Aerzte zum Verlieben Band 47
sie schon miteinander herum.
„Wir hätten sie fast eingeschläfert“, erzählte die Züchterin. „Besser gesagt, mein Mann wollte es, weil sie so unterentwickelt ist, aber die Kleine hat so mutig um ihren Platz gekämpft, dass ich es nicht übers Herz gebracht habe. Aber sie hat Fehler“, fügte sie hinzu. „Das linke Ohr steht so komisch ab, und ihr Schwanz sollte lang und buschig sein, was er absolut nicht ist, wie man sieht. Ich mache Ihnen einen guten Preis, wenn Sie sie nehmen.“
Jake ging es nichts ums Geld. Er sah nur, wie Tori Rusty und die kleine Hündin auf die Arme nahm und an sich drückte, und wusste, dass er die richtige Idee gehabt hatte.
Doch dann wurde er abgelenkt. Der Größte des Wurfs, ein kraftvoller Rüde, wachte über seine Geschwister und sorgte streng dafür, dass sich keins von ihnen zu weit vom Rudel entfernte.
Jake verstand nichts von Hunden. Seine Mutter hatte Hunde gehasst, und bei seinem Berufsleben war kein Platz für einen Hund. Aber Tori …
„Möchtest du nicht zwei nehmen?“, fragte er spontan. „Der Große da ist klasse, finde ich.“
„Zwei?“, rief sie entsetzt. „Bist du verrückt?“ Sie sank auf die Knie und war im nächsten Moment von tapsigen Fellknäueln umgeben. „Oh, Jake, ich hätte nicht einmal daran denken dürfen, auch nur einen zu nehmen.“
Halb lachend, halb weinend hockte sie inmitten quirliger, wuscheliger Hundebabys. „Es kommt mir vor wie Verrat“, flüsterte sie, drückte aber den Winzling fester an sich.
Jake wusste, was sie meinte. Sie hatte drei ihrer geliebten Hunde verloren und so viel mehr. „Eines Tages wird der Schmerz vergehen“, machte er ihr Mut. „Das Leben läuft weiter, und das bedeutet, dass man wieder lieben kann …“
„Sagt der Mann, der nicht liebt.“
„Wie …?“ Er unterbrach sich mitten im Satz.
„Ich spüre es, Jake. Ich vermute, deine Eltern haben dich so bitter enttäuscht, dass du nie darüber hinweggekommen bist. Warum nimmst du nicht auch einen Hund?“
„Ich arbeite vierzehn Stunden am Tag“, wehrte er ab. „Und ich kann den Burschen wohl kaum mit in den OP nehmen.“
„Nein, wohl nicht“, meinte sie traurig. „Bei mir ist das anders, ich könnte sie mit zur Arbeit nehmen. Zwei Hunde sind kein Problem.“
„Drei doch auch nicht, oder?“ Jake blickte wieder zu dem Rüden hinüber, der stark und stolz die Familie zusammenhielt.
„Kannst du dir den in meinem Schuhkarton vorstellen? Mein Vorgarten ist nicht größer als ein Badelaken. Eigentlich ist ein Hund mehr als genug.“
Okay, vergiss den Großen, bevor sie einen Rückzieher macht. Jake ging vor ihr in die Hocke. „Bitte, lass mich dir einen Hund schenken.“
„Zum Geburtstag?“
„Wann hast du denn Geburtstag?“ Verwundert sah er sie an.
„Heute.“
„Du machst Witze!“
„Ja, du hast recht“, gab sie zu. „Aber ich fühle mich so, als hätte ich Geburtstag. Ein Neuanfang, ein neues Leben. Jake, gestern Nacht …“
Die Züchterin, eine große, füllige Frau in Gummistiefeln und Overall, schien darauf zu warten, dass sie sich entschieden. Es war wirklich weder der geeignete Ort noch die Zeit, um über gestern Nacht zu reden. Dennoch …
„Die letzte Nacht war wundervoll“, sagte er. „Und heute Nacht …“
„Nicht“, unterbrach sie ihn. „Jake, gestern, das war ein wundervolles Geschenk. Ich habe mich lebendig gefühlt und endlich wieder eine Zukunft vor mir gesehen. Ja, ich nehme dein Geburtstagsgeschenk gern an. Ich glaube, ich werde die Kleine Itsy nennen, nach einem Lied, das meine Mutter mir früher vorgesungen hat.“
„Das Lied von der klitzekleinen Spinne? ‚Itsy bitsy spider …‘?“
„Genau das.“
„Du könntest den Großen Bitsy nennen.“
„Netter Versuch“, meinte Tori lächelnd und schmiegte den schmächtigen Welpen an sich. „Ein Hündchen, mehr nicht.“
Widersprüchliche, verwirrende Gefühle machten Jake plötzlich zu schaffen. Auf einmal konnte er Tori nicht mehr ins Gesicht sehen, und er holte umständlich seine Kreditkarte aus der Tasche. Diese Frau, die so viel verloren hatte, fing jetzt ein neues Leben an – während er zurück nach New York flog und weitermachte wie bisher. Es kann sein, dass ich sie nie wiedersehe, dachte er und war erschüttert, wie niedergeschlagen ihn der Gedanke stimmte.
Das ist doch Unsinn, ermahnte er sich. Er suchte keine feste Beziehung, vor allem nicht zu Tierärztinnen, die am anderen Ende der Welt lebten. Und erst recht nicht zu
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