten ließ, daß er versucht hatte, etwas auszubuddeln. Wahrscheinlich handelte es sich um den Fuchs, aber wir konnten kein Zeichen von Blut an seinem Fell erkennen, so daß er wohl kein Glück gehabt hatte. Ich steckte ihn zur Hirtenhündin und kümmerte mich weiter ums Melken.
Dieser Zwischenfall hatte aus irgendeinem Grund in dem mutigen kleinen Hund einen tödlichen Haß gegen Füchse verursacht. Entdeckte er ein Erdloch, verschwand er sofort darin, wenn man ihn nicht zurückhielt. Einmal sauste er in eins hinein, bevor irgend jemand etwas unternehmen konnte. Während der nächsten zehn Minuten passierte nichts. Aber dann brach die Hölle unter unseren Füßen los. Als er endlich wieder auftauchte, waren wir sehr erleichtert. Er kroch mit dem Hinterteil zuerst heraus, war befleckt mit dem Blut des Höhlenbewohners und sehr stolz auf sich.
Aber es war nicht der rote Fuchs, den er dort unten in der Erde angegriffen hatte. Mit Sicherheit nicht, denn eines Abends jagten die Hunde den deutlich an seinem Fell zu erkennenden Fuchs über das obere Feld. Sie kamen so nah an ihn heran, daß das schlaue Tier den schräg stehenden Stamm eines Weißdornbaumes hochrannte. Er balancierte dort oben auf den miteinander verflochtenen Zweigen, während unten am Fuß des Baumes der Terrier beinahe durchdrehte in seinem vergeblichen Versuch, zu ihm hinaufzuklettern.
John hörte den Lärm und lief mit dem Gewehr herbei. Aber es wurde nichts mit dem Schuß. Er kam noch gerade rechtzeitig, um zu beobachten, wie der Fuchs ganz ruhig wie ein Seiltänzer auf einem Ast balancierte, der über den Begrenzungszaun zum Nachbargelände ragte, und dann auf sicheren Boden sprang. Vielleicht hatte er seinen ohnmächtigen Verfolgern nicht gerade eine Nase gedreht, aber seine ganze Körperhaltung drückte Ähnliches aus, als er hochmütig davontrabte.
27
Die Schafböcke kommen zur Herde
D er Herbst hatte in die Hecken Beeren gehängt und seinen goldbraunrot gefleckten langen Mantel über die Anhöhen geworfen. Von dem stoppeligen Gerstefeld aus konnte ich beobachten, wie Shirley mit den Kleinen eifrig mit Körben an den Büschen und Dornenhecken unten am Fluß umherlief, der die untere Grenze des Egerton Geländes bildete.
In diesen Tagen standen überall in der Küche Gläser und Flaschen herum. Die Frauen der Familie — Vicky war genauso begeistert davon wie Shirley — rührten mit ihren Holzkellen in Töpfen mit siedenden Speisen herum; sie versicherten uns, daß diese zu köstlicher Marmelade, zu Gelee, Sirup oder einem Gesundheitstrank, der einen mit Sicherheit den Winter ohne Erkältung über stehen ließe, werden würden.
Ständig war dort eine Menge von Shirleys Freundinnen anzutreffen, tüchtige Bauersfrauen, die auf das männliche Geschlecht verächtlich herabblickten, das
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