Aerzte zum verlieben Band 39
Doch seine Miene war verschlossen, ausdruckslos, und Kate spürte, wie die Angst mit eisiger Hand wieder nach ihr griff.
âNick? Er wird es schaffen.â Er muss, dachte sie, verzweifelt bemüht, nicht zusammenzubrechen. Ben war zuversichtlich gewesen und Josh auch.
âNick?â
Er atmete tief durch und drehte ihr den Kopf zu. âEntschuldige, ich war meilenweit weg.â
Meilenweit weg? Während die Ãrzte versuchten, bei seinem Sohn die lebensbedrohlichen Blutungen zu stoppen? Wo zum Teufel war Nick mit seinen Gedanken? Und dieser Ausdruck in seinen Augen â¦
Er sah sich im Zimmer um. âIch war seit Jahren nicht hier. Hat sich nichts verändert. Immer noch dieselben hässlichen Vorhänge.â
Und da begriff sie. Dieses Zimmer erinnerte ihn an Annabels tragischen Tod. âOh, Nick, es tut mir so leidâ, sagte sie mitfühlend.
âSchon gut. Es ist fünf Jahre herâ, wehrte er ab. âWichtiger ist, wie geht es dir? Was meinte Ben mit deinen FüÃen? Wo warst du eingeklemmt?â
âNicht schlimm, nur zwischen den Pedalen. Mir geht es gut.â
Nick schien davon nicht überzeugt, denn er kam zu ihr herüber, setzte sich neben sie und blickte ihr forschend in die Augen. âWie ist es passiert?â
âEr war mit seiner Klasse auf einer Freizeit gewesen, und ich wollte ihn von der Schule abholen. Es war meine Schuld ⦠ich habe auf der anderen StraÃenseite gehalten, ihn angerufen, er kam rausgelaufen und ist eingestiegen, und dann bin ich auf die Fahrspur zurück. Ich konnte kaum etwas sehen, es regnete in Strömen, aber ich habe auch kein Scheinwerferlicht gesehen. Und ich weià noch, wie ich dachte, nur ein Idiot wird bei diesem Wetter ohne Licht fahren, also muss die StraÃe frei sein. Im nächsten Moment gab es einen gewaltigen Schlag, und wir rammten seitwärts einen Wagen, die Airbags gingen auf und â¦â
Sie verstummte und senkte den Kopf.
Einen Moment später war alles vorbei gewesen. Sie hatte nichts tun, nichts mehr ändern können. Doch für den Rest ihres Lebens würde sie diese wenigen Sekunden nicht vergessen. Wie in Zeitlupe spielten sie sich auch jetzt wieder vor ihrem inneren Auge ab. Sie hörte das metallische Knirschen, den Aufschrei ihres Kindes und den dumpfen Knall, bevor sich der Airbag in ihr Gesicht presste.
âAch, Kateâ, sagte er leise, und sie sah auf, in seine tiefgründigen dunkelbraunen Augen, die seine Gefühle sonst so gut verbargen. Aber nicht jetzt. Kate las Mitgefühl und noch etwas in ihnen, das sie nicht benennen konnte. âEs tut mir so leidâ, fuhr er fort. âEs muss furchtbar gewesen sein.â
Sie versuchte, stark zu bleiben, nicht der Versuchung zu erliegen, sich in diesem sanften Blick zu verlieren. âIch begreife einfach nicht, dass ich den Wagen nicht gesehen habe.â
âDu hast gesagt, da wäre kein Scheinwerferlicht gewesen.â
âIch habe keins gesehen, aber â¦â
âDann ist es auch nicht deine Schuld.â
âErzähl keine Märchen, Nickâ, erwiderte sie ungehalten. âIch habe einen dicken Geländewagen gerammt, weil ich bei eingeschränkter Sicht auf die StraÃe gefahren bin. Jem hätte auf der Stelle tot sein können.â
Nick presste kurz die Lippen zusammen. âBestimmt ist er mit überhöhter Geschwindigkeit gefahren, Kate.â
âKann sein. Trotzdem ist es meine Schuld.â
âTu es nichtâ, warnte er. âGlaub mir, es ist nicht gut, die Schuld allein auf sich zu nehmen. Es kann dich zerstören.â
So wie dich deine Schuldgefühle nach Annabels Tod fast zerstört hätten? Kate schluckte die Antwort wieder hinunter und blickte zur Uhr. Die Zeiger hatten sich kaum bewegt, obwohl ihr das Warten schon wie eine Ewigkeit vorkam.
âJem ist in guten Händen, Kate.â
âJa, ich weiÃ.â Sie lächelte schwach und hob die Hand, um ihm über die Wange zu streichen. Die Bartstoppeln kratzten an ihrer Haut, raue Männlichkeit, die sie plötzlich als unendlich tröstlich empfand. Nicks Stärke tat ihr gut. Kate musste sich zurückhalten, ihn nicht zärtlich mit dem Daumen zu streicheln, wie sie es bei Jem tun würde. Bei jedem, den sie liebte.
Hastig lieà sie die Hand sinken. âDas mit Jack tut mir leid.â
âIch wusste, dass er es mir übel nehmen wirdâ, antwortete er
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