Aerzte zum Verlieben Band 42
sonst blickte er sie fragend, ja verwundert an?
Aus dem Augenwinkel nahm sie wahr, wie die Mitarbeiter, unter ihnen Charlotte, den Raum verließen. Mit einem, wie sie hoffte, unbefangenen Lächeln sah sie Luke an. „Haben Sie vor, an dieser Weihnachtsfeier teilzunehmen?“
„Nein. Sie?“
„Ich gehe, wenn Sie gehen.“
In seinen blauen Augen flackerte etwas auf. War es Erstaunen? Oder Interesse?
„Partys sind nicht mein Fall“, sagte er.
„Meiner auch nicht.“ Dabei hätte sie es belassen können, tat es jedoch nicht. Was ist nur heute mit dir los? „Aber es ist eine interne Veranstaltung. Schon aus Höflichkeit müsste man sich dort blicken lassen – das gilt erst recht für die leitenden Mitarbeiter.“
Das schien ihm zu denken zu geben. „Heißt das, ich sollte hingehen?“
„Hier im St. Piran gibt es sicher viele, die Sie persönlich willkommen heißen möchten. Eine solche Feier ist eine gute Gelegenheit, Kontakte zu Mitarbeitern und Kollegen anderer Abteilungen zu pflegen.“
Er wirkte nicht gerade begeistert. Als die Tür hinter dem letzten Besprechungsteilnehmer zufiel, blickte Luke auf. „Wussten Sie, dass Charlotte Alexander schwanger ist?“
Wollte er das Thema wechseln? „Ich habe es vermutet. Woher wissen Sie davon?“
„Sie hat es mir gesagt. Wir müssen uns überlegen, wer von unseren Oberärzten sie vertreten soll. Oder wir holen uns jemanden von außerhalb.“
„Wie viel Zeit bleibt uns dafür?“
„Nächsten Monat sollten wir konkret anfangen zu suchen.“
„Da gibt es gleich zu Beginn des neuen Jahres viel zu tun. Dabei fällt mir ein …“ Anna, die Rebellin, war endgültig zum Schweigen gebracht worden. Vielleicht war es ganz gut, dass Luke strikt professionell blieb. „Ich wollte mit Ihnen noch über die Parameter für die Infektionsstudie sprechen“, fuhr sie fort. „Wie weit wollen wir zurückgehen? Mein Oberarzt ist bereit, sich durch die Akten zu wühlen.“
„Lassen Sie uns kurz nach einem Termin suchen. Bringen Sie Ihren Oberarzt mit und wer noch daran beteiligt ist.“
„Das mache ich.“
Anna bezweifelte stark, dass ihr das helfen würde. Wenn sie schon, umgeben von einem Dutzend Mitarbeiter, unpassende Gedanken an ihren Chef nicht unterdrücken konnte, wäre sie davor in Begleitung jüngerer Kollegen auch nicht geschützt.
Höchste Zeit, dass sie nach Hause kam. Als sie wenig später das Krankenhaus verließ, gönnte sie dem mächtigen Weihnachtsbaum im Foyer keinen einzigen Blick. Vor ihrem Cottage fielen ihr die blinkenden bunten Lichter und die glitzernden Dekorationen jedoch wieder ein.
Weihnachten, Zeit der Besinnung, dachte sie. Du solltest dich auf das besinnen, was wichtig ist.
Diese seltsame innere Unruhe, die sie beschlichen hatte, würde schon wieder vergehen …
Die Weihnachtsfeier war in vollem Gange, als Anna die Kantine betrat.
Lautes Stimmengewirr, Gelächter und Musik drangen ihr entgegen, es war warm, die Leute standen dicht gedrängt. Über allem lag der Duft von Essen, würzige Aromen all der Köstlichkeiten, die am Büfett zu haben waren. Leuchtend rote Luftballons hingen von der Decke, zusammen mit Lametta und riesigen glitzernden Silbersternen.
Drei Krankenschwestern trugen Stirnbänder mit großen gelben Plastiksternen, und die daran befestigten Lämpchen flackerten immer wieder grell auf. Steffie, die Stationsschwester der Kardiologie, hatte sich mit Ohrringen und einem Collier geschmückt, die mit rot und grün zuckenden Lichtern besetzt waren. Lauren kam an einem Oberarzt vorbei, der sich ein überdimensionales Abzeichen mit Rentier Rudolph ans Hemd gesteckt hatte. Die rote Nase funkelte, und jetzt hörte Anna auch den blechernen Song, der sich schwach von der Hintergrundmusik abhob.
„Oh nein, Peter, nicht noch mal!“, rief jemand, als er den roten Nasenball drückte, sobald das Lied geendet hatte. Alle anderen um den Oberarzt herum verdrehten die Augen.
Eine sehr junge Schwester, vielleicht eine Pflegeschülerin, trug ein tief ausgeschnittenes, ziemlich gewagtes Weihnachtsmannkostüm. Der mit flauschigem weißem Stoff besetzte Saum des roten Rocks endete knapp unter ihrem Po.
Anna stöhnte insgeheim auf. Das war nicht ihre Welt. Wahrscheinlich sah sie so aus, wie sie sich fühlte: völlig fehl am Platz.
Es lag bestimmt nicht nur daran, dass sie sich in ihrem anthrazitgrauen Kostüm und der weißen Bluse von allen anderen abhob. Da sie Dienst hatte, trank sie keinen Tropfen Alkohol – im Gegensatz zu der
Weitere Kostenlose Bücher