Aerzte zum Verlieben Band 47
ebenfalls hin. Die Schubkarre war bis zum Rand mit Zapfen gefüllt, Emmy kniete daneben und hatte die Arme um Jakes Hals gelegt. In der Abenddämmerung war das kleine Mädchen kaum zu erkennen, aber ihre hellblonden Haare leuchteten wie ein Strahlenkranz.
Andrew drehte sich wieder zu Alice um. „Wie Sie sehen, schließt Emmy leicht Freundschaften. Sie liebt Tiere und …“ Ein düsterer Ausdruck flog über sein Gesicht. „… sie scheint auch Sie zu mögen. Sie hält Sie wohl für eine verkappte Prinzessin oder so etwas Ähnliches.“
Alice lächelte. „Sie ist ein liebenswertes Kind.“
Ihr Lächeln wurde nicht erwidert. „In drei Wochen läuft Ihr Mietvertrag aus und ich muss darauf bestehen, dass Sie dann ausziehen. Früher wäre mir noch lieber. Ich möchte nicht, dass Emmy traurig ist, weil Sie weggehen, und je mehr sie sich mit Ihnen und Ihren Tieren anfreundet, umso mehr wird sie später leiden.“
Er kannte die Namen ihrer beiden Lieblinge. Es war eine bewusste Zurückweisung, sie einfach nur als Tiere zu bezeichnen.
Und wie stellte er sich das vor, dass sie noch vor Ablauf des Mietvertrags auszog? Mit ihren finanziellen Mitteln hatte sie wenig Hoffnung, überhaupt etwas zu finden! Ganz zu schweigen davon, was es bedeutete, hier alles aufzugeben und irgendwo anders wieder von vorn anfangen zu müssen.
Aber es hatte wohl wenig Zweck, an sein Mitgefühl zu appellieren, das wurde ihr langsam klar. Schon möglich, dass Andrew Barrett wundervoll im Umgang mit seinen Patienten war, doch das hieß noch lange nicht, dass er nicht auf persönlicher Ebene knallhart sein konnte.
Es war ein schwerer Fehler gewesen, zu glauben, sie könnte wenigstens seine Freundschaft gewinnen – und damit Verständnis für ihre Lage. Ihr Frust schlug in Ärger um, und sie holte tief Luft, um sich zu beruhigen.
„Ich brauche länger als drei Wochen“, sagte sie in knappem Tonfall. „Es ist nicht so einfach, eine Unterkunft zu finden, wo ich auch ein Pferd und einen Hund unterbringen kann.“
„Tut mir leid, aber das ist nicht mein Problem.“ Andrew schien ihre Gummistiefel ungewöhnlich interessant zu finden. Oder konnte er ihr nur nicht in die Augen blicken? „Ich habe Ihnen erklärt, warum ich das Cottage brauche. Es ist wichtig, dass meine Tochter möglichst ordentlich betreut wird. Gestern bin ich schon zu spät zur Arbeit gekommen, und ich kann nicht erwarten, dass meine neuen Kolleginnen und Kollegen laufend für mich einspringen.“
Als er endlich aufsah, waren seine Augen völlig ausdruckslos, und Alice spürte, wie der Druck in ihrem Magen wuchs. Andrew wollte sie so schnell wie möglich loswerden, und ihre Probleme waren ihm völlig egal.
Die Lage war hoffnungslos. Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte er sich um und wandte ihr den Rücken zu. Das Gespräch war zu Ende. Finito.
Genau wie ihr geliebtes Leben auf diesem paradiesischen Flecken Erde.
„Natürlich nicht“, sagte sie tonlos, und ihre nächsten Worte kamen unverhofft, wie aus dem Nichts: „Aber Sie wollen doch sicher nicht, dass Ihre neuen Kolleginnen und Kollegen erfahren, warum Sie nach Neuseeland gekommen sind?“
Langsam, wie in Zeitlupe, drehte er sich um. Selbst in dem dämmrigen Abendlicht sah Alice, dass er kreidebleich war.
Er brauchte gar nichts zu sagen. Die schrecklichen Anschuldigungen gegen ihn hingen bleischwer in der Luft. Und er wusste, dass Alice die ganze hässliche Geschichte kannte. Sie konnte ihm das Leben zur Hölle machen, wenn sie wollte.
Es hätte ein triumphaler Augenblick sein können, einer, der die Machtverhältnisse zwischen ihnen verschob, aber stattdessen schämte sich Alice in Grund und Boden.
Wie konnte sie nur so etwas sagen?
Sie wollte die Worte zurücknehmen, Andrew versichern, wie absurd diese Verdächtigungen gegen ihn gewesen waren. Ihm sagen, dass sie nicht ein Wort davon geglaubt hatte.
Und selbst wenn er sie vor die Tür setzte oder ihr im Krankenhaus die Arbeit erschwerte, sie würde niemals irgendwelche bösartigen Gerüchte über ihn verbreiten. Im Gegenteil, sollte jemand etwas gegen ihn sagen, würde sie ihn vehement verteidigen.
So wie sie es immer getan hatte.
Es war unglaublich!
Die Geschichte wiederholte sich, als wäre er dazu verdammt, mit Frauen immer die gleichen Erfahrungen zu machen. Hier war wieder eine, die ihn erpressen wollte.
Himmel, waren sie denn alle nach demselben Muster gestrickt? Dass der Zweck die Mittel heiligte? Dass sie keine Skrupel hatten, sich zu nehmen,
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