Aerzte zum Verlieben Band 52
seine ganz zart, sodass er schon glaubte, er hätte sich den Kuss eingebildet. Als Luke sie an sich ziehen wollte, wich sie zurück.
„Zu deinem Haus geht es da entlang.“ Sie deutete auf die Bäume, zwischen denen sein Verandalicht hindurchschimmerte. Er hatte den Wagen dort stehen lassen und war zu Fuß hergegangen. „Meins liegt in der entgegengesetzten Richtung. Du und Tom, ihr lebt jeder euer Leben, deshalb kennst du es nicht anders – entweder meilenweit auseinander oder so nahe, dass du mich einengen würdest. Und dafür sorgt schon meine Mutter. Mehr ertrage ich nicht.“
Sie konnte nicht einschlafen. Wie auch, nach einem solchen Abend?
Lily lag im dunklen Zimmer und dachte daran, wie es wäre, mit Luke Williams zusammenzuleben. Sein Bett zu teilen. Sein Leben.
Unmöglich, völlig unmöglich … Und dennoch, er hatte sie gefragt … Dass er für sie das Gleiche empfand wie sie für ihn, erschien ihr wie ein Wunder. Aber sie durfte sich nicht darauf einlassen.
Und wenn sie es versuchte? Zu ihm zog, es darauf ankommen ließ? Nein, wenn sie erst mit ihm geschlafen hatte, würde es zu spät sein.
„Ich bin schwach“, flüsterte sie. „Aber das darf ich nicht sein. Es wird mir das Herz brechen. Ich darf ihn nicht lieben, nicht, wenn ich eines Tages gehen muss …“
Sie rollte sich auf die Seite und starrte aus dem Fenster. In der Ferne leuchtete schwach noch immer sein Verandalicht.
Ob er auch noch wach war? Daran dachte, sein Leben mit ihr zu teilen?
Irrtum, er wollte nicht teilen. Er wollte sie in sein Leben holen und festhalten. Das war ein großer Unterschied, und sie täte gut daran, das einzusehen.
Lily konnte nicht schlafen, sie hatte Bauchkrämpfe. Vermeiden Sie Stress. Das war leichter gesagt als getan! Irgendwann gab sie es auf, sich hin- und herzuwälzen, machte sich eine Wärmflasche und tappte auf die Veranda, wo die Hunde auf einem alten Sofa lagen. Schwanzwedelnd erhoben sie sich und machten ihr Platz, als wäre sie eine von ihnen.
Sie legte sich hin, und die Hunde machten es sich wieder gemütlich, halb auf ihr und dicht an sie geschmiegt.
„Seht ihr, ich bin ein hoffnungsloser Fall, ich kann nicht allein sein“, sagte sie. „Vielleicht wird es Zeit, dass ich zu meiner Mutter zurückgehe.“
Kurz nach Sonnenaufgang kam Luke. Sie wachte auf und sah ihn vor dem Sofa stehen.
Zu sagen, dass ihr die Situation peinlich war, wäre noch untertrieben.
„Entschuldige mal“, brachte sie bemüht würdevoll heraus. „Du bist in meinem Schlafzimmer.“
„Das sehe ich.“
Er sieht atemberaubend aus, dachte sie. Maßgeschneiderte Anzughose, gebügeltes schneeweißes Hemd. Zwar trug er keine Krawatte, aber Lily war sicher, dass sie griffbereit im Auto lag.
Sie selbst trug ihr ältestes Nachthemd und roch nach Mückenspray. Wahrscheinlich war sie voller Hundehaare. Lily wünschte sich in ihre gestärkte, makellose Schwesterntracht. Aber im Moment fühlte sie sich wie ein Fall für die Wohlfahrt. Wie jemand, für den man sorgen musste. Na ja, so dachte Luke doch von ihr, oder?
„Du hast bei den Hunden geschlafen“, sagte er.
„Stimmt.“ Sie gähnte und streckte sich, und die Hunde taten es ihr nach. „Uns gefällt’s hier draußen.“
„Du schläfst im Freien, wenn du hier allein bist?“ Das klang einen Ton schärfer.
„Die Hunde sind bei mir.“
„Von jetzt an schlafe ich auf der Farm und fahre von hier aus zur Arbeit“, verkündete er grimmig. „Bis Tom nach Hause kommt.“
„Bis …“
„Okay, wahrscheinlich danach auch noch. Muss ich ja wohl. Tom ist noch sturköpfiger als du.“
„Du hast es nicht leicht.“
„Wir sehen uns heute Abend“, antwortete er barsch.
„Ich gehe früh ins Bett. Ich wäre dir dankbar, wenn du nicht mehr vorbeischaust.“
„Lily …“
„Unabhängigkeit“, entgegnete sie. „Das willst du doch für dich. Also gestehe es mir auch zu. Sagt Auf Wiedersehen zu Daddy, Jungs.“ Sie hob von jedem Hund eine Pfote und winkte damit.
Luke drehte sich auf dem Absatz um und marschierte davon.
Unglücklich und verwirrt blickte sie ihm nach.
9. KAPITEL
Lily stürzte sich in die Arbeit und versuchte, Luke zu vergessen.
Was nicht einfach war, da jeder sie daran erinnerte, dass Luke und sie offiziell ein Paar waren. Habt ihr Lust, mit uns zu Pete zu gehen? Was macht ihr am Wochenende? Können wir euch besuchen?
Oft genug musste Tom als Ausrede herhalten. „Tut mir leid, auf der Farm ist so viel zu tun. Vielleicht, wenn Tom wieder zu
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