Aerger mit dem Borstenvieh
vorbei, zünftig angezogen und ausgerüstet, kichernde Mädchen und wichtigtuerische junge Burschen, manchmal große Familien mit überfütterten Hunden an der Leine, die eine reichhaltige Auswahl an Wanderkarten zu Rate zogen, obgleich die Straße deutlich markiert war. Die Verwegendsten von ihnen wagten gelegentlich, uns zuzulächeln und uns einen guten Tag zu wünschen. Als Antwort tippten wir grüßend gegen die Stirn, was uns als eine wahrhaft bäuerliche Verhaltensweise erschien.
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Über die Milchdrüsen bei Kühen
L angsam, aber sicher wurden wir zu Fans und Anbetern der Milchdrüsen unserer Kühe. Ein gelegentlicher Besucher auf Egerton mochte die Herde knochiger, ältlicher Friesenrinder schlicht und einfach als Kühe ansehen. Für uns verkörperten sie Zahlungsfähigkeit, wenn nicht sogar einen gewissen Wohlstand.
Für einen Kleinbauern wird das Halten von Milchkühen attraktiv, weil dadurch regelmäßg ein Scheck ins Haus flattert. Es bedeutete für uns jedesmal ein großes Ereignis, wenn der Briefträger in seinem kleinen Auto unseren Weg heruntergeschlenkert kam, um uns die monatliche Aufstellung der Milchgenossenschaft zu bringen. Wir wurden dann informiert, wie viel oder wie wenig auf unser Konto gutgeschrieben worden war.
Während der Sommerzeit, wenn die Kühe draußen das frische Gras fraßen, erzielten wir die beachtliche Summe von zweihundertfünfzig Pfund. Natürlich waren in diesem Betrag auch hohe Produktionskosten enthalten. Dennoch war das Ergebnis zufriedenstellend genug, um die Mühsal des Aufstehens im Morgengrauen und die Plackerei während sieben Tage in der Woche zu rechtfertigen.
Ursprünglich hatten wir uns damit zufrieden gegeben, verschiedene Formen der Landwirtschaft auszuprobieren, wobei das Schwergewicht auf >verschieden< lag. Eifrig waren wir bestrebt, unsere Erfahrungen zu vergrößern: wir wollten alles anpacken, was ein paar Shillinge einbringen würde. Aber mit unseren Erfahrungen stellte sich auch zunehmend klar heraus, daß unsere Zukunft und unser Fortkommen eindeutig in der Milchwirtschaft lag. Vielleicht sollten wir uns nicht völlig darauf spezialisieren, aber doch in der Beziehung unseren Einsatz gewaltig vergrößern.
Ellis, der Kuhspezialist, hatte mich in die Geheimnisse der Melkkunst eingeführt und nie daran gezweifelt, daß uns eines Tages ein Licht aufgehen würde. Wenn wir ihm freie Hand gelassen hätten, hätte er schnellstens sämtliche anderen Tiere der Farm abgeschafft und diese durch Milchkühe ersetzt. Doch wiederum andere Freunde warnten uns vor so einem Schritt. Lebenslange Erfahrung hatte sie sehr vorsichtig gemacht; das Leben lehrte einen nichts zu tun, worüber man nicht ausgiebig nachgedacht hatte.
»Man immer langsam«, riet uns Howard. »Du kannst dir ruhig noch’n paar Kühe anschaffen, aber mach langsam. Im Augenblick solltest du von allem ‘n bißchen haben...«
Doch der ansteigende Betrag auf dem Scheck für die Milch blendete die gesamte Familie. Alle waren auf einmal dabei, emsig Pläne für die Zukunft zu schmieden: Summen wurden auf Schmierzetteln addiert, man diskutierte darüber und kam am Ende entweder zu einem völlig unrealistisch günstigen oder schrecklich deprimierenden Ergebnis. Der Bankauszug würde schließlich die Tatsachen auf den Tisch legen; aber im Augenblick waren wir alle fest entschlossen, mehr Milch zu produzieren, sollten die Zahlen auch nur einen Funken Hoffnung auf bessere Zeiten ankündigen. Es war wirklich sehr belustigend, unseren Gesprächen zuzuhören, wenn wir Besuch aus der Stadt hatten: Der klagte über die hohen Preise für Kleidung, Autos, Fahrkarten und fürs Farbfernsehen; genauso entsetzt waren wir über die ansteigenden Preise für Kühe.
Als wir noch in der Großstadt lebten, hatten wir die Geschäfte nach Sonderangeboten für Haushaltswaren oder Kleidung durchsucht; jetzt lagen wir ständig auf der Lauer, uns kein günstiges Angebot für Kühe entgehen zu lassen. Wir hatten bald begriffen, daß dafür als beste Quellen die Auflösungsverkäufe kleinerer Bauernhöfe in Frage kamen. Handelte es sich um große Kuhherden, dann boten in erster Linie wohlhabende Bauern bei den Auktionen, die weitaus dickere Brieftaschen aufweisen konnten als wir.
Für unsere einheimischen Freunde bedeuteten Auktionen teils Unterhaltung und teils Geschäft. Sie liebten den Verkaufsrummel und gaben sich große Mühe, uns über bevorstehende Attraktionen auf dem laufenden zu halten.
So fuhren eines
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