Aerios Verlangen
Arme. Ihr Herz schlug augenblicklich schneller, als er ihr einen sanften Kuss auf die Nasenspitze gab.
„Komm! Gehen wir noch ein Stückchen. Wer weiß, wie lange das gute Wetter anhält.“
Sie schlenderten eine Weile Hand in Hand durch den Park bis zu einer Gruppe von alten Bäumen. Dort zog er sie erneut in seine Arme und küsste sie. Sie klammerte sich an ihn und erwiderte seinen Kuss. So viel geküsst wie in den letzten Tagen hatte sie ihr ganzes Leben nicht und sie haderte mit sich selbst, dass sie es nicht so sehr genießen dürfte, doch wenn er sie nur berührte, dann war sie verloren. Plötzlich erklang ein Krachen über ihnen und Aerios riss sie hart zur Seite. Ein morscher Ast krachte genau neben ihr zu Boden. Wenn Aerios nicht so schnell reagiert hätte, dann wäre sie jetzt vielleicht tot. Es krachte noch immer und auf einmal entstand ein Wirbelwind um sie beide herum. Aerios hielt sie in seinen Armen, als schwere Äste um sie herum auf den Boden fielen. Serena starrte wie paralysiert auf das Geschehen. Aerios vibrierte, als stünde er unter Strom. Dann war es auf einmal vorbei. Serena konnte ihren Augen kaum glauben. Es war wie ein Wunder. Um sie herum war der Boden mit Ästen und Zweigen übersät. Nur unmittelbar wo der Miniwirbelsturm um sie herum getobt hatte, war der Boden frei. Aerios hatte aufgehört zu vibrieren. Sie starrte zu ihm hinauf. Er wirkte grimmig, seine Lippen waren zu einem dünnen Strich zusammen gepresst und seine Augen funkelten wütend.
„Exesor, du elender Hund“, knurrte er finster. „Feige wie eh und je.“
Serena sah sich verwirrt nach diesem Exesor um, doch niemand war zu sehen. Sie sah wieder zu Aerios auf und schüttelte ungläubig den Kopf.
„Was ... was ist hier ...?“
„Keine Ahnung“, sagte er. „Lass uns gehen.“
„Aber ... das ist nicht ... Wieso war dieser Wind um uns herum? Wenn der Wind nicht gewesen wäre, wären wir erschlagen worden ... Und ... und du hast vibriert. Aerios, was ist hier passiert? Wer bist du? Der Antichrist oder was?“ Sie lachte hysterisch.
Er strich ihr sanft über die Wange und sah ihr in die Augen.
„Nein, ich bin nicht der Antichrist, Serena. Ich kann dir nicht erklären, was hier vorgeht. Noch nicht. Es ist mir nicht erlaubt. Aber du kannst mir vertrauen. Ich werde dir nie wehtun, Serena.“
„Wer bist du wirklich?“, fragte sie zittrig.
„Aerios Miles“, erwiderte er ruhig. „Mehr darfst du im Moment nicht wissen.“ Er umschlang sie etwas fester und sah sie ernst an. „Du bist in Gefahr, Serena. Ich kann dir nicht mehr sagen, so sehr wie ich es möchte. Du musst mir vertrauen. Ich kann dich beschützen, doch du musst auf mich hören. Kannst du das? Kannst du dich mir anvertrauen und tun, was ich dir sage, wenn ich es dir sage?“
„Ich weiß nicht“, erwiderte sie unsicher. „Ich kenne dich gar nicht. Ich weiß nur, seit ich dich das erste Mal getroffen habe, steht mein ganzes Leben auf dem Kopf.“
Er küsste sie sanft. Es war kein Kuss wie die Küsse zuvor. Der Kuss war so zärtlich und süß, dass sie in seinen Armen zu zittern begann. Als er sich von ihr löste, hatte sie Tränen in den Augen.
„Bitte, Serena. Lass mich dich beschützen. Vertrau mir“, bat er eindringlich.
Serena nickte. Sie hatte keine Ahnung warum, doch sie vertraute ihm. Sie ließ zu, dass er sie bei der Hand nahm und aus dem Park führte.
Als Serena in ihrem Büro saß, musste sie immer wieder an das schreckliche Erlebnis im Park denken. Aerios und sie waren zum Tatort gegangen und er hatte seine Untersuchungen angestellt, während sie noch immer wie benommen vor der Tür gewartet hatte. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass mit Aerios Miles etwas nicht stimmte, doch sie hatte keine Ahnung, was mit ihm war. Erst hatten sich die Wolken geklärt, gleich nachdem er in den Himmel gepustet hatte und dann im Park, als die Äste um sie herum auf den Boden gekracht waren, dann war ein Wirbelsturm um sie herum gewesen. Wo sie mit Aerios gestanden hatte, war es aber windstill gewesen, wie im Auge des Sturms. Und Aerios hatte vibriert. Das Vibrieren hatte im selben Moment aufgehört wie der Wind. Nicht zu vergessen seine Worte an einen Exesor gerichtet, wo weit und breit niemand zu sehen gewesen war. All das zusammen genommen war mehr als mysteriös und unheimlich. Doch trotz allem vertraute sie ihm. War das falsch? Konnte ein Mann, der offenbar über irgendwelche geheimnisvollen Kräfte verfügt, gut sein? Oder war er böse und
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