Aerzte zum Verlieben Band 52
nicht?“
„Nein. Nach dem Essen suche ich ein Pferd aus, auf dem du sicher bist.“
„Schon gut. Ich muss nicht reiten. Tom, leisten Sie uns beim Essen Gesellschaft?“
Tom schüttelte den Kopf. Zu Lukes Erstaunen schien er allerdings versucht, das Angebot anzunehmen. „Nein, aber lass sie wieder aufsitzen, Luke.“
„Damit sie sich den Hals bricht? Kommt nicht infrage. Mir reicht es, dass mir eine Frau gestorben ist.“
„Hey“, antwortete Lily verwirrt. „Ich bin nicht deine Frau.“
„Nein, ganz sicher nicht“, erklärte er scharf und führte die Pferde schweigend zum Farmhaus zurück.
Am Nachmittag half Luke seinem Onkel wieder auf der Weide, und Lily erkundete die Farm allein. Sie kam vorbei, um ein bisschen zu plaudern – jedenfalls mit Tom. Dann bot sie ihre Hilfe an. Als Luke meinte, sie sollte sich lieber ausruhen, sah er ihr an, dass sie sich zurückgewiesen fühlte.
Tom warf ihm einen Seitenblick zu. „Sie kann reiten, gute Haltung. Gib ihr ein Pferd.“
Luke bot ihr eins seiner gutmütigen Tiere an, aber Lily lehnte ab. „Vergiss es“, sagte sie. „Ich reite nicht.“
Ihm war klar, dass er sie gekränkt hatte, aber er hatte Angst um sie gehabt. Sie hätte sich das Genick brechen können.
Trotzdem fühlte er sich nicht wohl in seiner Haut. Am Abend, kurz vor Sonnenuntergang, verschwand Tom, um seine Rinder zu füttern, und Luke ging zu Lily auf die Veranda.
„Es tut mir leid, dass ich dich angefahren habe, aber ich reagiere allergisch, wenn jemand unnötig Kopf und Kragen riskiert.“
„Habe ich nicht“, erwiderte sie. „Aber okay, ich nehme deine Entschuldigung an.“
„Komm mal mit. Ich möchte dir etwas zeigen.“
Sie folgte ihm wenig begeistert, als er sie zu Toms Hauskoppel führte, wo Zelda graste, eine sanfte Rotschimmelstute. Das staksige Fohlen an ihrer Seite hatte die Blesse seines Vaters geerbt.
„Das sind Zelda …“, stellte er vor und sah, wie Lily das Fohlen entzückt betrachtete. „… und Merrylegs. Er hat seinen Namen erst heute Morgen bekommen.“
Die Anspannung war vergessen. „Ist der süß“, hauchte sie. „Und sein Vater ist Checkers, oder?“
Luke nickte.
„Vater, Mutter und Kind. Du bist ein Glückspilz. Eine richtige Familie!“
„Ja, die Einzige, die ich brauche.“
„Was?“ Erstaunt blickte sie ihn an. „Ist das dein Ernst?“
Er bereute, dass ihm das herausgerutscht war. Warum hatte er das nur gesagt?
Weil er sich ihr nahe fühlte?
Weil sie hinreißend schön war?
Er hatte ihr heute wehgetan. Das sollte nicht wieder passieren. Aber er hatte auch nicht vor, sich selbst verletzlich zu machen.
Luke zwang sich, an Hannahs Sterbetag zu denken. Beim Frühstück klagte sie über Übelkeit und schob es auf die Pizza vom Lieferservice … und auf Luke, weil er mal wieder erst mitten in der Nacht nach Hause gekommen war. Wäre er rechtzeitig da gewesen, hätten sie zusammen – und sie nicht so viel – gegessen.
„Ruf mich an, wenn du mich brauchst“, sagte er nur. Sie war wütend, aber er wusste nicht, was er dagegen tun sollte. Also gab er ihr zum Abschied einen Kuss und nahm sich vor, in der Mittagspause heimzufahren, um nach ihr zu sehen.
Doch dann kamen die siamesischen Zwillinge zur Welt, der eine tot, das Leben des anderen am seidenen Faden. Es galt, keine Zeit zu verlieren, Luke musste operieren. Vierzehn Stunden lang. Zwischendurch bat er eine Krankenschwester, Hannah anzurufen, damit sie Bescheid wusste.
„Es hat niemand abgenommen“, berichtete sie kurz darauf. „Ich habe eine Nachricht auf Band gesprochen.“
Sie hat sich mit einer Freundin getroffen, dachte er, erleichtert darüber, dass es ihr wohl wieder besser ging. Danach konzentrierten sich all seine Gedanken darauf, das kleine Leben in seinen Händen zu retten.
Und in derselben Zeit waren seine Frau und sein ungeborener Sohn gestorben.
Luke wusste jetzt, warum er das zu Lily gesagt hatte. Die einzige Familie, die ich brauche. Es war eine Warnung gewesen, eine Warnung an sich selbst. Er beobachtete Lily, die liebevoll das kleine Fohlen streichelte.
„Mir liegt nichts an Beziehungen“, brummte er.
Sie warf ihm einen belustigten Blick zu. „Vorgetäuschte ausgenommen. Die sind auch mir am liebsten. Und, was passiert mit Merrylegs? Wirst du ihn verkaufen?“
„Nein.“
Die Sonne stand dicht am Horizont. Lily streichelte Zelda, während ihr kleiner Sohn versuchte, auch ein paar Streicheleinheiten abzubekommen. Der leichte Abendwind spielte mit
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