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Aerzte zum Verlieben Band 42

Aerzte zum Verlieben Band 42

Titel: Aerzte zum Verlieben Band 42 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Molly Evans , Marion Lennox , Alison Roberts
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barg er den Kopf wieder auf seinem Arm. Der verzweifelte Laut ging ihr durch und durch. War er die Antwort auf das, was sie gesagt hatte, oder stand er immer noch unter dem Eindruck der Bilder, die er sah?
    Das Feuerwerk dauerte an, zwar ein bisschen gedämpft durch das mächtige Gebäude, aber immer noch gut zu hören. Vielleicht hatte er sie gar nicht verstanden? Oder nicht darauf geachtet, weil er genug damit zu tun hatte, seine Dämonen in Schach zu halten?
    „Die Knallerei hat es ausgelöst, oder?“ Sie berührte ihn an der Schulter. „Wo bist du, Luke? Was siehst du?“
    Erst schwieg er, doch dann begann Luke zu sprechen, mit rauer Stimme, die sie kaum wiedererkannte.
    „Wir geraten unter Beschuss. Wir sind auf dem Weg zu einem Dorf. Da sind Kinder, von einer Landmine verletzt, aber wir schaffen es nicht bis dorthin.“ Hastig stieß er die Worte hervor. „Ein Hinterhalt. Noch eine Mine. Artillerie. Der Wagen kippt um. Alle sind verletzt. Ich fühle, wie … mein Bein getroffen wird.“
    Bebend holte er Luft. „Wir müssen da weg. Danny ist bewusstlos, seine Atemwege sind blockiert. Ein Hubschrauber kommt, ich schmecke Rauch und Blut. Die Jungs schreien. Ich bin eingeklemmt. Ich will sie rausholen, aber ich kann mich nicht bewegen. Ich bekomme keine Luft …“
    Anna packte ihn am Arm. „Du hast sie aus dem Wagen geholt, alle. Deshalb hast du heute die Auszeichnung bekommen. Du hast ihnen das Leben gerettet, jedem von ihnen.“
    „Aber ich …“ Wieder stöhnte er auf, oder war es ein Schluchzen? „Aber einem konnte ich nicht das Leben retten.“ Ja, er schluchzte, aus tiefer Kehle. „Ich konnte Crash nicht retten, Anna. Ich hätte sonst was dafür gegeben, aber ich konnte es nicht …“
    Seine breiten Schultern bebten, als ihn der Schmerz übermannte. Anna hielt ihn fest umarmt, blieb bei ihm, ohne etwas zu sagen.
    Irgendwann, als sie mehr und mehr die Kälte auf der Haut spürte und die Feuchtigkeit schon durch ihr dünnes Kleid drang, verstummte Luke.
    „Lass uns nach Hause fahren“, sagte sie.
    Er wartete draußen, während sie die Mäntel und ihre Tasche holte.
    „Wenn du möchtest, fahre ich“, bot sie ihm an.
    „Danke, nicht nötig.“ Seine Stimme klang heiser. „Es ist besser, wenn ich etwas zu tun habe. Tut mir leid, dass du das mit angesehen hast.“
    „Mir nicht.“ Sie war nicht sicher, ob er sie hörte, da er bereits mit langen Schritten zum Parkplatz ging.
    Schneeregen fiel auf die Windschutzscheibe und wurde dichter, als sie die Außenbezirke von London erreichten. Doch die Straße war noch recht gut befahrbar. Anna lauschte dem Geräusch der Scheibenwischer und hatte das Gefühl, dass es einen anderen Klang hatte als auf der Hinfahrt. Vielleicht, weil im Wagen eine andere Atmosphäre herrschte. Keine Spannung mehr, Luke wirkte erschöpft, aber ruhig.
    „Wer war Crash?“, fragte sie sanft. „Ein Freund von dir?“
    „Mein Bruder. Er hieß Matthew. Mattie.“
    „Oh, Luke …“
    Anna versuchte, sich zu erinnern. Sie hatte gewusst, dass der Name Crash einem besonderen Menschen gehört haben musste. Was hatte Luke gesagt? Er wäre der stärkste, tapferste Mann gewesen, den er je gekannt hatte.
    Und dann hatte er sie zum ersten Mal angelächelt. Und ihr Herz schmolz dahin.
    „War er jünger als du?“ Zögernd nur stellte sie ihre Frage. Anna war so glücklich, dass Luke endlich mit ihr redete.
    „Ja.“ Er hielt den Blick auf die Straße gerichtet, fuhr vorsichtig, den Wetterverhältnissen angepasst.
    Anna fühlte sich bei ihm sicher. Er sich auch bei ihr?
    „Ich habe noch einen älteren Bruder“, sagte er. „Die Davenport-Jungs, so wurden wir immer genannt, und niemand zweifelte daran, dass wir unserem Dad nacheifern und zum Militär gehen würden.“
    „Das muss für dich schwer gewesen sein.“
    „Ja. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, vor allem, nachdem Crash sich zum Dienst verpflichtet hatte. Er war der Jüngste, und ich habe immer auf ihn aufgepasst, ihm geholfen. Auf einmal half er mir. Er war der Einzige, der mich verstand. Warum ich Zivilist bleiben und Arzt werden wollte.“
    Sie brachte die Frage nicht über die Lippen, doch Luke gab ihr die Antwort auch so.
    „Er starb während eines Kampfeinsatzes im Irak“, sagte er. „Es hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich schuldete ihm doch so viel, ich vermisste ihn. Und irgendwann wusste ich, was ich zu tun hatte: Ich ging zur Armee, um sein Andenken zu ehren. Damals dachte ich, dass ich mich dann

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