Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition)
schob ihm die Haare dort beiseite, wo er von dem Betonblock getroffen worden war. Unter dem verkrusteten schwarzen Blut verheilte die Platzwunde bereits, aber er war noch immer bewusstlos.
»Christian!« Antoinette streichelte ihm sanft über das Gesicht. »Kannst du mich hören?«
Er ächzte zur Antwort, erwachte aber nicht. Sie hatte keine Ahnung, wie lange es dauerte, bis ein Aeternus eine solche Kopfwunde überstanden hatte. Plötzlich begriff sie, wie hilflos er sich gefühlt haben musste, als sie im Sterben gelegen hatte. Sie würde alles tun, um ihm zu helfen, so wie Christian alles für sie getan hatte. Tränen stiegen in ihr hoch. Jetzt war wirklich die passende Zeit für eine solche Erkenntnis …
Der Lift fuhr noch immer nach oben. Sie wusste nicht mehr, wie lange die Fahrt nach unten gedauert hatte, aber die Reise schien kein Ende zu nehmen.
Der Boden unter ihr erzitterte wie von einem Erdbeben, und der Aufzug kam mit einem lauten Schlag zum Stillstand.
»Nein!«, schrie sie und hämmerte wieder auf die Knöpfe ein.
Die Bombe im Labor musste detoniert sein. Das Lichtin der Kabine flackerte, knisternde Geräusche ertönten, und das hohe Kreischen von Metall gegen Metall außerhalb des Lifts zerrte an ihren Nerven.
Christian lag noch immer bewusstlos mit dem Kopf in ihrem Schoß, während es im Aufzug beständig heißer wurde. Sie saßen in der Falle. Panik brodelte knapp unter der Oberfläche ihres Bewusstseins, aber Antoinette durfte ihr nicht nachgeben. Das würde ihr und Christian nicht helfen, hier herauszukommen.
Und dann wurde der Aufzug in Finsternis getaucht. Was würde denn noch alles schiefgehen? Nach wenigen Sekunden hatten sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt, und sie konnte wieder sehen. Zum zweiten Mal war sie froh, kein Mensch mehr zu sein. Allmählich lernte sie ihre neuen Fähigkeiten zu schätzen. Wenn es ihr bloß gelänge, ihren Hunger zu bezwingen! Wenigstens konnte sie jetzt nicht mehr so leicht sterben und hatte deshalb eine Chance, es lebend nach draußen zu schaffen.
Aber sie durfte nicht einfach hier herumsitzen und auf Hilfe warten, die möglicherweise nie kam. Sie schaute sich um und bemerkte die Deckenluke. Sanft legte sie Christians Kopf auf den Boden, sprang nach oben und zerrte an der Luke. Sie war versperrt. Natürlich.
Sie packte den Rand der Luke und stieß den Fuß mit aller Kraft dagegen. Sie schlug nach oben auf, und Antoinette benutzte ihren Schwung, um sich auf den Lift zu katapultieren.
Flaschenzüge und Kabel waren das Einzige, was die Kabine hielt. Der Geruch nach brennendem Schmierfett und Ozon erfüllte den heißen, dunklen Schacht. Antoinette blickte nach oben und erkannte eine Tür etwa zwanzig Fuß über sich. Nur zwanzig Fuß – das war leicht zu schaffen. Allerdings nur, wenn Christian wieder bei Bewusstsein war.
»He!«, rief sie und bildete mit den Händen einen Trichter um den Mund. »Ist da oben jemand?«
Der Aufzug erzitterte unter ihr und sackte einige Fuß in die Tiefe. Antoinette fiel auf die Knie. Das Knirschen von Metall und das Ächzen gespannter Kabel waren in dem engen Raum deutlich zu hören. Rauch quoll an den Seiten der Kabine vorbei.
Antoinette steckte den Kopf wieder durch die Luke. »Christian!« rief sie in dem Versuch, ihn aufzuwecken.
Er regte sich, kam aber nicht ganz zu sich. Ihnen blieb keine Zeit mehr, denn der Aufzug zitterte schon wieder unter ihr, und sie kletterte vorsichtig in die Kabine zurück. Ihre neue Kraft erlaubte es ihr, Christian vom Boden aufzuheben und ihn durch die Öffnung auf das Dach zu schieben. Es war schwierig, aber sie schaffte es. Der Aufzug zuckte erneut. Sie erstarrte, bis er sich wieder beruhigt hatte, dann kletterte sie so schnell und vorsichtig wie möglich ebenfalls wieder auf das Kabinendach.
Christian auf die Seite zu ziehen, war leicht. Ihn die schmale Versorgungsleiter hochzuschieben, war hingegen eine ganz andere Sache.
Als sie die Hand um die erste warme Stahlsprosse legte, stürzte die Kabine noch einige Fuß in die Tiefe. Christians Gewicht zerrte an ihrem Arm und riss sie beide nach unten. Was jetzt? Sie konnte nicht nach oben klettern, während sie mit der einen Hand Christians Gewicht trug.
In diesem Augenblick ächzte er, schlug die Augen auf und blinzelte verwundert. Als er nach unten schaute, packte er sofort die Sprosse neben ihrem Knie. Die Behälter, die er noch immer über der Schulter trug, klapperten gegen die Metallleiter.
»Was ist passiert?«, fragte
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