Aerzte zum Verlieben Band 57
kam. „Behandeln genügt nicht mehr, Bella. Wir müssen handeln. Es wird Zeit für den nächsten Schritt.“
Sie konnte nichts sagen. Sam sah sie an, schien eine Reaktion zu erwarten. Bella dachte, sie hätte genickt, war sich aber nicht sicher.
Sam wandte sich an ihre Familie. „Wir haben schon darüber gesprochen, aber jetzt wird es ernst. Bella braucht eine neue Lunge. Ich habe ihren Status noch einmal begutachtet, und damit erhält ihr Fall auf der Transplantationsliste höchste Priorität. Das bedeutet, dass sie das nächste verfügbare Lungenpaar bekommt.“
Bella umklammerte Evies Hand. Bei ihrem letzten Krankenhausaufenthalt hatte Sam ihr geraten, sich mit dem Gedanken an eine Transplantation vertraut zu machen. Aber jetzt war es so weit. Ihre Lunge war nicht mehr zu retten. Über kurz oder lang würde sie endgültig versagen.
Aus dem Augenwinkel nahm sie wahr, wie ihr Vater auf einem Stuhl zusammensackte, als hätten ihm die Beine versagt. Seine Reaktion überraschte sie. Ihr Vater war ein Mann der Tat, er hatte für alles eine Lösung – außer, wenn es sie und ihre Mutter betraf –, und er zeigte nie auch nur das mindeste Anzeichen von Schwäche. Machte er sich wirklich Sorgen um sie? Oder war er nur verwirrt?
„Was geschieht, während wir warten?“ Lexis Stimme klang unnatürlich laut in Bellas Ohren, und sie zuckte unwillkürlich zusammen.
„Wir bereiten sie auf die Operation vor … Bluttests, Organfunktionstests, das volle Programm, einschließlich psychologischer Betreuung“, antwortete Sam.
„Wie läuft die Operation ab?“, wollte Richard wissen und beantwortete damit Bellas stumme Frage. Seinem Tonfall nach zu urteilen, fragte hier ein Mann nach Informationen. Ein besorgter Vater hätte anders geklungen.
„Bella wird einige Zeit im OP sein. Der Eingriff kann bis zu zwölf Stunden dauern. Wir schließen sie an die Herz-Lungen-Maschine an und transplantieren die Lunge über einen Einschnitt zwischen der achten und neunten Rippe. Hinterher muss Bella für mindestens vierundzwanzig Stunden auf der Intensivstation bleiben. Danach verlegen wir sie wieder in diese Abteilung.“
„Wie sieht es mit der Überlebensrate aus?“ Wie üblich zeigte ihr Vater keine Emotionen. Er zog es vor, Zahlen und Fakten zu hören.
„Gut. Fünfundachtzig Prozent der Patienten mit beidseitiger Lungentransplantation haben hier in Australien das erste Jahr überlebt, und sechzig Prozent davon waren auch nach fünf Jahren noch am Leben.“
Bella hörte, wie jemand nach Luft schnappte. Lexi.
Sie selbst kannte die Statistiken, aber für diejenigen, die sich nicht stundenlang damit beschäftigt hatten, mussten Sams Worte entmutigend klingen.
„Diese Studien beziehen sich nicht ausschließlich auf Mukoviszidose-Patienten“, stellte Sam klar. „Außerdem ist Bella noch jung, was von großem Vorteil ist. Sie wird zwar noch immer zystische Fibrose haben, jedoch nicht mehr in ihrer Lunge.“ Er sah sie an. „Wenn deine Lunge vernünftig arbeitet, verbessert sich deine Lebensqualität deutlich. Du hast mehr Energie, du legst an Gewicht zu, und du kannst aktiver sein als jetzt.“
„Wie meinst du das – sie wird immer noch zystische Fibrose haben?“ Richard runzelte die Stirn.
„Bellas Lunge wird davon nicht mehr betroffen sein, aber die Krankheit steckt nach wie vor in ihrer Bauchspeicheldrüse, den Schweißdrüsen und Fortpflanzungsorganen. Deshalb muss Bella weiterhin Verdauungsenzyme und zusätzlich Medikamente einnehmen, die eine Abstoßungsreaktion auf die neuen Organe unterbinden. Durch die Transplantation wird ihre Krankheit nicht geheilt. Bella spürt sie nur nicht mehr in der Lunge, und das verlängert ihr Leben.“ Sam wandte sich wieder ihr zu. „Bella, hast du Fragen?“
„Wie lange habe ich noch?“
„Einen Monat, vielleicht etwas länger.“ Sams tiefe Stimme klang sanft, aber seine Worte waren eindeutig.
Es war fast November. Erlebe ich Weihnachten noch?
„Habe ich eine Wahl?“
Ihre Frage beendete schlagartig die Stille im Raum. Lexi fing an zu weinen, und von Evie kam ein erregtes: „Bella, du musst …“
Bella hob die Hand, und ihre Schwester schwieg sofort. „Ich habe nur gefragt“, sagte sie langsam, während sie nach Luft rang. „Ich habe nicht gesagt, dass ich mich nicht operieren lasse. Ich will nur wissen, welche Möglichkeiten mir bleiben.“
„Natürlich hast du eine Wahl“, sagte Sam. „Es ist dein Körper. Du kannst dich für die Transplantation
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