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0242 - In zehn Sekunden bist du tot

0242 - In zehn Sekunden bist du tot

Titel: 0242 - In zehn Sekunden bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: In zehn Sekunden bist du tot
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»Wenn Sie verhindern wollen, dass Gus Ward umgelegt wird, dann müssen Sie sich beeilen!«, sagte die heisere Stimme am Telefon. »Ward wohnt jetzt in der 123rd Street East. Im Haus Nr. 186.«
    In der Leitung knackte es. Der Anrufer hatte den Hörer aufgelegt, ohne seinen Namen zu nennen. Die Telefonistin, die das Gespräch angenommen hatte, stand auf und durchquerte rasch den lang gestreckten Raum, in dem die Stimmen der anderen Telefonistinnen und das Summen der Apparate eine Geräuschkulisse bildeten, die nie verstummte.
    Das Office, das die Telefonistin betrat, sah aus wie der Kartenraum eines Generalstabs. An den Wänden hingen Stadtpläne von den fünf New Yorker Bezirken und vier riesige Straßenkarten der Umgebung.
    Einsatzleiter Joe Decey saß hinter dem Schreibtisch. Aus seiner kurzen Pfeife quollen Rauchschwaden, die langsam zur Decke stiegen. Die Bürolampe warf einen scharf abgegrenzten Lichtkreis.
    »Ja?«, murmelte Decey fragend. »Was gibt es?«
    »Sir, soeben ging ein anonymer Anruf ein. Ich habe den Text mitstenografiert.«
    Die Telefonistin trat näher an den Schreibtisch heran und hielt ihren Block in den Lichtkreis der Lampe, um die beiden Sätze vorzulesen.
    »Eine Männerstimme?«, fragte Decey knapp.
    »Ja, Sir.«
    »Irgendwelche charakteristischen Merkmale in der Stimme?«
    »Nein, Sir. Sie war verstellt. Jedenfalls klang sie unnatürlich.«
    Decey legte seine Pfeife in den Aschenbecher. Während er schon zum Telefon griff, warf er einen flüchtigen Blick hinauf zu der elektrischen Normaluhr an der Wand und sagte: »Es kann sein, dass uns irgendein Verrückter nur einen Streich spielen will. Trotzdem wollen wir uns darum kümmern. Notieren Sie die Uhrzeit. Vielleicht schaffen wir es noch und können wirklich ein Menschenleben retten…«
    ***
    Das Rotlicht rotierte und ergoss seinen geisterhaft blutigen Schein über Autos und Passanten. Die Sirene gellte. Die Fahrbahnmitte der Third Avenue lag wie leer gefegt vor uns. Ich trat auf das Gaspedal, dass der Motor aufheulte.
    Mit neunzig Meilen fegten wir die schnurgerade Straße hinauf nach Norden.
    Mein Freund Phil hockte neben mir auf dem Beifahrersitz. Er hatte sich den Hörer des Sprechfunkgerätes ans Ohr gedrückt und brummte: »Hallo, Dean! Freut mich, dass du dich überhaupt mal meldest. Sieh doch bitte in deinen Karteikästen nach, ob wir irgendetwas über einen gewissen Gus Ward haben. Besagter Gus Ward soll in den nächsten Minuten erschossen werden.«
    Einen Augenblick war es still im Lautsprecher. Dann brummte Deans Bass: »Bleibe eine Minute an der Strippe, dann kann ich dir Bescheid sagen.«
    »Vielen Dank«, sagte Phil. »Es darf auch fünf Minuten dauern, denn vorher sind wir doch nicht in der 123rd Street.«
    Er klemmte sich den Hörer zwischen Schulter und Ohr ein, während er mit beiden Händen in seinen Taschen nach den Zigaretten suchte. Draußen gellte die Sirene aus meinem Jaguar, und auch das Rotlicht sandte noch immer seine Lichtstreifen in die Runde. Je weiter wir hinauf nach Norden kamen, desto erbärmlicher und schmutziger wurden die Häuser und die Straßen.
    »Es ist zum Schreien«, raunzte Phil wütend. »In den letzten beiden Tagen geht mir doch alles schief! Jetzt habe ich meine Zigaretten auf dem Schreibtisch liegen gelassen.«
    »In meiner rechten Jackentasche steckt eine Packung«, sagte ich. »Hol sie dir raus.«
    »Danke«, brummte Phil und bediente sich. Mir schob er eine angezündete Zigarette zwischen die Lippen.
    Jetzt ertönte Deans Stimme wieder aus dem Lautsprecher unter dem Armaturenbrett. »Ich habe die Karte von diesem Gus Ward gefunden. Er ist ein Weißer, der seit Jahren droben in Harlem lebt.«
    »Auch das noch!«, stöhnte Phil. »Wer sich als Weißer dorthin zurückzieht, ist doch keinen Schuss Pulver wert.«
    »Im Fall Ward wäre auch ein halber Schuss noch zu viel«, erwiderte Dean Martins. »Der Kerl ist sechsmal vorbestraft. Das letzte Mal wegen räuberischen Überfalles in Tateinheit mit schwerer Körperverletzung. Zwölf bis fünfzehn Jahre.«
    »Wirklich ein liebenswerter Zeitgenosse«, sagte Phil. »Und wann kam er raus?«
    »Wo raus?«
    »Aus dem Kindergarten«, seufzte Phil. »Meine Güte, Dean, aus dem Zuchthaus natürlich! Von seiner letzten Strafe!«
    »Wieso denn raus?«, brummte Dean beleidigt. »Er sitzt noch!«
    Er hätte den Hörer gar nicht so krachend auf die Gabel zu werfen brauchen. Phil und ich waren ohnehin für die ersten Sekunden sprachlos. Dann aber drückte Phil

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