Aerzte zum Verlieben Band 47
nicht in irgendeinem trostlosen New Yorker Apartment sitzen und darauf warten, dass du irgendwann spätabends nach Hause kommst.“
„Es ist nicht trostlos.“
„Wie sind die Wände gestrichen?“
„Grau, aber …“
„Sag ich ja – trostlos.“
„Tori, das ist doch dumm.“
„Nein, ist es nicht.“ Und plötzlich, unerklärlich, erlosch ihr Zorn. Ihr wurde klar, dass Jake genauso verwirrt war wie sie. „Jake, was wir füreinander empfinden, das … kommt uns vor wie etwas Besonderes. Aber das ist es nicht. Es ist einfach über uns gekommen, wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Und weißt du, was man tut, wenn der Blitz eingeschlagen hat? Man rennt los und sucht Schutz, bevor er noch einmal einschlägt. Du willst doch gar nicht Teil meines Lebens sein, Jake, und ich bin sicher, dass ich nicht in deins passe. Belassen wir es dabei.“
Es folgte ein langes Schweigen.
„Wenn du das wirklich willst …“, sagte er schließlich.
Nein, das will ich nicht, dachte sie. Aber was will ich dann?
Sie sehnte sich danach, dass er sie in die Arme nahm und ins ewige Glück entführte. Doch er hatte ja nicht einmal genügend Platz für einen jungen Hund in seinem Leben. Wie sollten sie da für immer glücklich werden?
„Ich fahre jetzt“, sagte sie, während sie um Fassung rang.
Jake schaute ihr intensiv, forschend in die Augen. Dann nickte er. „Das musst du wohl.“
Tori verspürte eine unendliche Traurigkeit, ein tiefes Bedauern darüber, dass sie sich in einen Mann verliebt hatte, mit dem es keine Zukunft gab. An einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit hätten sie vielleicht zueinanderfinden können, aber nicht jetzt.
„Tori …“, begann er sanft.
„Leb wohl, Jake.“ Ich will nicht weinen, dachte sie, und es gelang ihr, ihn zum Abschied anzulächeln. Dann stieg sie in ihren Wagen und fuhr davon.
Jake war hundeelend zumute.
Er sah Toris Wagen nach, bis er in der Ferne verschwand. Er hatte sie gehen lassen müssen. Sie hatte es abgelehnt, mit ihm zu kommen. Was hatte sie denn erwartet? Dass er bei ihr in Combadeen blieb?
Sein Leben war geordnet und durchgeplant. Er müsste schon verrückt sein, sich auf solche leidenschaftlichen Gefühle einzulassen.
Und doch … Er drehte sich um und sah Glenda auf der Veranda stehen.
„Ach, Jake“, murmelte sie.
Sie weiß, was los ist, dachte er. Sie verstand ihn, auch wenn sie ihn noch nicht lange kannte. Aber sie hatte seinen Vater gekannt.
Jeder kannte hier jeden.
Nein, dachte er verzweifelt, mein Leben ist in New York und nicht hier.
„Das Abendessen ist fertig“, sagte Glenda.
„Fangen Sie ruhig schon an.“
„Wir warten auf Sie.“
Irgendwie hatte er das beunruhigende Gefühl, dass sie nicht nur das Essen meinte. Aber da könnt ihr lange warten, dachte er. Ich habe meine Grenzen.
Er war nicht wie sein Vater.
„Wir warten auf Sie, Jake“, wiederholte sie, und diesmal folgte er ihr ins Haus.
Das Essen, ja, das würde er schaffen. Aber sein Leben umkrempeln, hier neu anfangen?
Ausgeschlossen.
8. KAPITEL
Tori kaufte eine Nähmaschine und säumte Gardinen um.
Natürlich würde sie hier nicht ewig wohnen. Natürlich würde sie sich irgendwann überlegen müssen, ob sie das Haus auf dem Hügel wieder aufbaute oder das Grundstück verkaufte, um sich woanders niederzulassen. Aber sie schob die Entscheidung vor sich her, es tat einfach noch zu weh.
Gardinen nähen hingegen hatte etwas Heilendes. Sich eine Weile nicht um verletzte Wildtiere kümmern zu müssen auch.
Genau wie die Gedanken an Jake. Es verging kein Tag, an dem sie nicht an ihn dachte. Und die Erinnerung brachte sie zum Lächeln, verträumt und ein bisschen wehmütig, obwohl sie sich einredete, dass er Vergangenheit war. Ein Fünf-Minuten-Date, das zu einer Zweitagesbeziehung geführt hatte. Ein wundervoller Mann, der ihr geholfen hatte, wieder nach vorn zu blicken.
Ich sollte wieder anfangen zu arbeiten, dachte sie, anstatt hier herumzusitzen und von Jake zu träumen. Du träumst nicht, berichtigte sie sich, du genießt einfach die Erinnerung an ihn.
Heute Morgen hatte sie zwei Stunden lang genäht. Das genügte, ein Nickerchen konnte bestimmt nicht schaden. In der letzten Zeit war sie oft müde, wahrscheinlich, weil der Stress und der Druck der letzten Monate endlich nachließen.
Sie legte sich ins Bett, und ihre beiden Hunde rollten sich am Fußende zusammen.
„Wir sind ja wie aus einem Wurf“, sagte sie, gähnte herzhaft und schloss die Augen.
Und dann träumte sie
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