Aerzte zum verlieben Band 39
so sehr liebeâ, sagte er wenige Minuten später, als er sie zum vierten Mal innerhalb von drei Stunden anrief. âDu bist zwei Wochen überfällig. Warum entschlieÃt du dich nicht endlich zu einem Kaiserschnitt?â
âYusefâ, begann sie sanft. âEs wird alles gut, glaub mir.â
âDu hast leicht redenâ, beklagte er sich. âDu musst nicht zu einer Ãltestenversammlung, die für eine Erhöhung der Bildungsausgaben stimmen soll. Wie soll ich mich auf meine Argumente konzentrieren, wenn ich mir die ganze Zeit Sorgen um dich mache?â
âDann mach dir keine, oder lass Abed verhandeln und fahr mit dem Boot aufs Meer, das beruhigt.â
âWas wäre ich für ein Ehemann, der seelenruhig segeln geht, während seine Frau in den Wehen liegt?â
âEiner, um den ich mich nicht auch noch kümmern muss!â In diesem Moment spürte sie die nächste Wehe kommen und legte schnell auf, damit er ihr Aufstöhnen nicht hörte. Es vergingen noch sechs Stunden, bis sie bereit war, Yusef holen zu lassen. Fajella war längst in Anyas Obhut, aber Noura, mit der Gemma inzwischen eine herzliche Freundschaft verband, blieb die ganze Zeit bei ihr im Geburtsraum der Frauenabteilung.
Die Schatten im Innenhof waren länger geworden, und die Sonne versank rot glühend hinter dem Horizont.
âIch glaube, wir sollten Yusef jetzt Bescheid gebenâ, meinte Noura, und diesmal gab Gemma nach.
Er kam sofort. âDu hättest mich eher rufen lassen sollenâ, tadelte er sie. Beruhigend nahm er ihre Hand und sprach ihr Mut zu.
Gemma wollte keine Schmerzmittel nehmen, sondern ihr Kind so bekommen wie die Frauen in Fajabal. Und dann geschah das Wunder, das sie als Ãrztin oft begleitet und sich für sich selbst sehnlich gewünscht hatte: Ein neuer Mensch wurde geboren.
Mit einem kräftigen Schrei bewies der kleine Junge lautstark, dass er seinen Platz in dieser Welt beanspruchte. Sprachlos vor Glück hielt der stolze Vater ihn einen Moment in den Armen, bevor er ihn der Mutter auf die Brust legte. Dann schlang Yusef den Arm um beide.
âUnglaublich, wie ähnlich er dir sieht. Von mir hast du wohl gar nichts, du kleiner Schlingel!â Gemma lachte ihren Sohn zärtlich an.
âDas würde ich nicht sagenâ, widersprach Yusef. âSo wie er auf die Welt gekommen ist, erinnert er mich sehr an dich ⦠zielstrebig, undramatisch und perfekt. Genau wie auch du alle Situationen in unserem Leben meisterst.â Erfüllt von grenzenloser Liebe und Dankbarkeit, küsste er seine Frau. In diesem Moment eilte Fajella herbei, um ihren kleinen Bruder zu begrüÃen. Ãberwältigt dachte Yusef, dass er in seinem Leben noch nie so glücklich gewesen war.
Vierzig Tage lang verlieà Gemma das Palastgelände nicht. Sie genoss es sehr, sich uneingeschränkt um ihre kleine Familie zu kümmern, und Yusef verbrachte jede freie Minute mit ihr. Am vierzigsten Tag bestiegen sie eine Aussichtsplattform über dem Palasttor, damit Yusef, wie es Brauch war, seinen Sohn dem Volk zeigen konnte. Die Begeisterung, die ihnen entgegenschlug, rührte Gemma zutiefst.
âIst es so bedeutend, ein Baby zu haben?â, fragte sie, sobald sie wieder im Haus waren und der Kleine satt und zufrieden schlief.
âKinder sind unsere Zukunftâ, antwortete er ernst. âSie sind das Versprechen, dass die nächste Generation bereitsteht, um das Volk vor Schaden und Leid zu bewahren, egal, was geschehen mag.â
âWas für eine schwere Verantwortung für so ein kleines Wesen.â
Yusef legte die Arme um sie. âDas habe ich früher auch gedacht, aber jetzt nicht mehr. Wenn ich sehe, was du für mein Volk erreicht hast, kann ich sicher sein, dass jedes deiner Kinder die Kraft und den Mut haben wird, groÃe Ziele anzustreben. Wir, geliebte Gemma, werden unseren Sohn auf seinem Weg begleiten und auch seine Geschwister. Wir können ihnen helfen und ihnen geben, was sie brauchen. Aber das Wichtigste, was wir ihnen schenken können, ist Liebe.â
âLiebeâ, wiederholte sie leise. Ihr Herz drohte überzuflieÃen vor zärtlichen Gefühlen.
Die Liebe hatte sie und Yusef zusammengebracht. Mit dieser Liebe versprach das Leben an seiner Seite strahlend hell und schön zu werden. Ganz gleich, wie viele kleine Akkedis sie noch bekommen würden â¦
â ENDE â
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