Aerzte zum Verlieben Band 57
deutlich, dass er nicht gerade begeistert war, doch Evie dachte nicht daran, ihm diese Aufgabe abzunehmen. „Ruf sie an, sie muss Bescheid wissen.“ Sie sah auf ihre Uhr. „Die Arbeit ruft. Wir sehen uns später wieder bei Bella“, fügte sie nachdrücklich hinzu.
Irgendjemand musste Richard klar und deutlich sagen, was von ihm erwartet wurde, und sie hatte absolut kein Problem damit.
Fragte sich nur, ob er ihr wirklich zugehört hatte …
Bella sah erschöpft aus. Elfenblass saß sie im Bett, und die weiße Krankenhauswäsche ließ sie noch schmaler wirken. Nur ihre kastanienroten Locken hoben sich leuchtend von den Kissen ab, die Bella stützten. Sie könnte für achtzehn durchgehen, dachte Charlie, obwohl er wusste, dass sie nur wenige Jahre jünger war als Evie.
Er wartete, bis auch Sam das Zimmer verlassen hatte, bevor er sich einen Stuhl heranzog und sich ans Bett setzte. „Was kann ich für dich tun?“, fragte er.
„Ich brauche einen neutralen Zuhörer.“
Verwundert betrachtete er sie. Bella vermied es, ihm in die Augen zu sehen, während sie die Falten in ihrer Bettwäsche glatt strich. Er fragte sich, was sie beschäftigte. „Geht es um die Transplantation?“
„Gewissermaßen.“
„Du hast dich doch dafür entschieden, oder?“
„Ja.“ Als sie nickte, tanzten die schimmernden Locken. „Aber ich wollte mit dir nicht über die Operation oder etwas Medizinisches reden. Ich mache mir Sorgen um Evie.“ Sie blickte auf, spielte aber immer noch verlegen mit der Bettwäsche.
„Evie? Warum?“
„Du hast gehört, was Sam gesagt hat. Mir bleibt nur eine Gnadenfrist. Ich will noch nicht aufgeben, aber niemand kann mir garantieren, dass rechtzeitig eine passende Spenderlunge für mich gefunden wird.“
Das Atmen fiel ihr sichtlich schwer, und als sie zwischen den Wörtern nach Luft schnappte, war ein schwaches Pfeifen zu hören. Über die Schläuche in ihrer Nase wurde sie mit Sauerstoff versorgt, und aus reiner Gewohnheit warf Charlie einen prüfenden Blick auf den Monitor. Aber der Zufluss stimmte, und die Sauerstoffsättigung im Blut war auch im grünen Bereich. Beruhigt sah er Bella wieder an.
„Wenn ich es nicht schaffe … möchte ich sichergehen, dass meine Schwestern klarkommen.“
„Sam hat dir gerade eröffnet, dass eine Spenderlunge deine letzte Chance ist, und du machst dir Gedanken um deine Schwestern?“ Charlie konnte seine Bewunderung kaum verbergen. Wäre er an Bellas Stelle, er hätte wahrscheinlich an nichts anderes gedacht als daran, ob er leben oder sterben würde.
„Wegen der Spenderlunge kann ich nichts tun, aber ich könnte wenigstens ein bisschen Einfluss darauf nehmen, dass es Evie gut geht.“
„Was ist mit ihr?“
„Sie macht sich fertig wegen dieses Spenderorgans. Evie fühlt sich für mich verantwortlich. Das ist so, seit unsere Mutter uns verlassen hat. Aber meine Krankheit ist nicht über Nacht gekommen. Wir alle wissen schon sehr lange, dass ich eines Tages eine neue Lunge brauche oder sterben muss. Und ich glaube, Evie kommt damit nicht zurecht. Jedenfalls ist sie in letzter Zeit so verändert.“ Sie fing an zu husten, Krämpfe erschütterten ihre magere Gestalt.
„Und was kann ich da tun?“ Charlie nahm das Glas von ihrem Nachttisch, goss Wasser ein und reichte es Bella.
„Danke“, sagte sie, nachdem sie in kleinen Schlucken davon getrunken hatte. Ihre Stimme war nicht lauter als ein Flüstern. „Sie wirkt angespannt, schon seit einer Weile. Und das passt gar nicht zu ihr. Irgendetwas beschäftigt sie, aber sie verrät es mir nicht. Hast du eine Idee, was es sein könnte?“
„Ich habe sie in letzter Zeit kaum gesehen“, gab er zu. Aber wenn Bella richtig lag mit ihrer Vermutung, dass Evie unter Druck stand, dann konnte er sich denken, was der Grund war. „Ich vermute, dass sie sich Sorgen um dich macht und dich damit nicht belasten will.“
„Vielleicht hat es aber auch gar nichts mit mir zu tun“, meinte sie gedankenverloren.
„Womit dann?“
„Ich bin mir nicht sicher. Zwei der Schwestern haben sich über Evie unterhalten und dabei Finn Kennedy erwähnt. Ich frage mich, ob zwischen den beiden etwas passiert ist. Hast du vielleicht etwas gehört?“
Bellas anfängliche Nervosität war verschwunden. Auf einmal wirkte sie ruhig, fast abgeklärt, sodass Charlie sich fragte, ob er sich ihre Anspannung nur eingebildet hatte. „Nein“, antwortete er. „Nur den normalen Tratsch und die üblichen Beschwerden darüber, dass manche
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