Aerzte zum Verlieben Band 47
unerwartet.
Glenda zögerte kurz, dann streckte sie langsam den Arm aus.
Vorsichtig nahm Jake ihre Hand. „Keine Angst“, beruhigte er sie. „Ich möchte das Gelenk nur abtasten, mehr nicht.“ Behutsam ließ er seinen Zeigefinger über ihren Arm und die Hand gleiten. „Sobald es schmerzt, sagen Sie es bitte.“
Glenda nickte stumm.
„Drücken Sie vorsichtig meine Hand. Einen Finger nach dem anderen. Können Sie eine Faust machen? Nein? Gut, dann nicht weiter versuchen. Wie fühlt sich Ihre Hand an?“
„So, als würde sie gar nicht zu mir gehören“, flüsterte Glenda. „Und manchmal tut sie so weh, dass ich sie mir am liebsten abhacken würde.“
„Wie lange haben Sie diese Schmerzen schon?“
„Eine Weile.“
„Monate!“, korrigierte Doreen. „Und es wird immer schlimmer.“
„Aber anfangs hatten Sie kaum Schmerzen, und es schien besser zu werden?“
„Ja. Deswegen komme ich mir auch so dumm vor. Zuerst war alles in Ordnung, doch dann fingen die Schmerzen an …“
„So etwas habe ich schon einmal gesehen“, erwiderte Jake. „Wir bezeichnen es als komplexes regionales Schmerzsyndrom. Je mehr Sie die Hand schonen, umso schlimmer wird es. Wie ich sehe, sind Ihre Finger bereits gekrümmt, Sie können Sie nur noch schwer bewegen.“
„Ich mag Sie gar nicht mehr bewegen.“
„Sie haben Nervenschäden, die behandelt werden müssen“, erklärte Jake ernst.
Hoffnung flackerte in Glendas Augen auf. „Die Ärzte haben aber gesagt, mehr können sie nicht tun …“
„Das liegt wohl daran, dass Sie mit Chirurgen gesprochen haben. Die können wirklich nichts mehr tun. Sie brauchen einen Spezialisten. Aber erst einmal kümmern wir uns morgen darum, jemanden zu finden, der Ihnen das richtige Schmerzmittel verschreibt.“
„Das kann ich übernehmen“, bot Tori an, und Jake schenkte ihr ein Lächeln, das sie plötzlich atemlos machte.
„Diese Mittel zur Linderung von Nervenschmerzen belasten den Magen kaum, und Sie müssen sie ja auch nicht für immer nehmen“, sagte er dann zu Glenda. „Aber Krankengymnastik ist wichtig, und zwar schnell, wenn kein Schaden zurückbleiben soll.“ Er blickte Tori an. „Kennen Sie da vielleicht auch jemand, Tori?“
„Die Tochter von Dads ehemaliger Arzthelferin ist Handtherapeutin.“ Sie hatte das Gefühl, in seinem Blick zu versinken. Rasch nahm sie sich zusammen. „Sie arbeitet in derselben Gemeinschaftspraxis wie meine Hausärztin.“
„Wunderbar.“ Unerwartet strich er der alten Dame über die Wange. „So, Glenda, bevor Sie ins Bett gehen, versorgen wir Ihre Hand mit Wärme. Rob hat sicher eine Wärmflasche oder Wärmepackungen im Haus. Dann schlucken Sie Ihre Morphintabletten, auch wenn sie Nebenwirkungen haben, aber es wird wohl das letzte Mal sein, dass Sie sie nehmen müssen. Danach gehen Sie schlafen“, fügte er betont streng hinzu.
Zu Toris Erstaunen fing Glenda an zu kichern. „Ja, Herr Doktor.“
„Ausgezeichnet.“ Jake lächelte zufrieden. „Nichts geht über gehorsame Patienten.“
„Vielen Dank“, hauchte Doreen, und Tori blickte von Jake zu Glenda und zurück.
Ein warmes Gefühl überschwemmte ihr Herz. Sie hatte sich geschworen, nie wieder zu vertrauen, aber bei diesem Mann schien es plötzlich so … einfach zu sein. Gefährlich einfach.
Sie verdrängte die Gedanken. Jake war bestimmt nur so freundlich und zuwendend, weil er Arzt war. Vielleicht sollte sie auch ihren Beitrag leisten.
„Rob, können wir morgen noch einmal über Ihre Regelung wegen der Hunde und Katzen reden?“, begann sie und sah, wie ein Leuchten über Glendas Gesicht glitt. „Jeder, der sich hier bei Ihnen erholt, braucht die Menschen und Tiere um sich, die er liebt. Haben Sie eine Katzenallergie, Jake?“
„Nein, aber …“
„Aber was?“
„Nichts.“ Lächelnd zuckte er mit den Schultern. „Zu viele Aber sind zurzeit wohl nicht angebracht.“
Wo war der distanzierte, spröde Mann geblieben, dem sie beim Fünf-Minuten-Rendezvous gegenübergesessen hatte? Tori erkannte ihn kaum wieder.
„Sie wissen am besten, was wir für die Lieblinge unserer Gäste brauchen. Sagen Sie Rob, was er tun soll, und er wird es tun.“ Jake sah sie intensiv an. „Was Sie so alles ins Rollen bringen … Sind Sie sicher, dass Sie nur Tierärztin sind?“
„Nur eine einfache Tierärztin, ja“, antwortete sie leicht irritiert. Wenn sie nicht aufpasste, brachte Jake sie mit seinen dunklen Augen und dem verwegenen Lächeln noch dazu, dass sie völlig
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