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Aerger mit dem Borstenvieh

Aerger mit dem Borstenvieh

Titel: Aerger mit dem Borstenvieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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Delila nicht an sich halten, ein öffentliches Geständnis mit passenden Verschönerungen abzulegen. So wurde ich im Handumdrehen vom Märtyrer zum belächelten Narren.
    »Nun, was kann man schon anderes von einem einfachen Landmann erwarten?« fragte ich und stahl mich aus dem Zimmer.
     

17

Vogeleier und Schweinepicknick
     
    E twa sechs Meter über der Wiese schwebte der Raubvogel. Durch den Aufwind stand er unbeweglich in der Luft und lauerte darauf, daß sich irgend etwas auf dem Boden bewegte. Der Vogel war schlank, hatte braunes Gefieder und eine hellere Bauchseite; die Spannweite seiner Flügel maß wohl einen Meter. Es handelte sich wahrscheinlich um einen Habicht, meinte John.
    Raubvögel haben etwas Faszinierendes an sich. Während der Reparatur eines Zauns hielten wir kurz inne, um dieses Exemplar zu beobachten, wie es arrogant über geringeren Kreaturen seine Stellung bezogen hatte. Ein Schwarm Spatzen verließ die Sicherheit einer nahe gelegenen Hecke und setzte, eilig und niedrig fliegend, zu einem Flug über die Wiese an.
    Noch bevor sie zwei Meter geflogen waren, hatte der Große sie bereits erspäht. Der wachsame Jäger suchte sich einen heraus, schoß auf den Pechvogel herab und trug ihn hinunter aufs Gras. Eine halbe Minute später flog er davon mit seiner Beute in den Fängen und ließ sich auf einem Torpfosten für die Mahlzeit nieder.
    Seit wir auf Egerton lebten und seit der Anschaffung eines Buches zur Bestimmung der Vögel, hatte meine Familie großes Interesse an diesen Tieren und ihrer Lebensweise gewonnen. Es gab eine Menge bei dem Waldkäuzchenpaar zu beobachten, das in dem alten Gemäuer einer in der Nähe liegenden Farm lebte. Ebenso viel Spaß machte es, die winzigen roten Zaunkönige zu betrachten, die im zweiten Jahr in einem verlassenen Schwalbennest oberhalb der Schweineboxen Wohnung bezogen hatten.
    Nesträuber waren bei uns nicht gern gesehen. Als daher die beiden Kleinen eines Tages drei junge Burschen entdeckten, die suchend an der Hecke um das Gerstenfeld entlangschlichen, kamen sie eiligst zu John und mir gerannt, um uns davon Mitteilung zu machen. Wir riefen die Hunde und gingen der Sache nach.
    Es waren drei Teenager, etwa vierzehn bis siebzehn Jahre alt, ordentlich und ähnlich gekleidet, große, schlaksige Jungen mit blassen Gesichtern, aus dem Kohlengebiet.
    »Wir machen doch nix Schlimmes«, protestierte der Älteste von ihnen, als wir sie anriefen. »Wir suchen bloß ‘n paar Eier. Wir sammeln die.«
    »Aber nicht auf dieser Farm hier!« entgegnete ihm John mit Nachdruck. »Haut ab!«
    »Es gibt hier Pfade, die wir betreten dürfen«, verteidigte sich derselbe Bursche. »Sie haben nicht das Recht, uns daran zu hindern!«
    »Auf diesem Feld gibt es keinen Pfad«, sagte ich. »Wenn es euch lieber ist, können wir ja runter zum Haus gehen und die Polizei anrufen. Die wird euch dann schon sagen, ob ihr Vogelnester ausheben dürft oder nicht.«
    Diese Drohung half. Mürrisch zogen sie sofort ab, zunächst in Richtung Weg, und dann gingen sie oben auf der Straße zurück. Eigentlich war es traurig, daß diese drei Burschen sich die Mühe machten, aufs Land zu fahren, wo sie dann genau die Dinge zerstören wollten, die sie hergelockt hatten.
    Wie immer brachte der Sommer die übliche Anzahl an unerfreulichen Besuchern. Erstaunlicherweise war die Vorstellung sehr weit verbreitet, daß man draußen auf dem Land ungestraft plündern durfte. Außer sich geraten vor Zorn würden die Leute in der Stadt, wenn irgend jemand in ihren Garten eindringen und sich einfach bedienen würde. Aber Durchschnittsmenschen schienen unterschiedliche Maßstäbe für Ackerland und Tiere in freier Natur anzulegen.
    Auf den oberen Weiden erschien eines Tages ein Vater-Sohn-Team, das mit einem gefährlichen, teuren Luftgewehr bewaffnet war und auf Vögel sowie alles andere, was sich bewegte, ballerte. Ehrlich überrascht sahen sie aus, als wir uns einmischten und ihnen vorschlugen, woanders hinzugehen. Der Mann zog eine Karte hervor und deutete auf die gestrichelte Linie, die als öffentlicher Fußweg die Weide durchlief. Er war der Meinung, daß das Vorhandensein des Fußweges sie dazu berechtigte, zu wildern und in der Gegend herumzuschießen.
    »Sie schießen doch auch, oder?« fragte er mich, als ich dagegen protestierte; sein wohlgenährtes Gesicht wurde dabei vor Entrüstung rot und schwoll an.
    »Aber keine Singvögel«, belehrte ich ihn. »Außerdem gehört das Land uns. Wir haben hier das

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