Aerzte zum Verlieben Band 47
Frauen, bei denen es damit endete, dass er sich in sie verliebte.
Aber er konnte den Blick nicht von ihrem Gesicht wenden, das wie ein offenes Buch ihre Gefühle preisgab, während sie die kleine Hündin herzte. Jake betrachtete die rotbraune Locke, die sich aus dem Knoten gelöst hatte und sich nun verführerisch von ihrem hellen Hals abhob. Gestern Nacht hatte er ihren Hals liebkost, beide Hände in ihre Haare geschoben. Sie fühlten sich an wie Seide …
Ich will sie.
„Wollen Sie sie nun oder nicht?“, fragte die Züchterin ungeduldig.
In einem ersten Schreckensmoment glaubte er, dass die Frau Gedanken lesen konnte, bis er dann begriff, dass sie natürlich den Hund meinte.
„Ich denke, ja“, antwortete er. „Nicht wahr, Schatz?“
Tori sah überrascht auf. „Schatz?“
„Nur so ein Ausdruck“, sagte er hastig. „Ich meinte …“ Er verstummte. Was war eigentlich mit ihm los?
„Tori“, half sie und lächelte, als hätte sie seine Gedanken gelesen. „Dr. Nicholls.“ Als sie ihn anlächelte, musste er wieder an gestern Nacht denken. So lächelte eine Frau ihren Mann an, nur ihren Mann.
Ihren Mann?
Du gehörst nach New York, dachte er. Keine Beziehungen. Was hatte ihm seine Mutter immer eingehämmert? Verlass dich nur auf dich selbst, auf niemanden sonst. Liebe macht blind und dumm.
Aber seine Mutter hatte ihn angelogen. Vielleicht war das mit seinem Vater nicht das Einzige, was nicht stimmte?
Andererseits, wie lange kannte er Tori jetzt? Zwei Tage. Wahrscheinlich war es dumm von ihm, dass er sie in die Arme nehmen und festhalten, sie mit nach New York nehmen wollte …
Und dann? Tori und zwei Hunde in seinem schicken Apartment mitten in Manhattan? Wo sie Itsy und Rusty im Central Park ausführen musste?
Jake spürte Toris Blick, und er konzentrierte sich aufs Bezahlen. Sie wandte sich wieder der kleinen Hündin zu, aber ihr stämmiger Bruder hatte begonnen, auf Jakes Schnürsenkeln herumzukauen.
Die Züchterin griff sich den Welpen und steckte ihn in den Zwinger. Verdrossen starrte der kleine Rabauke durch das Drahtgeflecht.
„Werden Sie den los?“, konnte Jake sich die Frage nicht verkneifen.
„Auf jeden Fall, der ist der Beste aus dem ganzen Wurf. Aber vielleicht behalte ich ihn selbst. Sehen Sie sich mal den Knochenbau an!“
Jake sah nur die vorwurfsvollen Augen hinter dem Drahtzaun.
Nach einem kurzen Abstecher zu einer Tierhandlung, wo sie alles Nötige für Itsy kauften, fuhren sie zur Containersiedlung, um die Blumen abzuladen.
Anscheinend hatte es sich bereits herumgesprochen, dass Dr. Nicholls hier Quartier bezogen hatte. Vor ihrer Wohnung warteten zwei vierbeinige Patienten mit ihren Herrchen.
Zu Jakes Überraschung wies sie sie nicht ab. Während Itsy und Rusty den Vorgarten erkundeten, entfernte Tori dem Border Collie einen Splitter aus der Pfote und riet dem Besitzer des flatulenzgeplagten Corgis, für seinen Liebling Kohletabletten zu besorgen und dem Futter etwas Joghurt beizumischen.
Glücklich zogen die Männer mit ihren Tieren von dannen.
„Die Leute werden dir auf die Pelle rücken“, sagte Jake, die Worte seiner Mutter im Ohr.
„Und wenn schon“, antwortete sie. „Es zeigt mir, dass ich hierher gehöre.“
Jake dachte an seine Arbeit und daran, dass er möglichst Distanz wahrte. Er arbeitete sehr viel und würde nie einen Patienten abweisen. Aber die Vorstellung, dass jemand ihn außerhalb des Krankenhauses einfach ansprechen könnte, um sich einen ärztlichen Rat zu holen – ein Nachbar vielleicht, im Fitnessstudio …
Undenkbar.
Das hier war nicht seine Welt.
Aber es war Toris Welt. Und trotzdem konnte er sich auch nicht vorstellen, sie zu verlassen …
Es war kurz nach fünf, als sie Rob und Glenda abholten.
„Wir sind ein bisschen spät dran“, setzte sie zu einer Entschuldigung an, aber da entdeckte Glenda die kleine Itsy, und Tori konnte sich ihre Worte sparen.
Glenda ging es augenscheinlich sehr viel besser. Doreen hätte die Operation hervorragend überstanden, verkündete sie glücklich.
„Und die Handtherapeutin war einfach wundervoll“, berichtete sie. „Sie meinte, zuerst müssten wir die Schmerzen in den Griff bekommen. Ich soll jeden Tag herkommen und zu Hause fleißig die Übungen machen, die sie mir gezeigt hat. Für mich und Doreen wird also alles gut“, fuhr sie lebhaft fort. „Aber Dr. Fulton meinte, wir sollen Sie überreden hierzubleiben. Sie hat gesagt, dass Anästhesisten hervorragende Schmerzspezialisten sind
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