Aerzte zum Verlieben Band 42
verblassten.
„Luke?“ Anna hatte den Laut gehört. „Wir müssen die Entscheidung aufgrund medizinischer Fakten treffen und nicht aus moralischen Gründen.“
Sie hatte den Seufzer falsch verstanden.
„Sicher“, sagte Luke. Er hatte sich wieder beruhigt. Seine Arbeit war sinnvoll und jede Mühe wert, auch bei Patienten wie Walter Robson. Das wusste er.
Doch Anna gab ihm Rätsel auf, und er wollte mehr über sie wissen. Leider ließ sie es nicht zu. Immer wieder zeigte sie ihm die Grenzen auf, die sie gezogen hatte.
Jetzt verstand er auch, dass James erstaunt reagiert hatte, als Luke ihn damals an seinem ersten Tag fragte, was für ein Mensch Anna Bartlett sei.
Luke kam der Gedanke, dass er vielleicht der Einzige im St. Piran war, der einen Blick auf die private Anna hatte werfen können.
Irgendwie gefiel ihm das.
Sogar sehr.
5. KAPITEL
„Ich übernehme Weihnachten gern den Dienst.“
„Ich auch.“ Luke nickte zufrieden. „Danke, Anna. Damit steht der Plan für die Festtage. Nächster Punkt der Tagesordnung.“
Anna entging nicht der Blick, den James und Charlotte Alexander, die auch an der Dienstbesprechung teilnahmen, sich zuwarfen. Sie waren sichtlich erleichtert, ohne Schichtdienst und ohne Rufbereitschaft die Feiertage zusammen verbringen zu können.
Luke stellte ein neues Klassifizierungssystem für Herzpatienten vor, das im Januar im St. Piran eingeführt werden sollte. Anna hörte zu, aber sie hatte sich bereits in vielen Gesprächen mit Luke mit dem Thema befasst.
Vielleicht ließ sie sich deshalb von der Geste ablenken, die sie bei Charlotte beobachtete. Die Kardiologin strich sanft über ihren Bauch und ließ die Hand dann auf dem Unterleib liegen. Inzwischen trug sie locker fallende Oberteile, und Anna war sich sicher, dass sie schwanger war.
Luke präsentierte das System über den Beamer, und die Anwesenden nickten gelegentlich, während er die Einzelheiten methodisch und klar verständlich erläuterte. Auch Charlotte nickte. So, als würde sie mit Freuden die Bewertungsbögen ausfüllen und mit Kommentaren versehen, um das gewünschte Feedback zu geben. Aber für wie lange?
Süße Geheimnisse waren ja schön und gut, doch für die Abteilung konnten sie lästig sein. Wann wollten James und Charlotte ihre Neuigkeiten verkünden? Schließlich musste rechtzeitig eine Vertretung für Charlotte und wahrscheinlich auch für James gefunden werden, wenn er nach der Geburt eine Zeit lang zu Hause bei seiner jungen Familie sein wollte.
Verständlich, dass es einen Haufen Vorbehalte gegen Frauen in Führungspositionen gab. Stell dir vor, du bist schwanger, dachte Anna. Selbst wenn sie bis kurz vor der Entbindung arbeitete und nur ein paar Wochen Mutterschaftsurlaub nahm, so würden ihre Arbeit und ihre Abteilung darunter leiden.
Undenkbar.
Warum beobachtete sie dann Charlotte verstohlen, statt sich auf Lukes Vortrag zu konzentrieren? Wieso fragte sie sich, was in ihrer Kollegin vorging und wie sie zu der Entscheidung gelangt war, dass ein Kind wichtiger war als die Karriere? Wie würde es sich anfühlen, ein neues Leben in sich heranwachsen zu spüren? Und die riesige Verantwortung für dieses Kind zu übernehmen, wenn es erst auf der Welt war?
Nein, ich bin überhaupt nicht neidisch, dachte sie. Es stört mich. Luke hatte genug damit zu tun, für einen reibungslosen Ablauf in seiner Abteilung zu sorgen, während er sich nebenbei von seiner schweren Verletzung erholen musste. Es war zwar nicht ihre Sache, aber vielleicht konnte sie es ihm abnehmen, sich um entsprechende Vertretungsärzte zu bemühen?
Sie betrachtete ihn. Groß und aufrecht stand er da, und seine klare Stimme erfüllte den Raum. Alle hörten aufmerksam zu. Was war es, das die Leute in seinen Bann zog, womit hatte er sich innerhalb kurzer Zeit Respekt verschafft? Anna unterdrückte ein Lächeln. Mit einem warmherzigen, zuwendenden Auftreten bestimmt nicht! Luke war stets ernst, oft distanziert, und er konnte ziemlich ungeduldig werden, wenn Mitarbeiter mit seinem Tempo nicht Schritt hielten. Auf persönlicher Ebene war er verschlossen wie eine Auster und trotzdem bei allen anerkannt und geachtet.
Vielleicht lag es daran, dass er unermüdlich daran arbeitete, die Abläufe in der Abteilung zu verbessern. Der Job war sein Leben, und er war so gut darin, dass jeder davon profitierte, Patienten und Mitarbeiter gleichermaßen.
Und sie selbst gehörte auch dazu. Ihre anfänglichen Bedenken hatten sich bald zerstreut. Hatte
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