Aerzte zum Verlieben Band 47
keine Miete mehr zahlte.
„Wissen Sie überhaupt, was es für mich bedeutet, wenn es auch in Zukunft so gut funktioniert?“, war seine Antwort, als sie protestierte.
Und es funktionierte, selbst bei den Nachtdiensten. Hatte Alice Nachtschicht, kümmerte sie sich am Morgen um Emmy und legte sich schlafen, sobald das Mädchen in der Schule war. Musste Andrew über Nacht im Krankenhaus bleiben, schlief sie im großen Haus.
Beim ersten Mal gab es einen verlegenen Moment, als Andrew nach Hause kam und Alice sich, noch im Schlafanzug, gerade in der Küche einen Tee kochte. Aber das Unbehagen schwand schnell. Auch ging Alice abends nicht mehr zum Essen nach Hause, sobald er von der Arbeit kam.
„Das ist doch Unsinn“, meinte er in der zweiten Woche. „Sie müssen nicht zwei Mal kochen. Bleiben Sie und essen Sie hier.“
War Emmy noch auf, nahmen sie alle ihre Teller und aßen vor dem Kamin, und Emmy durfte ab und zu Marshmallows im Feuer rösten. Wenn sie schon schlief, aßen Alice und Andrew in der Küche. Zu zweit vor dem Kamin zu essen, wäre zu intim gewesen. Schließlich hatten sie eine Vereinbarung getroffen, von der beide profitierten, und für Alice war es nicht mehr als ein Zweitjob.
Vielleicht aus diesem Grund beschränkten sie ihre Unterhaltung strikt auf Emmy oder die Arbeit. In stummer Übereinkunft sprachen sie weder über Vergangenes noch über Familie oder Kindheit. Für Alice war es wie ein Neuanfang, so, als hätten sie sich gerade erst kennengelernt, und für persönliche Dinge war es einfach noch zu früh.
Und es genügte ihr.
Vorerst jedenfalls.
Nach ein paar Wochen jedoch veränderte sich etwas. Lag es daran, dass Andrew nicht mehr so angespannt wirkte? Dass die Sorgenfalten in seinem Gesicht sich glätteten? Dass er öfter lächelte, vor allem, wenn er Alice ansah?
Sie ertappte sich dabei, dass sie ihn verträumt betrachtete, wenn sie sich unbeobachtet glaubte. Und ihr Herz klopfte heftig, wenn er ihr sein umwerfendes Lächeln schenkte. Machte sie sich etwa wieder Hoffnung?
Eines Samstags, als sie zufällig beide freihatten, standen Andrew und Emmy unerwartet vor ihrer Tür.
„Wir haben uns gefragt, ob Sie vielleicht Lust auf eine Fahrt in die Stadt hätten?“
Er trug eine ausgeblichene Jeans und einen warmen Wollpullover, das dunkelblonde Haar war leicht zerzaust. Und sein Lächeln war so unwiderstehlich, dass sie auch zu einem Flug zum Mars nicht Nein gesagt hätte …
Emmy hüpfte aufgeregt von einem Bein auf das andere. „Wir wollen einkaufen“, verriet sie Alice. „Für mich!“
„Emmy braucht dringend etwas Neues zum Anziehen und Schuhe“, ergänzte Andrew. „Und … na ja, Sie sind ein Mädchen.“
„So wie ich!“, krähte Emmy begeistert.
„Meine Tochter hat mir heute Morgen mehr als einmal klargemacht, dass ich keins bin und deshalb nur bedingt zu diesem Einkaufsbummel tauge.“ Er lächelte schief.
„Stimmt … sind Sie nicht …“ Alice war wie gebannt. Sie hatte das unwirkliche Gefühl, in den blauen Augen des Mannes auf ihrer Türschwelle zu versinken. Augen, die ihr mehr als deutlich sagten, dass sie kein Mädchen war, sondern eine Frau – und er ein Mann.
Alice wusste, dass sie verloren war, rettungslos verloren, bis … Andrew sie finden und halten würde. Für immer und ewig.
„Ich komme gern mit.“ Mehr brachte sie nicht heraus.
Es war einer dieser Momente, in denen Andrew sich ernsthaft daran erinnern musste, dass es sich nur um eine geschäftliche Vereinbarung handelte. Dass Alice all dies nur tat, weil sie im Cottage wohnen bleiben und Auslauf für ihre Tiere haben wollte.
Leider neigte er dazu, das manchmal zu vergessen. So wie jetzt zum Beispiel, als Emmy hinten in ihrem Kindersitz saß und Alice auf dem Beifahrersitz neben ihm.
In den letzten vier Wochen war Alice so sehr Bestandteil seines Lebens geworden, dass er sich nicht vorstellen konnte, sie eines Tages wieder gehen lassen zu müssen.
Zusammen hatten sie ein Kinderlied über eine Raupe gesungen, aber dann war er in Schweigen verfallen, was anscheinend niemand bemerkte. Es war ein herrlicher Wintertag mit strahlend blauem Himmel und einer atemberaubenden Sicht auf die schneebedeckten Neuseeländischen Alpen. Und seine Tochter war so glücklich, dass er still lächeln musste.
Dann warf er einen Blick nach links, wo Alice saß, in Jeans und einem rostroten Pullover. Der locker geflochtene Zopf fiel ihr sanft über den Rücken. Sie sang munter mit und benutzte die Finger, um
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