Aerzte zum Verlieben Band 47
Zugang?“
„Er wurde nicht gebraucht und vor gut einer Stunde entfernt. Der Kinderarzt meinte, das sei okay.“
Andrew wandte sich wieder dem kleinen Patienten zu. „Lukas, ich muss dich noch einmal pieksen“, sagte er sanft.
„Nein!“, keuchte Lukas entsetzt.
„Tut mir leid, mein Junge, aber wir müssen dir Medikamente geben, damit du wieder besser atmen kannst, und das geht am schnellsten über die Nadel im Arm.“
Alice trat dichter ans Bett und hob die Atemmaske an, um das krampflösende Mittel in die Medikamentenkammer zu geben. Danach spritzte sie noch eine Ampulle Sabutamol hinein, legte dem Kind die Maske wieder vorsichtig aufs Gesicht und strich ihm zärtlich übers Haar.
„Dr. Barrett kann das sehr gut, du wirst es kaum merken“, versprach sie Lukas. „Er ist ein toller Arzt, besser als jeder andere hier.“
Als Andrew dem Jungen die Staubinde umlegte, drückte sie dem kleinen Patienten beruhigend die Schulter. Ihr fiel auf, dass Andrew alle anderen notwendigen Utensilien aus dem Blickfeld des Kindes hielt. Nur eine kleine Flasche zeigte er ihm.
„Das Zeug ist super“, erklärte er. „Mit diesem Spray kann ich die Stelle vereisen, und dann tut es überhaupt nicht weh. Pass mal auf.“ Er sprühte etwas davon auf Lukas’ Hand, hob den Kopf und blickte zu einem der bunten Plakate an der Wand. „Sieh dir mal das Poster da an“, sagte er und tat erstaunt. „Was macht der Elefant denn da für einen Quatsch?“
Der Elefant auf dem Bild tat gar nichts Außergewöhnliches, aber in der Zeit, in der Lukas zum Plakat hin- und wieder zurückblickte, hatte Andrew die Kanüle schon in seine Vene eingeführt.
„So, fertig.“ Er lächelte das Kind an. „War doch nicht so schlimm, oder?“
Lukas schüttelte stumm den Kopf, weil er nicht genug Luft bekam, um antworten zu können.
Auch Alice litt plötzlich unter Atemnot, und schuld war Andrews Lächeln. Dieses Lächeln, bei dem seine Augen übermütig blitzten und das ihr jedes Mal unter die Haut ging. Es war schon schlimm genug, dass sie sich seiner Attraktivität deutlich bewusst war. Aber dieses Lächeln hatte sie mitten ins Herz getroffen und eine Sehnsucht geweckt, die nur eins bedeuten konnte – sie war auf dem besten Weg, sich wieder in Andrew Barrett zu verlieben.
Behutsam hielt sie Lukas’ Arm fest, um zu verhindern, dass bei einer unbedachten Bewegung die Kanüle aus der Vene rutschte, während Andrew den Zugang mit einem Pflaster fixierte. Alice betrachtete dabei seine Hände und spürte, wie ihr warm wurde.
Nichts hatte sich geändert. Die Anziehung war immer noch da und genauso stark wie früher. Seine schlanken Hände waren ihr vertraut, die langen Finger, die wohlgeformten kurz geschnittenen Nägel, ja, sogar die winzige Narbe an seinem linken Zeigefinger. Wie oft hatte sie sich damals vorgestellt, wie diese Hände sie berührten und verführerisch ihre Haut streichelten … Jetzt wurde ihr nur bei dem Gedanken heiß, und das Verlangen war wieder da, genauso stark und glühend wie früher.
„Ich möchte ihm Prednisolon geben, oral“, sagte Andrew, blickte auf und stutzte.
Für einen flüchtigen Moment wirkte er verwirrt, ihre Blicke verfingen sich, und Alice’ Puls begann zu rasen. Andrew sah sie an, als wüsste er genau, was in ihrem Kopf vorging.
Und in ihrem Herzen …
„Zwei Milligramm pro Kilo“, fuhr er schließlich fort und räusperte sich verhalten. „Bitte ziehen Sie auch Hydrokortison zur Unterstützung auf. Lukas bekommt kontinuierlich Salbutamol über den Vernebler und außerdem eine Dosis intravenös. Ich rufe kurz in der Pädiatrie an.“
Alice nickte knapp. Es war gut, dass sie beschäftigt war und sich auf einen Patienten konzentrieren musste. Falls Andrew etwas gesehen hatte, vergaß er es bestimmt bald wieder, und sie würde von nun an peinlich genau darauf achten, sich ihre Gefühle nicht anmerken zu lassen. Wenn sie mit ihm zu tun hatte, musste sie unbedingt professionell bleiben.
Den Asthmaanfall von Lukas bekamen sie zum Glück in den Griff, aber der Junge wurde trotzdem stationär aufgenommen, damit er unter Beobachtung blieb. Den Rest ihrer Schicht übernahm Alice jede noch so kleine Tätigkeit, die sie von der Station fernhielt. Sie begleitete Patienten zu Untersuchungen, setzte sich mit Sozialarbeitern zusammen, um Patienten einzuschätzen, und übernahm sogar ein paar Aufgaben im Hygieneraum, um die andere sich gern drückten.
Ihre Strategie ging auf. Bis zu ihrem Feierabend um drei
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