Aerzte zum Verlieben Band 42
hatte über einen großen und einen kleinen Hund, die eine Leiter brauchten, um sich zu paaren.
Okay, sie war nicht zum Witze machen geboren, aber musste er sie anstarren, als würde er sie nicht wiedererkennen?
Als hätte er eine dumme Gans vor sich, als fragte er sich, was er an ihr nur gefunden hatte?
Seine Lippen bewegten sich.
Oh, er lächelte! Grinste praktisch …
„Okay“, sagte er. „Ich gehe hin, aber nur unter einer Bedingung.“
„Und welche?“ Sie war unendlich erleichtert, dass er sie nicht anbrüllte oder eigenhändig aus seinem Büro warf. Anna fühlte sich wunderbar benommen, geradezu lächerlich glücklich.
Sogar voller Hoffnung.
„Dass du mitkommst.“
Blitzschnell war ihr Kopf wieder klar. Vor sich sah sie einen festlich erleuchteten Ballsaal, Männer in Galauniformen. Luke in Uniform, er würde umwerfend aussehen. Und sie selbst in einem eleganten langen Kleid, perfekt frisiert, mit High Heels, Abend-Make-up – nicht gerade ein Parkett, auf dem sie sich gleichberechtigt fühlen würde. Aber sie waren nicht gleich, nicht einmal hier. Und was ihre Gefühle füreinander betraf schon gar nicht.
Sie würde unglaublich stolz auf ihn sein, wenn sie dabei wäre. Sich noch mehr in ihn verlieben.
Wollte sie das? Brauchte sie das? Oder wusste sie längst, dass sie vergebens dagegen ankämpfen würde?
Anna schüttelte den Kopf, versuchte, in ihren verworrenen Gedanken die richtige Spur zu finden.
Luke schien die Geste falsch zu verstehen. „Ich gehe nur hin, wenn du mich begleitest“, sagte er ruhig. „Bitte, Anna. Ich … brauche dich.“
Drei Worte. Wahrscheinlich würde sie die anderen drei, die sie sich von ihm ersehnte, nie hören. Aber vielleicht mussten diese genügen.
„Gut“, antwortete sie leise. „Dann komme ich mit dir.“
Luke hatte es gewusst.
Er hätte sich nicht überreden lassen sollen, an der Feier teilzunehmen.
Er hatte schon schlechte Laune bekommen, als er sich seine Uniform anzog. Hatte die Zähne zusammengebissen und reserviert die Glückwünsche über sich ergehen lassen, nachdem man ihm den Orden an die Brust geheftet hatte.
Das Ganze war ihm dermaßen zuwider, dass er kaum mit Anna sprach, obwohl er registrierte, welche Mühe sie sich seinetwegen gegeben hatte. Sie hatte sich ein Kleid gekauft und war beim Friseur gewesen. Sie hatte ihn ertragen, als er auf der endlosen Fahrt nach London einsilbig und mürrisch neben ihr saß. Die langen Minuten ertragen, in denen in der bedrückenden Stille außer dem Geräusch der Scheibenwischer nichts zu hören war. Schneeregen an einem Januarabend, und im Wagen war die gefühlte Temperatur genauso kalt wie draußen …
Er hatte sie nur zum Tanzen aufgefordert, weil es die letzte Pflicht war, die er heute Abend hinter sich bringen musste. Die Empfänger der Auszeichnung sollten mit ihren Partnerinnen den Ball eröffnen. Aller Augen waren auf sie gerichtet. Beifall ertönte.
Okay, ein Tanz, und dann konnte er verschwinden, nach St. Piran zurückfahren, Anna nach Hause bringen, sich verabschieden und das ganze Theater vergessen.
Das Licht wurde gedämpft, und das Orchester begann einen Walzer zu spielen. Über ihren Köpfen glitzerten die Kronleuchter, und die Gestalten der Gäste spiegelten sich in den blank geputzten Fensterscheiben, die sich über die gesamte Wand erstreckten. Dahinter funkelten die Lichter der Großstadt, von hier aus hatte man einen atemberaubenden Ausblick auf das nächtliche London. Diamanten blitzten im Schmuck der Damen, und die Uniformknöpfe der Herren waren auf Hochglanz poliert.
Während er die Hand nach Anna ausstreckte, durchzuckte ihn der unangenehme Gedanke, dass er nicht daran gedacht hatte, sie zu fragen, ob sie überhaupt tanzen konnte. Er selbst hatte schon in frühester Jugend Tanzstunden genommen, zusammen mit seinen Brüdern. In seiner Familie gehörte es zum guten Ton, in jeder Situation Haltung zu bewahren, und Gesellschaftstänze waren davon nicht ausgenommen. Und auch wenn er seit Langem weder die Gelegenheit gehabt noch den Wunsch dazu verspürt hatte, so waren ihm die Schritte doch in Fleisch und Blut übergegangen.
Aber Anna nahm seine Hand und kam bereitwillig in seine Arme. Ihr langes smaragdgrünes Kleid schimmerte im Schein der Kronleuchter, und Luke legte ihr die andere Hand auf den Rücken, förmlich, mit gebührendem Abstand, wie bei Standardtänzen üblich. Zuerst hielt er sich steif, fast hölzern, doch mit jedem Schritt wurden die Bewegungen leichter und
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