Aerzte zum Verlieben Band 47
wäre zu peinlich, wenn Emmy später ihrem Vater erzählte, dass Alice hier in seinem Schlafzimmer einen roten Kopf bekommen hatte.
„So, Zeit fürs Bad“, sagte sie in festem Ton. „Und dann machen wir ein Feuer im Kamin, essen etwas, und anschließend lese ich dir vor.“
„Wann kommt Daddy nach Hause?“
„Wenn er Dienstschluss hat.“
„Noch vorm Schlafengehen?“
„Ich denke, schon. Wann gehst du denn immer ins Bett?“
Emmys Augen mochten vom leichten Fieber glänzen, aber Alice konnte deutlich auch den Schalk darin erkennen. „Wenn Daddy es sagt.“
Es war schon nach sieben, als Andrew endlich zu Hause war, viel später als gewollt. Er war müde, und zum ersten Mal dachte er: Was für ein Wahnsinn, so weit draußen zu wohnen!
Die Angst gestern um Emmy, eine praktisch schlaflose Nacht und die Sorge um Emmys Gesundheit hatten ihn Nerven und Kraft gekostet. Seine Aktenmappe fühlte sich bleischwer an, als er sie in der Eingangshalle abstellte. Er zog sich die Jacke aus, hängte sie an die Garderobe und machte sich auf den Weg zur Küche.
Irgendetwas war anders als sonst. Lag es an dem köstlichen Duft, der in der Luft hing? An der Wärme, die aus der spaltbreit offenen Tür des Wohnzimmers in den Flur drang? Oder am sanften Lampenlicht, das ihn empfing, als er die Tür aufstieß?
Alice lehnte in einer Ecke des Sofas, ein Buch in der einen Hand, aus dem sie vorlas, und den anderen Arm um ein Bündel gelegt, das sich bei näherem Hinsehen als seine in eine Decke gekuschelte Tochter entpuppte.
Vielleicht lag es daran, dass er müde, hungrig und voller Sorge um seine Tochter war, dass sich ihm bei diesem Anblick die Kehle zuschnürte. Oder die rührend häusliche Szene zusammen mit der Wärme des Feuers und dem verlockenden Essensduft. Jedenfalls hatte er zum ersten Mal seit seiner Kindheit das Empfinden, nach Hause zu kommen.
Alice hörte auf zu lesen, als er das Zimmer betrat. Sie lächelte ihn an, sagte aber nichts.
Andrew schaute auf die stille Gestalt neben ihr. „Geht es ihr gut?“
„Sie schläft tief und fest“, sagte sie leise. „Vor einer Stunde hat sie etwas gegessen, und vor einer halben Stunde habe ich ihr noch einmal Paracetamol gegeben. Und ihr eine Wärmflasche ins Bett gelegt.“
„Ich bringe sie nach oben.“
Er musste sich über beide beugen, um Emmy mit der Bettdecke zusammen hochzunehmen. Deutlich spürte er Alice’ Körperwärme, und er stellte sich vor, wie es wohl für Emmy gewesen sein mochte, dicht an sie geschmiegt dazuliegen, ihrer Stimme zu lauschen und irgendwann in den Schlaf zu gleiten.
Wahrscheinlich so, als hätte sie zum ersten Mal in ihrem jungen Leben eine richtige Mutter.
Andrew trug seine Tochter die Treppe hinauf und versuchte auf dem Weg zum Kinderzimmer, das seltsame Gefühl abzuschütteln, das ihn unten im Wohnzimmer gepackt hatte. Er sah Alice Palmer in einem ganz anderen Licht – er merkte plötzlich, dass er gar nicht mehr wollte, dass sie auszog.
Im Gegenteil, da war der Wunsch, sie in der Nähe zu haben.
Als er wieder herunterkam, war sie gerade dabei, eine Auflaufform aus dem Herd zu holen. Geschmortes Rindfleisch und geröstete Kartoffeln, die köstlich dufteten. Der Tisch war jedoch nur für eine Person gedeckt.
„Sie haben schon gegessen?“
Alice nickte. „Ja, zusammen mit Emmy.“
„Möchten Sie nicht ein Glas Wein mit mir trinken? Ich finde, dies hier …“ Er deutete auf das Essen. „… verdient den besten Rotwein, den ich habe.“ Er griff in das Weinregal hinter dem alten gusseisernen Herd, dann suchte er in einer der Schubladen nach einem Korkenzieher.
„Eigentlich sollte ich rübergehen. Jake wird sich wundern, wo sein Fressen bleibt.“
„Bitte, leisten Sie mir noch ein bisschen Gesellschaft. Ich möchte Ihnen richtig danken und gern hören, wie es Emmy geht, aber wenn ich jetzt nichts in den Magen bekomme, falle ich um. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt etwas gegessen habe.“
Alice blieb zögernd stehen. Andrew stellte zwei Gläser und die Weinflasche vor sie hin. „Nehmen Sie den Wein und ein Glas mit?“
Irritiert sah sie ihn an. „Wohin?“
„Wir wollen doch das gemütliche Kaminfeuer genießen, das Sie angemacht haben.“ Er nahm seinen Teller, Besteck und das Glas. „Kommen Sie?“
„Gut, aber ich muss wirklich bald los.“ Sie machte eine Pause. „Ich möchte auch noch etwas mit Ihnen besprechen.“
Was es war, erfuhr er nicht eher, als bis er seinen Teller geleert und Alice
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