Aerzte zum Verlieben Band 42
fließender. Erst jetzt merkte Luke, wie anmutig Anna tanzte.
Weitere Paare gesellten sich zu ihnen auf die Tanzfläche, aber Luke achtete kaum darauf. Erleichtert, dass er Anna nicht in Verlegenheit brachte und ihr den Abend endgültig verdarb, indem er Fähigkeiten voraussetzte, die sie nicht hatte, entspannte er sich ein wenig. Aus wenig wurde ein bisschen mehr, als ihm klar wurde, dass die Veranstaltung so gut wie vorbei war. Er hatte es fast geschafft, den Rest würde er auch noch durchstehen.
Das war der Moment, in dem er nach unten sah und die Frau in seinen Armen zum ersten Mal richtig wahrnahm.
Ihr Haar war am Hinterkopf geschickt zu vielen glänzenden Locken gedreht und aufgesteckt. Einzelne Strähnen waren jedoch herausgezupft worden, sodass sie Annas zarten hellen Hals betonten. Die Frisur war dem Anlass angemessen, klar und ohne Schnickschnack, was er von der Anna, die er während der Arbeit im Krankenhaus kannte, auch nicht anders erwartet hätte. Aber was ihn wirklich faszinierte, das waren diese frei herabhängenden Locken. Sie erinnerten ihn an die andere Anna. Die Frau, die sie zu Hause war: weicher, voller Überraschungen.
Verführerisch weiblich.
Luke spürte den seidigen Stoff ihres Abendkleids unter den Fingern. Fast so seidig wie ihre nackte Haut. Und die Farbe war betörend. Keine Ahnung, warum er so lange gebraucht hatte, um zu bemerken, dass sie nur ein, zwei Nuancen dunkler war als ihre Augen … die dadurch auf bezaubernde Weise strahlten.
Anna war außergewöhnlich schön.
Betörend.
Das Orchester stimmte ein weniger klassisches Stück an, und langsame, romantische Klänge erfüllten den Saal. Es wäre die perfekte Gelegenheit gewesen, die Tanzfläche zu verlassen, aber Luke dachte nicht daran. Stattdessen zog er Anna dichter an sich, verzichtete auf die routinierten Schritte, sondern bewegte sich einfach mit ihr im Takt der Musik.
Er hielt eine hinreißend schöne Frau im Arm, die sich so leichtfüßig bewegte, als wären sie eins.
Sie sah wunderschön aus und fühlte sich warm und begehrenswert an. Sie duftete so gut, dass Luke sich unwillkürlich vorbeugte. Kam das Parfum aus ihrem Haar oder von ihrer Haut? Oder war es einfach Annas natürlicher Duft? Luke fühlte sich wie hypnotisiert. Er hatte einen neuen Ort entdeckt, an den er sich flüchten konnte. Etwas Besseres als Schlaf. Besser sogar als Sex, denn das hier konnte ewig dauern.
Nein, er würde ganz bestimmt nicht vorschlagen, mit dem Tanzen aufzuhören.
Anna war den Tränen nahe, als Luke sie zum Tanzen aufforderte.
Wäre sie bloß nie mitgekommen! Sie wünschte sich meilenweit weg. Mindestens eine Million Meilen, und das wäre immer noch zu nahe!
Dabei hatte sie sich so viel Mühe gegeben, mit dem Kleid, mit der Frisur. Aber er hatte sie nicht einmal richtig angesehen, seit er sie zu Hause abgeholt hatte.
Die Fahrt war furchtbar gewesen. Sie hatten kaum miteinander geredet, und in den bedrückend stillen Pausen dazwischen war ihr immer wieder durch den Kopf gegangen, wie breit die Kluft zwischen ihnen war. Anna war ihrem Ziel keinen Schritt nähergekommen. Es gab keinen Weg aus dieser Misere, keine Möglichkeit, dass Luke in Zukunft glücklicher sein könnte als jetzt.
Geschweige denn, dass sie beide miteinander glücklich werden könnten.
Luke wollte nicht hier sein. Er weigerte sich, seine Vergangenheit zu akzeptieren.
Sah denn niemand, was ihr längst klar war? Dass das Ereignis, das ihn heute Abend hierherführte, ihn zutiefst verletzt hatte? Dass er entschlossen war, seinen Erinnerungen zu entfliehen? Dass er nicht begriff, wie sehr er sein Leben ruinierte, weil er sich ihnen nicht endlich stellte?
Die Anspannung war ansteckend. Anna hatte längst den Punkt erreicht, wo sie nur noch nach Hause wollte. Die Fahrt zurück nach Cornwall überstehen und – ja, was dann?
Sich geschlagen geben und versuchen, ihr Leben wieder so zu leben, wie es vorher gewesen war, bevor sie Luke kennengelernt hatte?
Das war der Gedanke, bei dem sie fast in Tränen ausgebrochen war. Doch dann hatte er ihr die Hand entgegengestreckt und sie auf die Tanzfläche geführt. Die Berührung war die erste seit langer, langer Zeit – so schien es Anna jedenfalls. Und als seine Finger sich um ihre schlossen und seine warme Hand auf ihrem Rücken lag, da wusste sie, wo sie sein wollte.
Nicht eine Million Meilen entfernt.
Sondern genau hier.
In Lukes Armen.
Er war ein guter Tänzer. Nachdem ihre anfängliche Verlegenheit sich
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